Geneigte Lesende! Es gibt was Neues in Sachen Erotik-Vorlesung und Hektor zu berichten …
„Verdammt. Verdammt. Verdammt“, brumme ich vor mich hin. Irgendwie sollte ich es doch gebacken bekommen mir eine erotische Textpassage aus einem meiner Bücher zu suchen, die ich Hektor vorlesen kann, sollte er mich GENAU DESWEGEN zu sich zitieren. Die Uhr tickt was das betrifft und das nicht leise, sondern Big Ben-mäßig.
Um ehrlich zu sein war ich schon soweit mir einen Jux daraus zu machen und einen Text zum Besten zu geben, in dem es um das Paarungsverhalten eines Insekts geht, dem der Fangschrecke. Bei der es durchaus vorkommt, dass das Weibchen das Männchen nach der Fortpflanzung futtert. Nicht immer ganz, aber in Teilen. Vielleicht hätte ich das Weibchen dann explizit das männliche Fortpflanzungsorgan genussvoll verspeisen lassen. Da schrumpfen beim Vorlesen selbst dem hartgesottensten Kerl die Testikel. Unweigerlich breche ich in Gelächter aus, als ich mir sein Gesicht vorstelle, würde ich mit dem Fangschrecken-Sexkapaden beginnen. „Wahrscheinlich würde Hektor so säuerlich gucken, als hätte er in eine Zitrone gebissen …“ Vor lauter Lachen bekomme ich kaum noch Luft.
„Was ist so lustig, Kleines?“ Hektor schlendert gewandet in seine menschliche Gestalt in die Bibliothek, in der ich bis zu meinem Lachflash den Teppich vor einem der Bücherregale malträtiert habe. Es wundert mich, dass ich keine Spuren beim stetigen hin- und her Gehen hinterlassen habe. Schnell wische ich mir die Lachtränen vom Gesicht. Heiliges Kanonenrohr, jedesmal wenn er mir so gegenübersteht, muss ich meine ganze Contenance wahren um nicht in eine Pfütze aus Wohlgefallen zu zerfließen. Wie peinlich wäre das denn?! Angefangen von seinen nackten Füßen, über die eng anliegende, tief auf den Hüften sitzende, ausgewaschene Jeans, die sich genau an den richtigen Stellen um Muskeln, Po und Co. spannt, weiter zum weißen, bis zu den Ellbogen hochgekrempelten Hemd, was einen Blick auf seine gebräunten, sehnigen Unterarme gewährt. Spätestens jetzt werde ich zum Unterarmfetischisten. Seinen Hals, den Adamsapfel, die nachtschwarzen Haare und seinen Bartschatten lasse ich jetzt unerwähnt, sonst zerfließe ich tatsächlich. Wie gesagt: PEINLICH.
„Nun sag’ schon, Ka“, bohrt er neugierig nach, unterbricht damit — dem Himmel sei Dank — meine Gedanken und lässt sich in meinen Ohrensessel plumpsen. In genau den, in dem ich immer lese. Auch Erotisches, wohlgemerkt. Breitbeinig und mit lässig auf der Armlehne abgelegten Unterarmen blitzt er mich aus seinen hellen, gletscherblauen Augen an. „Hat dich die Vorstellung erheitert, mir bald Erotisches vorzulesen?“
Ich kann nicht umhin seine Intuition zu bewundern, weswegen ich auch nicht nach Ausreden suche. „Richtig vermutet, oh du mein allwissender Bücherdrache. Ich habe tatsächlich wegen exakt dieses Vorlesens in einer wirklich, wie soll ich es am besten ausdrücken, tierischen Sexkapade geschwelgt. Sie hat ein wenig mit, nun ja, mit Foodporn zu tun.“ Unweigerlich kommt mir in den Sinn, wie tierisch heiß wohl der Sex mit Hektor wäre. OMG! Das habe ich jetzt nicht gedacht. Never ever. Natürlich kann ich überhaupt nichts gegen die Röte tun, die mir bei dem Gedanken ins Gesicht schießt. Richtig gelesen: SCHIESST. So von Null auf Hundert. Nur gut, dass er sich aus meinem Hirn ferngehalten hat. Hat er doch, oder?
„Warum bist du plötzlich so rot, Kleines. Haben die Protagonisten in deinem Foodporn so etwas wie Sahne, Honig oder flüssige Schokolade zum Einsatz gebracht? Hat die Protagonistin dergleichen etwas auf dem Schwanz des Romanhelden verteilt und ihn dann genüsslich …“
„Abgebissen, Hektor. Abgebissen!“, falle ich ihm ins Wort.
„Sie hat ihn abgebissen?“ Hektor zuckt unweigerlich zusammen, legt seine beiden Hände schützend über seine Mitte. Das Gesicht, dass er dann zieht ist unbeschreiblich. Er zwickt die Augen zusammen, rümpft seine Nase und stößt ein schmerzhaftes Zischen aus, während aus seinen geblähten Nasenlöchern kleine Rauchwolken den hervorgestoßenen Zischlaut begleiten. Ich breche bei diesem niedlichen Anblick erneut in Lachen aus. Entgeistert sieht mich Hektor an. „Seit wann bist du so blutrünstig, Ka?“
„Seitdem ich auf der Suche nach erotischen Szenen jeglichen biologischen Ursprungs bin, die ich dir kredenzen kann, mein lieber lieber Bücherdrache. Da landet man schon mal bei einem Foodpron“, pruste ich während ich die Bibliothek verlasse und es immer noch aus Hektors Nase qualmt. Einfach göttlich, dieses Zitronen-sauere Schockgesicht!
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