Geneigte Leserinnen und Leser,
bereits in der Grundschule lernt man, dass es den Nikolaus tatsächlich gegeben hat – nämlich als Nikolaus von Myra. Myra (heute Demre, Türkei) war Mitte des vierten Jahrhunderts Teil des römischen Reiches, und Nikolaus war dort als Bischof tätig. Am 6. Dezember feiern Christen den Nikolaus-Tag, denn es ist der Tag, an dem er gestorben sein soll. Viele Legenden ranken sich um diesen heiligen Mann.
In Bayern und Österreich nennt man den Nikolaus zum Beispiel Nikolo oder Niklo. In der Schweiz ist er als Samichlaus oder Santichlaus bekannt und am 6. Dezember ebenfalls unterwegs. Doch jeder positive Genosse wie der heilige Nikolaus bringt durchaus auch einen „Bad Boy“ mit. Im Falle des Nikolaus ist das Knecht Ruprecht, der seit dem späten Mittelalter als Kinderschreck den Nikolaus begleitet. „Kinderschreck“ trifft auf ihn durchaus zu, denn bei uns heißt er auch Krampus.
Als meine Kinder klein waren, kam der Nikolaus stets zu Besuch, doch den Krampus ließen wir nie zu ihnen. Einmal habe ich fast einen Herzkasper bekommen, weil ich nicht wusste, dass der Krampus sich bei uns im Haus befand. Der Nikolaus war bei den Kindern im Wohnzimmer, und ich wollte noch etwas holen. Als ich die Wohnzimmertür öffnete, um im Dunkeln in die Speisekammer zu tappen – ja, ich mache das manchmal –, bemerkte ich plötzlich zwei glühende Augen im Dunkeln. Das Einzige, was mir in diesem Moment einfiel, war laut zu schreien! Doch dann entblößte ein breites Grinsen eine Reihe weißer Zähne. Da wurde mir klar, dass der Krampus nicht draußen vor der Tür, sondern drinnen gewartet hatte. Mir entfuhr prompt ein: „Du Depp! Musst du mich so erschrecken?“ Woraufhin ich seinerseits heftiges Lachen erntete.
Doch zurück zu Santichlaus – oder sollte ich besser Santa Claus oder Weihnachtsmann sagen? Santa Claus schippert seit den 1820er Jahren mit seinem fliegenden Rentierschlitten in Amerika umher, um Kindern in der Weihnachtsnacht Geschenke zu bringen. Diese dürfen natürlich nicht vergessen, dem Weihnachtsmann ein Glas Milch und ein paar Plätzchen bereitzustellen, denn Geschenkauslieferungen machen hungrig.
Doch den Weihnachtsmann gibt es nicht nur in Amerika. Auch bei uns in Ost-, Nord- und Mitteldeutschland ist er Teil der weihnachtlichen Tradition. In den westlichen und südlichen Regionen hingegen bringt das Christkind die Geschenke. Der Weihnachtsmann vereint in gewisser Weise die Figuren des heiligen Nikolaus und Knecht Ruprecht: Er belohnt brave Kinder mit Geschenken, während unartige Kinder nur eine Rute bekommen.
Mal ehrlich, manchmal sieht der Nikolaus, der Nüsse und Mandeln bringt, ein wenig aus wie der Weihnachtsmann – und umgekehrt. Vielleicht liegt das daran, dass die beiden Figuren früher nicht so klar getrennt waren. Im Mittelalter wurden Kinder am Nikolaustag und am Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember) beschenkt. Weihnachten, wie wir es heute kennen, gab es damals noch nicht. Man geht davon aus, dass Martin Luther den Nikolaustag durch das Fest von Jesu Geburt ersetzt hat. Das Ganze ist ziemlich verzwickt und hängt auch davon ab, ob man in einer protestantischen oder katholischen Gegend lebt. Vielleicht ist das Christkind zu den Protestanten oder der Weihnachtsmann zu den Katholiken „rübergeschwappt“.
Wie dem auch sei: Die Advents- und Weihnachtszeit mit all ihrer Symbolik und Tradition ist – für mich persönlich – eine schöne Zeit. Einerseits ist es draußen kalt und ungemütlich, andererseits drinnen gemütlich und kuschelig. Überall funkeln Lichter und Kerzen. Herrlich!
Habt einen wundervollen 4. Advent.
Ka
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