Dark Island Scots
Die vierteilige Dark Island Scots-Reihe von Jolie Vines hatte mich im Griff! Es gab kein bergauf und bergab in der Qualität, denn die Qualität des Erzählens zog sich durch alle Bände, ebenso wie die sehr spannende Hintergrundgeschichte, die alle Teile miteinander verbindet. Darin geht es mitunter nicht nur um den körperlichen und seelischen Mißbrauch der Protagonisten, sondern auch um den Mißbrauch von Mädchen und Frauen. Die einzelnen Teile müssen zum besseren Verständnis in der richtigen Reihenfolge gelesen werden. Ein Leseeinstieg zwischendrin macht keinen Sinn, weil zu viele wichtige Informationen abgehen würden.
Jolie Vines hat eine intensive Art des Schreibens und wie ich bereits in der Rezension des ersten Teils verlautet habe lassen, ist es teilweise wie ein wilder Ritt. Dabei verzichtet sie auf künstlich herbeigeführte Dramen, was ich sehr zu schätzen weiß. Denn das, was in der Geschichte geschieht, ist bereits dramatisch genug, ohne es zusätzlich aufzublasen. Die fiktiven Charaktere wurden charakterlich gut ausgeleuchtet und lebendig dargestellt. Durch die Umstände ihres Erwachsenenwerdens, nimmt man es den Protagonisten ab, dass sie bereits in ihren jungen Jahren handeln, wie sie handeln. Sie hatten als Kinder schlicht und ergreifend nicht die Möglichkeit „Kind“ zu sein. Dieser Schritt wurde ihnen durch die Umstände ihrer Geburt genommen.
Es gibt den Ungestümen, Wilden.
Sein Name Ruin — Struan Gallagher
Seine Partnerin ist Theodora, die im Laufe der Geschichte in sich wächst, während man beim Lesen mit Informationen über ihre Familie gefüttert wird, die gelinde gesagt ein Totalausfall ist! Sowohl die Mutter als auch der Vater. Struan gibt ihr den Halt den sie braucht, um über sich hinaus zu wachsen. Ihre Geschichte: „Ruin“.
Auf dem Weg mit der Fähre zur schottischen Insel Torlum, sieht Theodora einen jungen Mann namens Struan, welcher mit Handschellen fixiert außerhalb im Regen sitzt. Er gibt sich wortkarg auf ihre Fragen hin und keiner der anderen Leute auf der Fähre ist bereit, dem jungen Mann zu helfen oder Theodora aufzuklären, was es mit ihm auf sich hat. Denn soweit sie weiß, gibt es auf Torlum kein Gefängnis. Irgendwas erscheint der jungen Frau faul an der ganzen Sache.
Theodora wurde von ihren Eltern immer klein gehalten und stand wie ein Prellbock zwischen den Zwistigkeiten der beiden. Von der Mutter im Stich gelassen, studiert sie mittlerweile und hat nur sporadisch Kontakt zu ihrem Vater, eigentlich immer nur dann, wenn er etwas von ihr braucht. Irgendetwas scheint ihn umzutreiben, weswegen sie auch nach Torlum reisen, um Theodoras Großmutter zu besuchen. Was Theodora zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß ist, dass sich düstere Geheimnisse um Torlum, ihren Vater, ihre Großmutter und die Bewohner der Insel ranken.
Krass! „Ruin“, der erste Teil der „Dark Island Scots – Dunkle Inselgeheimnisse“ von Jolie Vines hat es definitiv in sich. Die Geschichte rund um Theodora und Struan ist sehr spannend, sehr düster, sehr sexy, sehr sehr geheimnisvoll und vollgepackt mit knisternd erotischen Momenten an den richtigen Stellen. Theodora, von ihren Freunden kurz Thea genannt, durchläuft in dieser Geschichte eine Entwicklung vom verhuschten Mädchen, dass alles tut um vor allem ihrem Vater zu gefallen zu einer Frau, die lernt sich selbst wichtig zu nehmen und für das was sie möchte einzustehen.
Ganz langsam lässt die Autorin den Lesenden teilhaben und bringt etwas Licht in die düsteren Geheimnissen in deen sich mittendrin nicht nur die Protagonisten befinden, sondern auch Sin, Scar und Burn, die etwas mit Struan, von den Jungs Ruin genannt, gemeinsam haben. Ich war nicht nur einmal versucht ins Buch zu springen um gewisse widerwärtige Insel- und anderen Gestalten ordentlich den Marsch zu blasen.
Struan und die drei anderen jungen Männer sind interessante Charaktere, die alle ein ordentliches Päckchen mit sich herum tragen müssen. Interessant ist auch die beste Freundin von Thea, namens Lottie, deren Geschichte näher im 2. Teil „Sin“ beleuchtet werden wird, welches ich definitiv lesen werde. Schließlich muss ich wissen wie es weiter gehen wird, denn noch ist natürlich nicht alles aufgelöst!
„Ruin“ ist zudem flüssig zu lesen, wartet immer wieder mit schönen Textpassagen auf und hat glaubwürdig dargestellte Charaktere in petto, was das Buch – alles in allem – zu einem gelungenen Leseabenteuer gestaltet. Was ich zusätzlich wunderschön finde ist herauszufinden, warum „Ruin“ auf dem Cover in Blau geschrieben wurde. Ich mag sowas, weil es schlicht und ergreifend stimmig ist.
Kurz gefasst: „Ruin“ zu lesen ist wie ein wilder Ritt von Seite zu Seite zu Seite, so dass man dabei zu tun hat, im „Sattel“ zu bleiben.
Es gibt den Starken, Beschützenden.
Sein Name Sin — Sinclair Stone
Violet, von allen außer Sin Lottie genannt, stammt von der Insel Torlum. Sie ist die Tochter eines der Insulaner, die stillschweigend akzeptieren, was im ehemaligen Jugendheim der Insel los ist. Von der Mutter immer klein gehalten und vom Vater mißhandelt, findet sie in Sin ihren Beschützer. Ihre Geschichte: „Sin“.
„Sin“, der zweite Teil der „Dark Island Scots“ von Jolie Vines, setzt genau da an, wo „Ruin – „Dark Island Scots 1“ geendet hat. Mit Hilfe von außen ist es Sin, Ruin, Burn, Scar, Cassie und Thea die Flucht von der schottischen Insel Torlum gelungen. Nur Lottie ist zurück geblieben, weil ihre Angst zu groß ist, dass der gewalttätige Vater ihrer schwangeren Mutter noch mehr schadet, als er es ohnehin tut.
Doch die Insulaner wollen Geld sehen, weswegen Lotties Vater sie kurz nach der Flucht dazu zwingt, Kontakt mit Thea aufzunehmen. Sie soll sie und die anderen ausspionieren und dem Vater mitteilen, wo sich die Gruppe aufhält damit die Insulaner Jagd auf sie machen können. Lottie wird sich entscheiden müssen, wem gegenüber sie letztendlich Loyalität zeigt, einer Mutter gegenüber, die nie eingegriffen hat, wenn der Vater sie geschlagen und gedemütigt hat, oder zu Sin und den seinen, bei denen Lottie eine „Familie“ gefunden hat.
In diesem zweiten Teil werden einige Geheimnisse, die Jolie Vines in „Ruin“ ins Geschehen eingewoben hat aufgeklärt und es werden Dinge aufgezeigt, die einem die Sprache verschlagen. Was das genau ist, muss ich mir an dieser Stelle verkneifen, weil es zu sehr ins Spoilern übergehen würde. Nur soviel: Es wird Licht ins Dunkle gebracht, was Sins Mutter betrifft und in welcher Beziehung diese wiederum zu anderen Nebencharakteren stand. Zudem fädelt die Autorin sehr geschickt einen neuen Charakter ein, nämlich Breeze. Die Umstände, unter denen der Lesende die junge Frau kennen lernt sind alles andere als rosig. Im Gegenteil!
Sin spielt seine Rolle als Familienoberhaupt und Beschützer der Menschen, die ihm ans Herz gewachsenen sind, sehr überzeugend. Von Beginn an, ist sich Sin bewußt, dass es für Lottie einen Grund gibt, warum sie sich so plötzlich umentschieden hat, sich ihnen anzuschließen. Entsprechend groß ist das Misstrauen ihr gegenüber und er hat ordentlich an ihrer Anwesenheit zu knabbern, weil sie eigentlich alles ist, was er sich in seinem Leben wünscht.
Lottie ist, seitdem Sin auf Torlum gelandet ist, in ihn verliebt. Deswegen befindet sie sich in einer Zwickmühle, was die Liebe zu ihrer Mutter betrifft, die sie eigentlich schützen will. Doch je tiefer man in „Sin“ hinein gleitet, desto klarer wird der jungen Frau, wie sie sich entscheiden sollte. Denn sie ist immer noch die Tochter ihrer Mutter und nicht umgekehrt.
Nebencharaktere wie Scar, der ein wirklich toller Charakter innerhalb der „Dark Island Scots“ ist, oder Burn, der seinen Namen nicht umsonst trägt, sind schön in Szene gesetzt worden. Natürlich treffen wir auch Ruin und Thea wieder und die kleine Cassie, um die man sich am Ende des zweiten Teils ordentlich Sorgen machen muss, ebenso um Burn! Himmel, dass nenne ich mal einen Cliffhanger! Ich jedenfalls bin gespannt, wie es im nächsten Teil „Scar“ weiter gehen wird.
Kurz gefasst: Tolle, spannend-aufregende Fortsetzung der „Dark Island Scots“ von Jolie Vines mit einer erotischen Prise, die für zusätzliche Würze sorgt.
Es gibt den Überlegenden, Gezeichneten.
Sein Name Scar — Camden Marshall
Breeze, die Scar unter den „ungünstigsten“ Momenten kennen lernt, ist sein weibliche Part. Breeze ist verzweifelt auf der Suche nach ihrer vermissten Schwester und die Mittel, zu denen die junge Frau greift, um sie zu finden, sind radikal. Scar ist der, der sie unterstützt, damit sie den richtigen Weg findet. Ihre Geschichte: „Scar“.
In „Scar“, dem dritten Teil der „Dark Island Scots“ von Jolie Vines, bekommt nun Camden, der durch eine Narbe im Gesicht gezeichnet ist (daher auch sein Spitzname Scar), seine Geschichte. Im zur Seite hat die Autorin Breeze gestellt, eine junge Frau, die alles daran setzt um ihre verschollene Schwester zu finden.
Die Geschichte rund um Scar, Ruin, Sin und Burn geht rasant weiter. Ich muss sagen, ich finde den Protagonisten total sympathisch. Er ist ein Romancharakter der überlegt handelt (außer bei einem, nennen wir es etwas unüberlegtem, gewissen Tattoo an einer noch gewisseren Stelle) und kalkuliert, was er tun kann, damit es seiner Familie besser geht und Breeze ihre Schwester findet. Wenn es um Breeze geht, ist er auch breit etwas anzunehmen, was sowohl Sin, Ruin als auch Burn verweigern, bzw. verweigern würden. Auf ihn ist Verlass und er hat eine Schwäche, nämlich Breeze.
Breeze konnte man bereits im zweiten Teil „Sin“ ganz kurz kennen lernen und sie hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck, vor allem aber bei Scar. Bedingt durch ihre Vergangenheit fällt es der jungen Frau nicht leicht zu vertrauen. Den Wandel den sie diesbezüglich durchmacht, bzw. der innere Zwiespalt, in dem Scar sich in Bezug auf sein Begehren Breeze betreffend befand, war nachvollziehbar und glaubhaft von Jolie Vines dargestellt. In dieser Fortsetzung tauchen wir immer tiefer in die Abgründe ein, in die Scar und die seinen unschuldig hinein geworfen wurden, alleine durch ihre Geburt. Selbstverständlich trifft man auch wieder die fiktiven Charaktere der vorherigen beiden Teile.
Die Autorin hat es auch in „Scar“ wieder gut verstanden die Liebe und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Familie gut in Szene zu setzen. Auch Breeze trägt einen Teil dazu bei, dass das Buch eine lesenswerte Geschichte geworden ist. Ein Nebencharakter, nämlich Breeze’ Mom ist nicht gerade eine Vorzeige-Mom, doch als sich herauskristallisiert warum sie ist, wie sie ist, wundert man sich nicht länger darüber, weshalb gewisse Dinge im Leben der Mutter und deren Töchter geschehen sind.
Kurz gefasst: Lesenswerte Fortsetzung der „Dark Island Scots“ von Jolie Vines mit zwei interessanten Protagonisten, die sich im anderen wiederfinden.
Es gibt den Feuerteufel, Impulsiven.
Sein Name Burn — Jamieson Buchanan
Summer und Burn kennen sich seit Jahren. Aus der einstigen online-Brieffreundschaft entwickelt sich im real life etwas scharfes, feuriges mit Bedacht,- so seltsam es sich auch anhören mag. Für Burn ist die kluge Summer eine Kriegerkönigin. Ihre Geschichte: „Burn“.
Summer und Jamieson kennen sich seit Jahren. Ihre Beziehung begann einst online und wurde nach ca. 4 Jahren (Sie haben sich nie im wahren Leben getroffen.) von Burn abgebrochen, als dieser auf die schottische Insel Torlum gebracht wurde. Burn hat mit keinem Wort verlauten lassen, warum er die Online-Beziehung zu Summer abbrach, was die junge Frau in ein tiefes Loch fallen ließ und letztendlich zu einer unüberlegten Entscheidungen brachte. Inzwischen ist sie auf der Flucht und rettet Burn vor dem Schlimmsten! Dies ist der Moment, an dem sie sich zum ersten Mal wirklich begegnen. Doch sowohl Summer, als auch Burn und seine Familie müssen in „Burn“ alles erdenkliche tun um aus dem Netz zu entkommen, das sowohl der Vater der jungen Männer, als auch andere Personen gesponnen haben.
Im vierten und letzten Teil der „Dark Island Scots“ von Jolie Vines geht es packend und spannend weiter und Arran, der bereits in „Scar“ eine kleine, aber tragende Rolle gespielt hatte, ist wieder mit von der Partie. Ihn betreffend möchte ich an dieser Stelle ein intensive Textstelle aus dem hier rezensierten Buch wiedergeben, dass da heißt, Zitat Anfang: „Der Moment zog sich unendlich spannungsgeladen dahin. Es stand auf Messers Schneide zwischen Leben und Tod. Ich wünschte, es wäre mir gleichgültig und der Tod würde mich nicht so sehr ängstigen. Aber ich war auch nur ein Mensch.“ Zitat Ende. (Entnommen aus dem e-Buch „Burn – Dark Island Scots 4“ von Jolie Vines, Position 3346, 24. Kapitel, © Copyright 2023 von „Burn – Dark Island Scots 4“ liegt bei Jolie Vines)
Sowohl Summer als auch Jamieson haben mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen. Die erotischen Momente zwischen den Protagonisten wird zum Teil als Mittel zur Selbstakzeptanz dargestellt. Vor allem Summer lässt ihre Barrieren in diesen Momenten fallen. Summer, als auch Burn lernen sich dadurch selbst kennen und akzeptieren, während sie ihre Bedürfnisse aufeinander abstimmen. Wie immer hat Jolie Vines die Erotik stimmig und die Handlung nicht überlagernd ins Geschehen integriert.
Kurz gefasst: „Burn“ macht die Mischung aus äußeren und inneren Konflikten als auch die emotionale Entwicklung der Hauptcharaktere aus. Das Ende eines tollen, spannenden 4-Teilers.
Der „Dark Island Scots“-Vierteiler („Dunkle Inselgeheimnisse“ ist der deutsche Serientitel) ist für all diejenigen Leser, die ihre Lesenasen gerne in spannende, düstere, geheimnisvolle Geschichten, in denen es hoch her geht – erotische Szenen stimmungsvoll integriert sind – und die Protagonisten von jungen Jahren sind. New Adult – Dark Romance in der man sowohl Themen wie Liebe, Familie, Verlust, Vertrauen, Trauer, erotische Anziehungskraft, Vergebung und Neuanfang findet. Eine lesenswerte Buchreihe.
Quelle der Cover und Auszüge der Cover: Jolie Vines. Mehr zur Autorin findet ihr auf Facebook oder ihrer Homepage!
Bis zum nächsten SerienAtelier, Eure
Ka