Geneigte Lesende, ich wurde da mal musengeküsst von Spotify, Knusperküssen, Duncan St. John und Captain Future. Aber der Reihe nach … :3
„Yehaa! Was bin ich für ein Glücksnudel und warum verdammt nochmal habe ich mir nicht schon längst Spotify runter geladen? Diese Playlists, die man sich nach eigenem Geschmack zusammen stellen kann sind einfach super. Außerdem habe ich ihn gefunden, ich habe ihn gefunden!“, trällernd drehe ich mich vor Freude so schnell im Kreis, dass mir mein langer Zopf fast um die Ohren fliegt. „Captian Future von Christian Bruhn! Was für ein schöööönes Fundstück. Ich liiiebe Captain Future! Man kann die Anime-Fernsehserie von Tōei Animation fast – neben Raumschiff Enterpreis und Flash Gordon versteht sich – als meine Einstiegsdroge ins Scie-Fi-Genre bezeichnen. Hach ja!“, begeistert von meinem Fund schwadroniere ich hingerissen weiter. „Captain Future! Ehrenhaft. Mutig. So verdammt sexy und klug! Wäre ich Joan Landor wäre ich auch in ihn verknallt. Einfach nur herrlich.“ Zufrieden setze ich mir meine Kopfhörer auf und vertiefe mich in die Filmmusik der Anime-Verfilmung. „Da ist es doch mehr als passend, dass ich mit „Marla – Gefährliches Blut“ von Ria Wolf angefangen habe, das ebenfalls in diesem Genre angesiedelt ist!“, murmle ich vor mich hin und widme mich der Zubereitung des Cookie-Teiges „Man stelle ich sich vor, ich würde in Ria Wolfs Buch auf jemanden treffen, der mich so begeistert kann, wie es Captain Future getan hat?“, behände schütte ich die geraspelte Schokolade in die Rührschüssel.
Mit Musik auf den Ohren geht alles viel leichter von der Hand. Allerdings höre ich dadurch nicht, was hinter mir los ist, als ich plötzlich die Präsenz meines Bücherdrachen spüre. Besser gesagt, den warmen Atem, den besagter Bücherdrache in meinen Nacken haucht, so dass sich die kleinen Härchen in dieser Region aufrichten. Mit einem wonnigen Gefühl, welches mir vom Hals über den Rücken läuft, drehe ich mich um und befinde mich sogleich zwischen Hektor und der Arbeitsfläche wieder. Sacht nimmt er mir den Kopfhörer ab, legt ihn beiseite und stützt seine Arme links und rechts von mir ab: „So, so! Captain Future und Marlas gefährliches Blut. Und wer bitte schön soll dich so begeistern wie dieser Captain Future? Was ist das überhaupt für ein Name: Kapitän Zukunft? Was besseres ist Edmond Moore Hamilton damals wohl nicht eingefallen, als er die Geschichte schrieb.“
„OMG! Hektor! Du kennst Captain Future? Ist er nicht wunderbar?“
„Natürlich kenne ich die Romanreihe, Kleines. Du weißt doch, ich bin ein Bücherdrache seit …“,
„… Anbeginn der Zeit“, vervollständige ich seinen Satz. „Ich meine nicht die Bücherreihe Hektor, sondern die Anime-Serie über ihn.“
„Anime? Nein, ich kenne nur die Bücher von Edmond Hamilton, die von ihm handeln.“ Merklich erfreut über meine Aussage spricht er weiter: „Für dich ist der Captain also nicht mal ein sozusagen realer fiktiver Mann sondern ein gezeichneter fiktiver Mann?“ Hektor grinst mich von oben herab zufrieden an. So, als könnte man sich nicht in einen gezeichneten Charakter vergucken. Von wegen! Mir fällt neben Captain Future sofort Goliath aus der Serie ‚Gargoyles — Auf den Schwingen der Gerechtigkeit‘ ein. Lecker! Aber das sage ich ihm jetzt lieber nicht. Hihi.
„Und was hat es nun mit diesem Typen zu tun, der dir vielleicht aus ‚Marla — Gefährliches Blut’ gefallen könnte?“, will er erneut wissen.
„Nun, ich weiß momentan noch nicht so viel über ihn. Seinen Namen kenne ich bereits und dass er auf einem Planten Namens Pokoe notlanden musste. Einem Planeten wohlgemerkt, der berüchtigt ist für die Meteoriden Einschläge, die ihn heimsuchen“, erzähle ich Hektor flammend.
„Und wie ist der Name dieses neuen Helden, Ka?“, fragt er knurrig nach.
„Commander Duncan St. John. Und jetzt beschwere dich bloß nicht über diesen Namen, Herr Drache. Denn Duncan St. John ist ein sehr schöner Name, will ich meinen. Schließlich kommt Duncan ursprünglich vom schottisch-gälischen Namen Donnchadh und bedeutet soviel wie braunhaariger Krieger! Das ist einfach nur yummi, nicht war? Schottisch.“ Gedanklich reibe ich mir die Hände, aber in meiner Euphorie habe ich nicht bemerkt, dass kleine, graue Rauchwölkchen aus Hektors Nase quillen und das, obwohl er in seiner menschliche Gestalt in die Küche gekommen ist. Kein gutes Zeichen. KEIIIN GUTES ZEICHEN!
„So, so! schottisch-gälisch also! Fehlt nur noch, dass dein Duncan St. John aus den Highlands kommt und mit einem Schwert, statt mit einer Laserwaffe um sich schlägt.“ Frotzelnd nimmt Hektor seine Arme zurück und verschränkt sie vor der breiten Brust.
„Woher weißt du das, Hektor? Hast du etwas schon in das Buch hinein gelesen?“, frage ich hingerissen nach. „Denn Duncan kämpft tatsächlich viel lieber mit dem Schwert oder einem Messer als mit einer Laserwaffe. Die hat er natürlich auch, aber nichtsdestotrotz greift er …“, ich kann den schwärmerischen Satz nicht vervollständigen, da mich mein Bücherdrache rüde unterbricht.
„Genug geschwärmt, Menschlein!“
Oh-oh. Das ist wohl der Moment, an dem ich die Bremse ziehen sollte. Schon des Öfteren konnte ich beobachten, dass Hektor seine Emotionen schwer kontrollieren kann, wenn ich mich positiv über Männer — wohlgemerkt fiktive Männer, allen voran fiktive Drachenwandler — auslasse. Am besten ich stimme ihn mit meiner heutigen Backkreation milde. Ich backe nämlich „Hektors Knusperküsse“. Das sind Cookies, die ich extra für ihn kreiert habe, weil er mein liebster Cookinator ist. Das wird ihn milde stimmen.
„Hektor?“, setzte ich launig an.
„Was?“, murrt mein Bücherdrache zurück.
„Ich habe eine Überraschung für dich!“
„Willst du mich etwa milde stimmen, Frau?“
Mist. Ertappt! „Um ehrlich zu sein … ja!“, gebe ich offen zu. „Ich hoffe drei kleine Worte reichen aus, um dich milde zu stimmen.“
Erstaunt weiten sich die gletscherblauen Augen Hektors, die Spannung unter der sein Körper steht, nimmt deutlich zu und ein tiefer Atemzug weitet seine Brust. Nur gut, dass keine Rauchwölkchen mehr zu sehen sind. Langsam bewegen sich seine großen Hände wieder links und rechts neben mir vorbei, zurück zur Arbeitsplatte. „Drei Worte sagtest du werden mich milde stimmen? Wie lauten diese drei Worte, Kleines?“ Tief beugt sich mein Bücherdrache zu mir, bis seine Nasenspitze meine berührt und die Luft zwischen uns zu knistern beginnt. „Sag die Worte“, wispert Hektor.
Ich verliere mich in seinen Augen, in seiner Nähe und vergesse mit einem Mal, was ich sagen wollte. „Ich … ich …“, purzelt es unrühmlich über meine Lippen. Von Eloquenz K.E.I.N.E. Spur.
„Was möchtest du mir sagen?“, raunt Hektor kerkertief und rückt näher.
Der Klos der sich in meinem Hals gebildet hat lässt sich nur schwer nach unten schlucken. Hätte ich einen Adamsapfel wie Hektor ihn hat, würde der jetzt wohl auf und ab hüpfen. Erneute setzte ich an: „Ich …“, bringe ich gedämpft hervor, „… ich backe Knusperküsse.“
Erstaunen huscht über sein markantes Gesicht und deutlich ist meinem Bücherdrachen anzusehen, dass das Gesagte nicht das war, was er erwartet hat. Er hält meinen Blick gefangen während er sich aufrichtet und Raum zwischen uns schafft. Raum, der sich kühl und unwirklich anfühlt. Mit einem „Bald, Kleines. Bald bist du soweit“, dreht sich Hektor um und verlässt die Küche. Laut hörbar entweicht mein Atem, während ich an der Arbeitsplatte Halt suche und den Teig für die Knusperküsse vergesse …
© Copyright by Ka, Meine tägliche Dosis 10.03.2024
Was soll ich sagen, geneigte Lesende. Das kommt davon, wenn man zuviel Scie-Fi in Buch und Musik um sich hat!
Soviel zum Thema „Von Spotify und Knusperküssen“.
Ka
P.S. Hmmm, ich sollte das Rezept von „Hektors Knusperküssen“ vielleicht mal hier reinstellen. Mal sehen. Vielleicht in einem weiteren Beitrag zu „Foodporn“. ^^