Blog Kas Tatsachenbericht

Nur devote Weibchen stehen drauf

  • 18. April 2025

Geneigte Lesende,

in letzter Zeit bin ich häufiger über „nur devote Weibchen stehen drauf“ gestolpert. Um das zu erklären – ihr kennt mich *ggg* – muss ich etwas ausholen …

Was ist Fiktion?

Fiktion ist etwas, das nur in der Fantasie existiert. Etwas, was sich jemand kraft seiner Vorstellungskraft ausgedacht und aufs Papier gebracht hat, um es Fiktionskonsumenten — wie uns Buchbesessenen — zur Verfügung zu stellen. Fiktion ist also nicht real existierend. Es ist schmückendes Beiwerk zur Realität.

Warum gibt es dann Leute, die anderen vorwerfen, nur weil sie „Fiktion“ konsumieren – zum Beispiel in den Genres Paranormal, MC, Dark Romance, Erotik etc. –, sie seien devote Weibchen, weil: „Wie kann man nur so was lesen?!“

Ich wiederhole mich an dieser Stelle sehr, sehr gerne: Wir sprechen von Fiktion. Von der Erdichtung einer Geschichte, vom Ersinnen einer eigenen Welt, die sich in Büchern, im Theater, im Film, in der Kunst manifestiert. Warum ich deshalb ein *ironiemodus an* devotes Weibchen *ironiemodus aus* sein soll, bleibt mir verschlossen.

Mir als Liebhaberin fiktiver Geschichten ist durchaus klar, dass ich mich, wenn ich ein Buch aufschlage und darin versinke, auf fiktiven Pfaden bewege, die nichts mit der Realität gemein haben. Pfade, auf denen Menschen überdurchschnittlich schön – oder auch nicht –, überdurchschnittlich intelligent – oder auch nicht –, überdurchschnittlich sexy – oder auch nicht – sind. Dass ich außerhalb eines Buches in der Realität lebe, während ich innerhalb eines Buches die Fiktion betrete. Was zum Teufel ist so schlimm daran, sich zur Entspannung, zur Erholung vom stressigen Alltag in der Fiktion zu verlieren? Nichts, würde ich meinen. Und doch gibt es Leute, die einen als „devotes Weibchen“ bezeichnen, weil man gerne in diese Art der Fiktion abtaucht.

Lasst doch die Leute einfach lesen, was sie lesen möchten, und knickt euch Kommentare wie diese. Ich gehe ja auch nicht los und stelle Leser von Biografien an den Pranger und behaupte: *ironiemodus an* „Die können kein eigenes Leben haben, wenn sie sich am Leben anderer ergötzen.“ * ironiemodus aus*
Oder kritisiere Leser wissenschaftlicher Abhandlungen, indem ich sage:
*ironiemodus an* „Was? Dich interessiert das Leben von Dictyostelium discoideum, dem angeblichen Schlüssel der Genomforschung? Mann, da könnte ich mir echt Angenehmeres vorstellen, als mich in dieser Abhandlung worttechnisch durch den Waldboden zu wühlen. Bist wohl ’n gehirngesteuerter Nerd, ne?“ *ironiemodus aus*

Nur weil man gerne Paranormal, MC, Erotik, Dark Romance etc. liest, heißt das noch lange nicht, dass man in der Realität ein „devotes Weibchen“ ist – oder so viel Hirn wie eine Amöbe (Sorry an Dictyostelium discoideum!!!) hat.
Ich HASSE solche Pauschalisierungen! Ein bisschen Reflexion würde dem ein oder anderen „Posauner solcher Aussagen“ gut tun. Aber wahrscheinlich fällt es Leuten wie diesen leichter, alles und alle über einen Kamm zu scheren. So nach dem Motto:
„Du liest von sexy Männern, die ihre Frauen auf Händen tragen und den Neandertaler raushängen lassen – und das gefällt dir? WTF! Mensch, bist du ein devotes Weibchen!“

Fazit: Interessen sind so vielfältig wie Buchangebote. Ergo: Für alle ist was dabei.

Also Klappe halten und lesen. Punkt.

Ka

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