Historisches Rezensionen

Ria Wolf — Lady Eve, die Sünde der Väter

  • 9. August 2017

Lady Eve, die Sünde der Väter
Ria Wolf

Originaltitel:
Verkauft durch: Amazon Media EU S.à r.l.
ASIN:B073P9DV38
Erscheinungsdatum: 1. August 2017
Genre: Historical

Teil einer Serie: —

Klappentext

London 1861. Evelyn, der vorlauten Tochter des spielsüchtigen Baronet Barseley, mangelt es an lukrativen Heiratskandidaten. Worüber sie sehr froh ist, denn es gibt nur einen Mann, mit dem Evelyn sich eine Ehe vorstellen kann. Längst hat sie ihr Herz Steven Jorden, dem Bruder des Duke of Stoneford zu Füßen gelegt. Doch der nimmt sie nicht einmal wahr.
Ihre Eltern ersinnen einen schändlichen Plan, um sie in eine einträgliche Heirat zu zwingen. Evelyn flüchtet vor deren Absicht und landet direkt in Stevens Armen.
Die Folgen dieser schicksalhaften Begegnung, sind leidvoll für die junge Frau und bringen eine erschütternde Wahrheit ans Licht. Zudem soll ihr Ungeborenes einem skrupellosen Earl untergeschoben werden.
Wer ist die grünäugige Schöne, die ihn in seinen Träumen verfolgt? Steven will sie wiederfinden! Keine andere Frau erreicht sein Herz wie diese. Doch sie scheint wie vom Erdboden verschwunden.

Quelle: Ria Wolf

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Kas Bewertung

Ria Wolf — Lady Eve, die Sünde der Väter

Wenn Evelyn könnte, würde sie ihre Eltern sofort gegen andere austauschen. Blickt sie auf die letzten 19 Jahre ihres Lebens zurück, findet sie dort weder Liebe, noch Fürsorge oder gar Verständnis. Alles was ihre von ihnen und ihrer jüngeren Schwester entgegen geschleudert wird ist Ablehnung, sogar Gewalt und nun – bei ihrem Debüt – auch noch eiskalte Berechnung. Evelyn soll lukrativ verheiratet (verschachert wäre an dieser Stelle eine weit treffendere Bezeichnung) werden, um die Spielschulden des Vaters ausgleichen zu können. Derweilen schlägt ihr Herz nur für einen, nämlich für Steven Jorden, den jüngeren Bruder des Duke of Stoneford.

Steven Jorden will alles, nur nicht heiraten. Warum sich beschränken, wenn es soviel Auswahl gibt? Dafür lässt er sich viel lieber auf Liebschaften mit Witwen, wie zum Beispiel Lady Sybill Alberton ein. Mit ihr geht er auch zu einem höchst amourösen Maskenball, der  berühmt berüchtigt für seine Freizügigkeit und die Befriedigung diverser sexueller Interessen ist. Doch wer ist die als Göttin Helena verkleidete junge Frau, deren grüne Augen ihn sofort in den Bann ziehen? Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß ist, dass diese junge Frau für immer sein Leben verändern wird.

„Eve, die Sünde der Väter“ ist eines nicht: leichte Kost. Dazu ist im Leben von Evelyn, kurz Eve genannt, zu Schreckliches, zu Zerstörerisches geschehen. Es ist ein Historical, der einen einerseits bedrückt – obwohl die Autorin Ria Wolf darauf verzichtet hat genauer zu erläutern, was mit Eve geschah, hier reicht die eigenen Phantasie gänzlich aus – andererseits fühlt man sich sehr wohl, weil der Charakter der Hauptprotagonistin einfach nur eines ist: ungemein sympathisch und herzlich. Ich denke, das ist auch der Grund, warum es in ihrer Vergangenheit niemand geschafft hat, sie gänzlich zu brechen. Lady Eve Warrington ist eine starke, eine kluge Frau. Auf mich wirkt sie wie ein Phönix aus der Asche, auch wenn sie an den Folgen dessen, was ihr von ihrem „Vater“ und ihrem verhaßten Ehemann angetan wurde, noch immer leidet.

Sehr schön fand ich, dass Ria Wolf dem Heldenpaar Eve und Steven die Möglichkeit gegeben hat, unabhängig voneinander zu reifen, die Charaktere zu festigen. Was noch ungemein gut bei mir angekommen ist, sind die Nebencharaktere, die Ria Wolf zum Leben erweckt hat. Maurice Dawson, Eves „Diener“ ist einfach nur wunderbar! Er gibt ihr die Kraft und die Sicherheit, um mit ihrer Vergangenheit umzugehen. Nicht nur einmal, habe ich mich über Eves Sohn Jeremy amüsiert, der, wenn er seinen „Warrington“ rauskehrt einfach nur herzallerliebst ist. Stevens Großmutter dagegen, hat so eine spitze Zunge, dass es eine Freunde ist sie und Eve bei ihren „verbalen Schlachten“ zu beobachten. Nicht zu vergessen ist auch Marcus Cartland, ein guter Freund Eves. Überhaupt, sind die Protagonisten sehr schön dargestellt und den „Bösewichten“ nimmt man das, wie sie sind, immer ab. Eves Vater Barseley ist ein Charakter, bei dem ich gerne mal wieder meine fiktive Keule rausgeholt hätte, um ihn zu gehörig die Leviten zu lesen. Ganz zu schweigen von Eves egoistischen Mutter …

Es gibt auch einen Wehmutstropfen, da manchmal die Wortwahl oder gewisse Handlungen zu modern wirken. Als kleines Beispiel nenne ich an dieser Stelle eine Szene, die am „Wassertrog“ spielt. Leider kann ich nicht mehr dazu sagen, sonst würde ich gehörig spoilern. Die Aktion selbst ist sehr witzig, allerdings für 1861 wohl etwas zu gewagt, obwohl die Protagonisten durchaus – in ihrer Gesinnung – sehr fortschrittlich sind. Zudem gibt es auch den ein- oder anderen Tippfehler anzumerken, doch das hat im Gegensatz zu den modernen Redewendungen, Worten und Taten, meinen Lesefluss nicht unterbrochen. Dazu war die Geschichte viel zu intensiv geschrieben. Ja, man leidet mit Eve mit und empfindet ihr Handeln – vor allem in Hinblick auf Männer und den Ton – absolut nachvollziehbar. Im Laufe des Geschehens, spürt man den Wandel, den Eve und auch Stephen durchmachen. Ein weiterer Pluspunkt ist das, was sich rund um Maurice Dawson abspielt. Hier könnte ich mir eine Novelle, die ihm auf den Leib geschrieben ist, durchaus vorstellen. Was für ein toller Charakter. 4 lesenswerte Punkte, für diesen tiefgreifenden, Emotionen weckenden Historical.

Kurz gefasst: „Lady Eve, die Sünde der Väter“, besticht nicht nur durch klasse dargestellte Haupt- und Nebencharaktere, sondern auch durch die Geschichte an sich, die Ria Wolf erzählt. Unüblich für einen Historical – was ihn allerdings nur noch interessanter macht.

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