Warum zieren grimmige Fratzen gotische Kathedralen
und was hat ein feuerspeiender Drache aus Rouen damit zu tun?
Ich nehme euch mit auf einen humorvollen Streifzug durch die Welt der Gargoyles:
von mittelalterlichen Wasserspeiern über popkulturelle Helden
bis hin zu meiner eigenen steinernen Gartenbande.
Geneigte Lesende,
habt ihr euch schon einmal gefragt, warum bei gotischen Kathedralen so gerne steinerne Fratzen vom Dachrand starren? Genau, die Rede ist von Gargoyles! Jenen grimmigen Gesellen, die entweder Regenwasser gurgelnd von den Mauern leiten oder in unserer Fantasie des Nachts von ihrem steinernen Podest springen, um Dämonen zu vermöbeln.
Der Name „Gargoyle“ kommt übrigens vom französischen gargouille, was so viel wie „Kehle“ oder „Rachen“ bedeutet – ein Hinweis darauf, dass es sich ursprünglich um schnöde Wasserspeier handelte.
Aber Hand aufs Herz: Wer glaubt schon ernsthaft, dass die Baumeister des Mittelalters ihre Kathedralen nur aus praktischen Gründen, mit Drachenköpfen, Chimären und grotesken Fratzen verziert haben? Eben! Der Mensch liebt es doch, dem Übernatürlichen ein Gesicht zu geben.
Vom Drachenschreck zum Kirchenornament
Die französische Legende von La Gargouille erzählt von einem Drachen, der Rouen heimsuchte. Feuer speien konnte er auch, der Lümmel. Erst als der heilige Romain ihn bezwang, nagelte man seinen Kopf an eine Kirche – und zack, die Tradition der Gargoyles war geboren.
In dem Moment, als ich das tippte, erklang tief aus Hektors Drachenhöhle ein Brüllen, so, als ob er genau wüsste, was ich gerade schreibe. Hat er wohl auch – der olle Bücherdrache kann schließlich in meinen Gedanken lesen.
„SCHREIB DAS JA NICHT SO HIN, SONST DENKEN DIE LEUTE NOCH, ICH HÄTTE ES ZUGELASSEN, DU FEDERGEWICHT!“, donnerte es herauf.
„UND AUSSERDEM IST DIESES MÄRCHEN ERLOGEN – ICH WAR DAMALS SCHLIESSLICH DABEI!“
Na, wenn das einer beurteilen kann, dann wohl Hektor höchstpersönlich. *giggelt vor sich hin*

Gargoyle oder Groteske?
Jetzt mal Butter bei die Fische: Streng genommen ist nur derjenige ein Gargoyle, aus dessen Rachen Regenwasser plätschert. Die Kollegen, die „nur“ dekorativ herumlungern, heißen eigentlich Grotesken. Aber wen juckt’s? Ob Wasser im Rachen oder nicht – in der Fantasie werden beide Varianten bei Sonnenuntergang sowieso quicklebendig.
Gargoyles in der Popkultur
Meine erste Begegnung mit Gargoyles hatte ich – wie wahrscheinlich viele – über die Disney-Serie „Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit“. Da saßen sie tagsüber steinern auf den Dächern New Yorks und wurden nachts zu lebendigen Wächtern. Was soll ich sagen? Liebe auf den ersten Blick! Von da an waren Gargoyles für mich mehr als nur grimmige Gesichter an Kathedralen – sie wurden zu persönlichen Beschützern. Natürlich fand ich sie bald auch in Büchern wieder. Ein paar Beispiele gefällig?
Kyrian aus „Dunkle Träume“, dem zweiten Teil von Wächterschwingen von Inka Loreen Minden, ist ein Halb-Gargoyle. Ein absoluter Leckerbissen – und das sage ich nicht nur, weil er schon einen Auftritt im HeldenSalon hatte. *Klick zum HeldenSalon*
Oder Grim aus der gleichnamigen Reihe von Gesa Schwarz! Herrlich düster, urban und absolut empfehlenswert. Grim ist so ein Gargoyle, bei dem man sich fragt, wie viel Stein man eigentlich noch zwischen den Fingern hätte, wenn man ihn mal ganz genau unter die Lupe nimmt … räusper … sagen wir mal: ziemlich yummy! *Klick zu CoverMania*
Holla die Waldfee! Und dann ist da noch natürlich „Die Lady und der Gargoyle“! Ebenfalls aus der talentierten Feder von Inka Loreen Minden. Genau mein Ding! Ein Genremix aus Historical Romance, Paranormal und erotischem Flirren. VERY NICE! *Klick zur Rezension*
Awwww, oder hier in „Gargoylemagie“, dem 4. Teil der „Jericho March“ -Reihe von Leann Porter! Was war der knuffig! Man solle nie von der Körpergröße auf die Magie schließen, die in einem Gargoyle stecken kann. *Klick zur Rezension*
Gargoyles in meinem Garten
Natürlich gibt es da noch weitere Gargoyles, die durch meine Bücherwelt gleiten. Doch irgendwann reichte es mir nicht mehr, Gargoyles nur auf dem Bildschirm oder in Büchern zu bewundern – ich wollte welche zum Anfassen. Als ich also meinen ersten Töpferkurs belegte (eigentlich gedacht für harmlose Gartenkeramik wie Blumentöpfe oder Pflanzenschalen), war mein erster Gedanke: „Pustekuchen, ich mache einen Gargoyle!“ Nun ja … die restlichen Kursteilnehmer waren weniger begeistert. Manche fanden mein steinernes Kerlchen hässlich, andere schlicht „ungewöhnlich“. Aber ich? Ich liebte ihn sofort – und tue es heute noch.
Inzwischen hat er Brüder bekommen. Eine richtige kleine Gargoyle-Horde bevölkert meinen Garten. Da gibt es zum Beispiel „Mario Anna“, der immer aussieht, als hätte er zu tief ins Räucherwerk geguckt. Oder den mit der abgebrochenen Zunge (Holzleim sei Dank wieder einsatzbereit). Manche haben ihr Zuhause zwischen Efeu, Pfennigkraut oder sogar in einem Astloch gefunden. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Charakter – und glaubt mir: Wenn man sie jeden Tag anschaut, fangen sie wirklich an, so etwas wie Persönlichkeit auszustrahlen.
Steinernes Fazit
Ob als Wasserspeier, Dämonenschreck, Zeichentrickheld oder getöpferte Gartenbewohner – Gargoyles sind mehr als nur steinerne Grimassen. Sie sind ein Symbol für unsere Angst vor dem Dunklen und zugleich unsere Sehnsucht nach Schutz. Sie vereinen das Hässliche mit dem Schönen, das Praktische mit dem Mystischen. Und mal ehrlich: Wer würde nicht gerne einen Gargoyle auf dem Dach sitzen haben, der nicht nur Regen ableitet, sondern nachts auch mal schnell die Paketdiebe vom Hof scheucht? Ich würde sofort „HIER!“ rufen.
Bis zum nächsten Mal bei Mythologie mit Augenzwinkern!
Eure Ka
Bild „Hektor mit Gargoylekopf“ erstellt mit Hilfe von KI.



