Blog Kas Tatsachenbericht

Rauhnächte — Zwischen den Jahren

  • 31. Dezember 2024

Geneigte Lesende!

Gerade befinden wir uns mitten in der Zeit zwischen den Jahren, den sogenannten Rauhnächten. Sie beginnen an Heiligabend und enden mit dem Dreikönigstag. Es ist die Zeit, in der sich allerlei gehörnte, jenseitige Wesen herumtreiben, die den Diesseitigen ans Leder bzw. an deren wohlschmeckende Seele wollen. Jedenfalls erzählen das die Mythen, die in der Vergangenheit ordentlich rankten und schließlich tief verwurzelt wurden.

Der Begriff „Rauhnächte“ leitet sich übrigens von der „Jahresnacht“ ab, also dem Winterhalbjahr. Jedenfalls dann, wenn man den keltischen Jahreskreis als Grundlage nimmt. Die Rauhnächte selbst haben ihre Ursprünge jedoch in einer faszinierenden Mischung aus heidnischen und christlichen Traditionen.

Im germanischen und keltischen Brauchtum markieren sie den Übergang in ein neues Jahr. Da der Mondkalender nur 354 Tage hatte und der Sonnenkalender 365 Tage, entstanden zwölf zusätzliche „Schalttage“ – die Rauhnächte –, die symbolisch dafür genutzt wurden, Ordnung in die Zeit zu bringen. Diese Tage galten als besonders magisch, da sie sich außerhalb der normalen Zeitrechnung bewegten, eine Art „Zeit zwischen den Zeiten“. Diese Interpretation wird oft herangezogen, doch ob sie tatsächlich auf historische Fakten zurückgeht, ist nicht eindeutig belegt und bleibt daher eher im Bereich der Vermutungen.

In der Vergangenheit war das Winterhalbjahr weitaus stärker von Kälte, Hunger und Krankheiten geprägt als heute – das Leben war rauer. Ohne elektrisches Licht waren die Dunkelheit der Winternächte und die langen Schatten ungleich eindringlicher und gegenwärtiger als in unserer Zeit. Diese besonderen Nächte sind jedoch nicht nur finster und bedrohlich, sondern auch eine Zeit der Übergänge und der Magie. Der Schleier zwischen den Welten – dem Diesseits und dem Jenseits – ist besonders dünn.

So sollen in den Rauhnächten nicht nur die Seelen der Verstorbenen umherwandeln, sondern auch die Wilde Jagd durch die Lüfte toben. Diese Geisterprozession wird angeführt von Wotan oder Frau Holle (man nennt sie auch auch Perchta oder Bertha), je nach dem welcher Überlieferung man sich bedient, und zieht mit Getöse durch die Nacht. Wer sie erblickt, soll sich besser nicht einmischen, denn das bringt Unglück – oder, wenn man Pech hat, sogar den Tod.

Rauhnächte — Zwischen den Jahren Rauhnächte — Zwischen den Jahren

Laut Überlieferung soll man außerdem zwischen den Jahren auf das Arbeiten — auch im Haushalt — verzichten! Also Finger weg vom Wäscheberg, Bügeln, Putzen, Bücherregalabstauben und so weiter! Muss es doch sein, dann bitte nur mit Muse, Bedacht und ohne Zeitdruck. Schließlich will sich kein Mensch den Zorn der Jenseitigen zuziehen. Denn wenn diese so aussiehen würden wie die hier abgebildeten Perchten, dann gute Nacht! Da ist kein Sixpack oder gar ein schmackofatziger Adonisbelt zu sehen, wie Protagonisten ihn in unserer allseits geliebten, einschlägig-paranormalen Literatur ihr Eigen nennen! Nur gefletschte Fratzen und Fellbehang.

Zurück zum Thema! Die Zeit innerhalb der Rauhnächte sollten genutzt werden, um die Bindungen zur Familie, zu Freunden aufzufrischen, um gestärkt ins neue Jahr zu gehen. Der 6. Januar ist – wie oben bereits erwähnt – Stichtag und der Spuk ist vorbei! Die Jenseitigen überlassen das Diesseits wieder uns und was wir daraus machen, bleibt offen. Übrigens, dem Aberglauben nach soll das, was man in Rauhnächten träumt, im folgenden Jahr in Erfüllung gehen. Glückskekse sind also gänzlich überflüssig, auch wenn es Spaß macht sie zu knacken! Darum: süße Träume und zieht Euch beim Schlafen anständig an, oder auch nicht(s) *höhöhö*! Ihr wisst schon: Man weiß nie, wer im Traum zu Besuch kommt.

In diesem Sinne, rau(h)e Nächte!

Ka

Bildquelle „Perchten“: pixabay.de

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