Geneigte Leserinnen und Leser!
Wenn ich nicht wüßte, dass ich einen an der Klatsche habe, würde ich spätestens JETZT feststellen, dass ich einen an der Klatsche habe. Denn dass ich einen an der Klatsche habe, beweist meine Vereinbarung mit Hektor – seines Zeichens mein persönlicher, mich verführender Lesedrache! Ich habe keine Ahnung, wie ich auf die bekloppte Idee kommen konnte, ihm mit dem Einsatz eines Feuerlöschers zu drohen, als wäre ich Grisu, der kleine Drache! Alles nur, damit er mir nicht laufend die Zähne lange macht, bezüglich neuer Bücher!
Manchmal verstehe ich mich selbst nicht mehr! Dass ich in der Fastenzeit auf Süßes, auf Kuchen, auf Butter, auf Chips und Knabberzeugs allgemein verzichte ist noch nachvollziehbar. Doch wie ich außerhalb der „Zeit des Verzichtes“ auf den irrwitzigen Einfall kommen kann, auf den Neukauf von Büchern zu verzichten, ist bar jeglichen Intellekts. Ja, ich weiß, ich weiß, ich habe mich über das Vollbad echauffiert, welches ich in meinen bisher noch jungfräulichen, also nicht gelesenen Büchern zelebrieren könnte. Aber muss ich deswegen gleich derer Art aus ticken? Einen ganzen Monat nix mit neuen Büchern? HALLO?
Ich krieg hier bereits die Krise! Derweilen sind im Mai gerade mal drei Tage vergangen, seit der Abmachung mit Hektor. Wie konnte ich nur! *headdesk* Allerdings muss ich sagen, dass sich Hektor ziemlich zurück hält und nur ab und an mit seinem mit Stacheln bewährtem Schwanz zum ein- oder anderen Buch „winkt“. Das kann ich gerade so ohne Löschgedanken ertragen! Doch genau wie ich vermutet habe, kommen plötzlich von überall Bücher auf mich zu, sie überrennen mich regelrecht! Egal, ob ich im Supermarkt einkaufe, durch die Innenstadt flaniere, meine e-Mails abrufe, in die Timeline von facebook blicke, mit Autoren korrespondiere, auf dem eBook-Reader adäquate Neu-Buch-Vorschläge bekomme, oder was auch immer! Um mich herum nix wie neue Bücher, Bücher, Bücher. Nix wie Versuchungen, Versuchungen, Versuchungen!
Während dessen blickt mich Hektor relaxt aus gletscherblauen Augen vielsagend an und schnurrt übersüß: „Na meine kleine Ka, wie man sieht, hättest du dir die Sache mit dem Feuerlöscher sparen können! Erst einen auf dicke Hose machen und nun sieht es aus, als würdest du beim nächsten Buchwink schwach werden und das ganz ohne mein Zutun.“ Schmollend ziehe ich einen Flunsch. „Was lernst du daraus?“, stichelt Hektor ungeniert weiter.
„Was ich daraus lerne? Dass ich einen an der Klatsche habe, das lerne ich daraus! Und dass Bücher zu meinen größten Versuchungen zählen, mal abgesehen von den darin lebenden Charakteren!“, füge ich mit einem kleinen Schmunzeln hinzu. Mit einem breiten Grinsen, welches seine langen Beißerchen freilegt, rückt er näher an mich heran und säuselt, während ihm kleine Rauchwölkchen aus den Nasenlöchern steigen: „ … dann ist es also nur noch eine Frage der Zeit, bis du schwach wirst!“ Prompt pustet er mir mit einem Lachen eine Portion Rauch ins Gesicht.
Hektisch versuche ich ihn weg zu wedeln und erwidere erbost: „Nein!!! Ich werde mich weiterhin verfluchen überhaupt auf diese bescheuerte Schnapsidee gekommen zu sein. Außerdem wird der Feuerlöscher darüber hinaus mit mir ins Bett gehen, damit du in der Nacht nicht auf dumme Gedanken kommst. Jetzt wo es offensichtlich ist, wie gerne ich mich ins Büchershoppen stürzen würde. Ich traue dir glatt zu, dass du deine Gestalt wandelst, dich neben mich ins Bett kuschelst um mir im Traum Wörter wie: ‚Neuveröffentlichung. Dein Lieblingsautor hat ein neues Buch heraus gebracht oder liebste Ka, es gibt einen Highlander, den du noch nicht kennst‘, ins Ohr zu flüstern. No way, Hektor.“
Am Ende meiner Rede ist es nun an Hektor einen Flunsch zu ziehen: „Du gehst echt mit dem Feuerlöscher ins Bett? Boah, Ka! Für so fies hätte ich dich nicht gehalten.“
„Was heißt hier fies, mein aller-aller-liebster Hektor. Ich bin nur auf dein und mein Wohl bedacht.“, mit einem frechen Lachen, ziehe ich Hektor am Schwanz. „Der Mai ist noch verdammt lang und es werden noch gefühlt tausende Buchversuchungen auf mich zukommen, denen ich mich verweigern werde. Hoffentlich …“, stoße ich mit einem kerkertiefen Seufzer hervor.
In diesem Sinne,
Ka, die – nun ist es amtlich – einen an der Klatsche hat.