Was hat es mit den Mini-Dramen auf sich, geneigte Lesende?
Einmal auf eines in den Social Medias geklickt, wird man regelrecht davon überschwemmt. Der Algorithmus denkt sich wohl: „Du willst Drama? Hier, nimm alles, was wir haben!“
Was auffällt: Viele dieser Serien und Clips sind Low-Budget-Produktionen – und das sieht man ihnen auch an. Andere überraschen mit Kulissen, bei denen du denkst: „Holla die Waldfee, ist das jetzt Denver Clan oder die Kantine vom örtlichen Theaterverein?“ Und dann gibt’s da noch die richtig Grottigen, die besser nicht viral gegangen wären.
Aber was alle gemeinsam haben? Eine ordentliche Portion Backpfeifen. Ich rede nicht von einmal kurz die Stimme erheben, sondern von: Schelle links — Schelle rechts! Und zwar in einer Frequenz, die Chuck Norris neidisch machen würde. Nach dem Motto: „Ohrfeigen haben noch niemandem geschadet!“ Heiliges Kanonenrohr, ich komm aus dem Staunen kaum raus.
Und trotzdem – ja trotzdem – üben sie eine absurde Faszination aus. Man will nicht hinschauen. Aber man kann auch nicht wegschauen. Besonders interessant sind die Kommentare, bzw. wie Leute die gesehenen Mini-Dramen empfinden. Einige Zuschauer feiern z.B. die starken weiblichen Hauptfiguren, die raffinierten Intrigen (Wie bitte? Raffiniert. Nun ja.) und die manchmal überraschend komplexen (Wohl eher türüliii.) Beziehungsgeflechte. Andere wiederum beschweren sich lautstark über so manch ein Finale: verwirrend, unbefriedigend, „WAS SOLL DAS BITTE?“ Einige brechen mittendrinne ab – eben weil sie vom Ende gehört haben. Wieder andere sagen: „Ganz gut, wenn man sich das Ende selber denken muss.“ Klar, warum auch nicht. Interpretationsspielraum ist ja was Schönes. Oder anstrengend. Oder beides. Wobei manch eine Backpfeife keinen Interpretationsspielraum lässt. *muahahaha*
Man weiß es ja eigentlich: Bücher sind die bessere Unterhaltung. Keine aufdringliche Musikuntermalung, keine abrupten Schnittfolgen und vor allem keine Gesichtsakrobatik in Zeitlupe mit Soundeffekt und Wiederholungsschleifen, um die Spannung (die vermeintliche) zu verstärken. Und doch tappt man immer mal wieder in diese Falle, klickt auf ein Drama – und schwupps, steckt man bis zum Hals in Low-Budget-Liebesdreiecken- Wasenkind-Schwangerschaft-Zwillinge-CEO-MöchtegernAlpha-etc.-pp.-usw.-Produktion mit besagter Schelle links – Schelle rechts-Dynamik. Bis ich dann genervt, verwirrt oder einfach döselig geguckt zurück zum Buch greife (ICH LIEBE BÜCHER! Für alle die, die es noch nicht wissen.) – wo einen zumindest am Ende niemand ohrfeigt. Außer vielleicht das Leben. Aber das ist eine andere Geschichte.
In diesem Sinne
Ka