Fiktive Charaktere

Herzlich Willkommen zum Re-Reding!

  • 4. März 2024

Geneigte Lesende,

ich weiß nicht ob Ihr es bereits gelesen bzw. gehört habt, Ria Wolf geht bald mit einem neuen Buch an die Öffentlichkeit. Es handelt sich nicht um Ria Wolfs „Beloved Escort“-Reihe und auch nicht um einen Historical, wie zum Beispiel „Lad Eve, die Sünden der Väter“ oder „Ein Herz, zerbrechlich wie Glas“ oder ähnliches wie die Zeitreisegeschichte „Keltische Nächte“. Auch ein weiterer Bodyguard, wie in „Der Chaffeuer – Ein Bodyguard für die Liebe“ steht nicht auf dem Plan, sondern ein Sience Fiction-Geschichte mit dem Titel „Marla — Gefährliches Blut“. Es soll voraussichtlich — lt. facebook-Seite der Autorin — diesen März erscheinen. Hier ein Blick auf das tolle Cover und ich werde Euch natürlich davon unterrichten, sobald man es kaufen kann. Ich werde es jedenfalls tun und freue mich schon darauf.

Herzlich Willkommen zum Re-Reding!

Als ich also davon las, plingte es ungehindert in meinem Hirn herum und so kamen mir natürlich die Escorts von Ria Wolf in den Sinn, bzw. das Interview, welches im HeldenSalon mit den Herren stattfand. Darum dachte ich, warum nicht nochmal hervor holen, weil es damals so viel Spaß gemacht hatte! Nun bleibt mir nur noch zu sagen: Herzlich Willkommen zum Re-Reading und ich hoffe Ihr habt beim Lesen ebensoviel Spaß, wie ich. ^^

 

Herzlich Willkommen zum Re-Reding!

Ich streiche mir eine aus dem hochgesteckten Schopf entwichene Haarsträhne zurück an Ort und Stelle, eile zur Tür, öffne sie und stehe unmittelbar vor einer menschlichen Wand. Nase Höhe Brust. Mein Blick wandert etwas gehetzt nach oben. „Lukas! Hi! Gute Güte …. du kommst nicht allein!“ Schnell huschen meine Augen von links nach rechts. „Wow! Ich bin gelinde gesagt … sprachlos.“
Lukas zwinkert mir zu und gibt mir einen galanten Handkuss: „Ein Escort kommt meistens nicht allein“, und grinst mich frech an.
„Himmel, musst du sowas sagen? Da rattert mein Kopfkino ungefragt los!“ Freundschaftlich knuffe ich ihm auf seine breite Schulter und lache auf. „Ich freue mich riesig dich zu sehen!“
Links hinter Lukas entdecke ich Phil: „Sie müssen Thor sein! Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend!“ Innerlich beiße ich mir auf die Fingerknöchel, um einen entzückten Japser zu unterdrücken.
Phil aka Thor begrüßt mich ebenfalls mit einem Handkuss und einem dermaßen charmantem Schmunzeln, dass es mir fast die Fußnägel aufrollt. „Stimmt! Danke für die nette Einladung.“
„Schön, dass Sie dabei sind, Phil!“ Ich wende mich der Luke Evans-Kopie zu, die rechts von Lukas steht! OMG! Das ist sicher André! Als meine rechte Hand in seiner landet, streifen seine Lippen verführerisch über meinen Handrücken. Sein tiefer Blick zieht mich magisch an, bevor er meine Hand eine gefühlte halbe Ewigkeit später wieder loslässt. „Gestatten, Athos, ganz der Ihre.“
„A-a-athos.“ Ich schlucke schwer, um Kontenance bemüht. „Willkommen im HeldenSalon! Bitte, kommen Sie doch alle her… “ Plötzlich schiebt sich ein vierter Mann, den ich noch nicht gesehen hatte, in den Vordergrund. Dunkelhaarig mit blitzenden grünen Augen, verschlucke ich mich prompt an der letzten Silbe. Der Kerl erinnert mich ein wenig an Henry Cavill. Nur knapp kann ich es verkneifen, mir Frischluft zuzufächeln, als er meine Hand in seiner umdreht, um auf den Puls, der auf der Innenseite meines Handgelenkes pocht, einen sinnlichen Kuss zu drücken. Habe ich da gerade seine Zungenspitze und ein zartes Nagen seiner Zähne gespürt? Seine Augen funkeln mich herausfordernd an. Sacht zieht er mich am Handgelenk etwas näher zu sich heran, um mir einen kleinen Kuss an die Schläfe zu hauchen. „D’Artagnan, schöne Dame. Für Sie zu allen Schandtaten bereit.“

„DAS glaube ich Ihnen sofort“, flutscht es ungebremst aus meinem Mund. Schnell entziehe ich ihm die Hand und mache eine an alle gerichtete, einladende Geste hinein in den Salon. Ich folge den Männern und wende mich an Athos: „Athos? D’Artagnan? Wie kommt’s? Machen Sie gemeinsam Frauen … ähm, ich meine jetzt nicht das, was Sie vielleicht denken!“
„Das auch“, murmelt D’Artagnan mit einem frechen Unterton.
„Ich meinte nicht, dass Sie sich eine … ups. Also ich … nein. Was ich eigentlich sagen wollte …“, umständlich räuspere ich mich. „Sind Sie Fans von Alexandre Dumas’ ’Die drei Musketiere’?“ Gerade noch die Kurve gekriegt!

D’Artagnan: „Ein bisschen. Der etwas tragische, besonnene Charakter des Athos passt hervorragend zu …“ Er sieht seinen Kollegen an, verkneift sich wohl im letzten Moment den richtigen Namen. „… zu Athos.“
Athos sieht mich wieder mit diesem bannenden Blick an, der jeder Frau, die auf diesen Typ Mann steht, die Knie in rosarote Zuckerwatte verwandeln muss. Verflucht! Warum muss er auch so eine Ausstrahlung haben.
„Lukas hatte den Anstoß mit seinem Pseudonym Aramis gegeben. Ja, irgendwie passt das mit den Musketieren. Die Namen transportieren auch in unseren Profilen schon etwas Romantisches, Verwegenes, was viele Damen schätzen.“
„Das stimmt allerdings“, bezeuge ich mit einem schelmischen Augenzwinkern.
„Eher Muskeltiere“, wirft Phil mit einem Hauch schalkhafter Ironie ein, während er sich in meinem Salon umsieht, vor einem Buchregal stehen bleibt und seine Finger über eine Reihe antik wirkender Buchrücken gleiten lässt.

Athos’ strahlend weiße Zahnreihen blitzen unter einem kurzen Lächeln auf. „Auch nicht abwegig. Und wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, hat der Name D’Artagnan ebenfalls einen dazu passenden Charakter gefunden.“
„Absolut!“ Heimlich werfe ich unter meinen Wimpern einen langen Blick auf besagten Charakter. Ohja! Absofuckinglutely …
Moment. Was passiert hier gerade? Irgendwie verteilen sich die Männer strategisch in meinem Salon. Zu strategisch? Hätte ich ihnen vielleicht Plätze zuweisen sollen, damit ich sie besser alle gleichzeitig auf dem Schirm behalte? Ja, auf alle Fälle!
Lukas macht es sich in der linken Ecke meines Sofas bequem. D’Artagnan lehnt an meinem Tresen, den Blick auf Sofa und meinen Lieblingssessel gerichtet. Athos schleppt mit einer Hand, wie ein leichtes Spielzeug, einen der Barhocker an, stellt ihn direkt rechts neben meinen Sessel, auf dem ich zwischenzeitlich Platz genommen habe und setzt sich mit einer Pobacke darauf.
Meine Halswirbel werden irgendwann ein Knirschen von sich geben, wenn ich während des Gesprächs laufend meinen Kopf von einem zum anderen drehen muss! Phil schleicht noch durch den Raum, visiert die rechte Ecke des Sofas an. Bleibt aber schließlich an der Leiter meines Buchregals gelehnt stehen und mustert meinen Aufzug von den Trägern meiner Latzhose bis zu den Schuhsohlen. Auf einmal werde ich mir dessen bewußt, wie ich angezogen bin und sehe erschrocken an meiner ausgewaschenen Jeanslatzhose runter. Mist! Die Jungs sehen aus, wie einem Herrenmagazin entsprungen! Ach was soll’s, versuche ich mich zu beruhigen, schließlich will ich nicht mit ihnen auf ein Date, sondern nur plaudern …
„Lukas, erzähl’! Floriert das Geschäft? Und wie geht es deinen beiden Frauen Anni und Mariechen! Himmel, was ist euer kleiner Glückskäfer für eine Süße! Ich war hin- und weg, als sie sich so vertrauensvoll an Phil gekuschelt hatte.“

Lukas bekommt einen weichen, verträumten Blick. „Meine beiden Prinzessinnen und bald vielleicht noch eine dritte oder ein Prinzchen. Es geht ihnen hervorragend. Bernie hat ein schützendes Auge auf sie, wenn ich nicht da bin. Und ja, Mariechen liebt ihren Patenonkel Phil. Sie hat ein super Gespür dafür, wem sie sich uneingeschränkt anvertrauen kann. Das Geschäft? Ich nehme an, du beziehst dich auf das Escort-Geschäft. Das läuft gut. Obwohl wir das ganze ja mittlerweile weniger als Geschäft betrachten.“
„Wie muss ich das verstehen? Kann man deine Männer nicht mehr buchen?“
Mit einem lauten „Pfffffff!“, höre ich auf einmal die Espresso-Maschine zischen. Ich drehe mich leicht nach links und beobachte D’Artagnan, wie er gekonnt an meinem geliebten, chromglänzenden, italienischen Ungetüm hantiert. Sein Jackett hängt über einem Barhocker. Deshalb sehe ich live und in Farbe, wie seine Muskeln höchst ansprechend unter seinem weißen Hemd spielen. „Entschuldige, Lukas. Ich war gerade etwas abgelenkt, von … der Espresso-Maschine.“
Lukas lächelt wissend. Keine Frage, er weiß, was mich gerade beschäftigt hat. Blut steigt in meine Wangen und etwas verschämt, ziehe ich meine Schultern nach oben während er weiter spricht. „Wir sehen uns vielmehr als exklusiven Männerklub, der sich der Erfüllung sehnlicher Damenwünsche und Teils auch Herrenwünsche verschrieben hat. Unsere ausschließlich männlichen Mitglieder können sich vor Nachfragen kaum retten.“
„Ist das ein Wunder?“ Mit einem verschmitzten Lächeln schaue ich in die Runde und wende mich letztendlich an Phil: „Wie viele Kollegen hatten Sie während Ihrer aktiven Zeit? Ich kann mich an eine Situation auf Tessas Party, aus „Schatten“ erinnern. Dort waren eine Menge Escorts unterwegs.“

Herzlich Willkommen zum Re-Reding!

„Zeitweise sind es noch immer um die dreißig. Manche nehmen nur Termine an, die sie mit ihren Urlaubszeiten verbinden können, andere stehen jederzeit zur Verfügung. Ein weißes schmalgeschnittenes Seidenkleid mit High Heels würde Ihnen sehr gut stehen. Ich sehe Sie damit gerade vor mir. Sie sind wie dafür gemacht. Möchten Sie eins haben? Ich habe noch ein paar übrig. Und vielleicht möchten Sie damit Athos zu einem speziellen Herrenabend begleiten.“
„Moment Phil! Ich gehöre zu den Frauen, die Sie auf keinen Fall in ein weißes Kleid stecken können! Erstens, stehe ich auf Schwarz. Zweitens, kann ich Kleider nicht ausstehen und das Allerwichtigste: Ich besuche GRUNDSÄTZLICH keine Herrenabende“, provozierend hänge ich meine Daumen links und rechts in die Hosenträger meiner Latzhose und wende mich mit einem gefährlichen Blitzen in den Augen Athos zu.
Phil lacht leise im Hintergrund und murmelt. „Wenn Sie einen schwarz-durchsichtigen Catsuit tragen, nimmt Ihnen das sicherlich auch keiner übel.“
 Athos zieht sein Jackett aus und schwingt es über seine rechte Schulter. „Ich sagte dir doch Phil, ich nehme an diesen Abenden nicht mehr teil. Aber so ein Kleid stände Ihnen wirklich gut, schöne Frau. Vielleicht für ein Date unter vier Augen mit mir?“

Mit einem überraschten Ruck wandern meine Augenbrauen gefährlich Richtung Haaransatz. „Ein Date. Mit Ihnen. In einem der weißen Kleider von Thor? Ich denke nicht … “
„Muss ich das persönlich nehmen? Oder liegt es am Kleid? Einen schwarzen durchsichtigen Catsuit fände ich auch viel reizvoller.“
Himmel noch und eins! Ich komme mir gerade vor, als müsste ich einen Sack voll Flöhe hüten! „Hallo? Erde an Escorts! Erde an Escorts! Ich stehe NICHT – ich wiederhole mich – ich stehe NICHT für Experimente in weißen Kleidern oder schwarzen, durchscheinenden Catsuits zur Verfügung!“ Mit einem Murmeln füge ich „Okay, über High Heels könnte man reden“, hinzu. Entrüstet verschränke ich meine Arme vor der Brust. „Meine Herren, wir führen ein Interview und kein Speed Dating! Athos, zurück zu Ihnen. Darf ich eine sehr persönliche Frage stellen, was Ihre Tätigkeit als Escort betrifft?“
Athos: „Natürlich. Wegen solcher Fragen haben Sie uns doch vermutlich eingeladen?“ Zwinkert mir mit einem Unschuldsblick zu, woraufhin ich erwiderte: „Genau deswegen und nicht um Dates auszumachen! Ich denke diesbezüglich haben Sie mehr als genug zu tun.“
Athos steht auf, geht hinter meinen Sessel und stützt sich mit den Unterarmen auf meine Rücklehne. Dann spüre ich seinen Atem über meine Schläfe streichen und er raunt: „Es wäre ganz privat, nichts Geschäftliches. Für Sie hätte ich immer Zeit.“
Scheiße! Haben die Kerle ‚Wie verführt man erfolgreich eine Frau‘ mit der Muttermilch aufgesogen? Ein sachter Wonneschauer läuft über meinen Rücken, während sich die kleinen Härchen in meinem Nacken aufstellen. Vorsichtig rutsche ich weg von ihm Richtung Sesselkante und übergehe etwas atemlos sein Raunen. „Nehmen wir an, Sie werden von einer Frau gebucht, die Sie auf sexueller Ebene nicht anziehend finden. Wie gehen Sie mit so einer Situation um? Mit Verlaub, ich stelle mir das sehr sehr schwierig vor! “ Während ich gespannt auf Athos’ Antwort warte, stehe ich geschwind auf und wende mich Richtung Tresen. Heiliges Kanonenrohr! Bei so viel Testosteron im Raum, brauche ich unbedingt ein Glas eiskaltes Mineralwasser. SOFORT! … oder wäre ein Pott Baldrian vielleicht doch besser? Wo bin ich da nur hineingeraten!?

D’Artagnan hat seine Krawatte abgelegt und sogar die obersten drei Hemdenknöpfe geöffnet. „Ich dachte, da Sie recht leger gekleidet sind, macht Ihnen das nichts aus, Ka.“
OMG! „Macht mir das was aus? Neee! Wenn es allerdings so weiter geht, falle ich noch total old fashioned in Ohnmacht! Und wer reicht mir dann das Riechsalz? Wer öffnet mein nicht vorhandenes Korsett? Wer fächelt mir Luft zu?“ Mit einem Mal fühlt es sich an, als wären alle Augen auf mich gerichtet. Mist! Das habe ich jetzt nicht wirklich laut gesagt?
Leises Lachen aus vier Männerkehlen bebt durch meinen Salon. Peinlich berührt bemerke ich, wie mir die Hitze in die Wangen steigt.
D’Artagnan: „Oh, ich werde Ihnen gerne behilflich sein. Und ich ziehe auch mein Schwert gegen Athos, wenn er Ihnen lästig wird.“
Athos: „Halt die Klappe, Mike!“ Seine Hand winkt flüchtig ab. „Jede Frau hat ihre besonderen Reize. Aber zugegeben, nicht alle treffen meinen Geschmack. Umgekehrt kann es natürlich ebenso vorkommen. Wie bei Ihnen vielleicht? Wenn man sich gegenübersteht, muss die Chemie stimmen. Beruflich versuchen wir Pannen vorzubeugen, indem die Kunden schon ein paar Angaben zu sich selbst beim Buchungswunsch machen müssen. Und gelegentlich werden wir ja wirklich nur als Begleiter für Events oder für ein nettes Dinner gebraucht.“

Nettes Dinner hört sich in meinen Ohren eigentlich gut an! Aber jetzt brauche ich endlich einen Schluck Wasser, bevor meine Kehle noch komplett austrocknet. Als ich mich zum Kühlschrank aufmache, stellt sich mir D’Artagnan in den Weg. Um an ihm vorbeizukommen, müsste ich handgreiflich werden! Seit wann ist er Herr über meine kleine Bar? Moment! Ist er etwa der Barkeeper von Tessas Rudel-Party, von der ich in „Schatten“ lesen konnte? Der, der nachdem sich die Damen und Escorts ordentlich ausgetobt hatten – inklusive Barkeeper – total gechilled aber etwas derangiert, weiter Drinks gemixt hat? Plötzlich perlt ein Lachen über meine Lippen und ich denke bei mir „Ertappt, D’Artagnan!“
Sichtlich irritiert lupft er eine Augenbraue. Dann streift sein Blick über sein Hemd, vermutlich auf der Suche nach einem Fleck oder so. „Was ist?“
„Och, jetzt weiß ich endlich, wo ich Sie schon mal gesehen habe, auf Tessas Party!“
„Erwischt. Das scheint Sie aber nicht zu schockieren.“
„Nun, schockiert ist der falsche Ausdruck. Ich wußte ja, was mich bei „Beloved Escort“ erwartet. Ich war eher überrascht, wie Sie es auf die Reihe gebracht haben, nach den körperlichen … ähm sexuellen Aktivitäten zwar etwas zerknautscht, nichtsdestotrotz aber souverän und null zittrig, Cocktails zu mixen! Ich sah keinen Schimmer von Müdigkeit, nur totale Entspannung. Aber vielleicht haben Sie eine ausgeprägte Kondition, von der ich mich später in Ihrer eigenen Geschichte überzeugen kann, wer weiß!?“ Ich kann nicht verhindern, dass meine Mundwinkel von einem Ohr zum anderen wandern und versuche mich dennoch in Ernsthaftigkeit. Er grinst ein bisschen selbstzufrieden, aber nicht so, dass man ihn als Macho abstempeln müsste. Dezent halt.
 „Vielleicht kann ich Ihnen die Frage ja schon vor meiner Geschichte ohne Worte beantworten.“
„Dieses Thema, werde ich jetzt besser nicht vertiefen, D’Artagnan.“ Ich kann mir nämlich genau vorstellen, was er mit ‚ohne Worte‘ meint. „Viel lieber würde ich gerne wissen, wie Sie sich entscheiden, wenn Sie die Wahl zwischen einem ganz normalen Job als Begleiter oder dem mit erotischen Extras haben?“
“Liebe Ka! Ich bin zweiunddreißig und schätze es, das Leben zu genießen. Was glauben Sie, wie meine Antwort lautet? Was möchten Sie trinken?“
„Sie haben Recht! Aus der Sicht eines Mannes, klingt das natürlich plausibel.“ Amüsiert zwinkere ich ihm zum. „Klar! Wenn ich vor diese Wahl gestellt worden wäre, hätte ich auch die reine Begleitung, ohne Extras gewählt!“ Mit einem frechen Grinsen, widme ich ihm meine ganze Aufmerksamkeit. „Ich hätte gerne ein eiskaltes, stilles Wasser und einen doppelten Espresso. Danke.“
Seine grünen Augen funkeln mich amüsiert an. „Kommt gleich. Ihre Bestellung, meine ich.“ Nach dieser Bemerkung kann ich nicht mehr an mich halten und fange an herzhaft zu lachen, während ich ihm ein paarmal mit der flachen Hand auf seine harte Brust klopfe „Ich mag Männer mit Humor!“

Mit einem Mal steht Thor hinter mir, hebt mich auf seine Arme und trägt mich zu meinem Sessel, in den er mich, aus nicht unbeachtlicher Höhe, hinein plumpsen lässt! Ich bin dermaßen perplex, während ich Dank guter Federung ein paarmal auf und ab hopple, dass ich ihn nur anstarren kann. Nicht nur, dass mich dieser scharfe Wonneproppen getragen hat. Damit ergab sich die Möglichkeit, an ihm zu schnuppern! Mjom. Schließlich hat seine Liebste, Sandy, von seinem Geruch weiche Knie bekommen. Verständlich, sehr verständlich! „Was war das denn jetzt?“, bringe ich überrascht hervor.
Thor: „Überlassen Sie Mike, sorry, D’Artagnan den Getränkeservice. Er hat viel Übung darin und macht das gern. Entspannen Sie sich einfach.“
Leichter gesagt als getan bei dieser vierfachen Testosteronübermacht! Uff!
Thor setzt sich in die rechte Sofaecke und taxiert meine Häppchen auf dem Tisch. „Ist das vegetarisch?“
„Da ist sowohl für Fleischkater, als auch für Vegetarier mit bei.“ Mit einem Schmunzeln deute ich auf die vegetarischen Häppchen. „Das hier ist Schokoaufstrich, für die Süßen! Und das hier, das ist ein Aufstrich aus Feta, Frischkäse und Karotten und eine ordentlich gehackte Portion Kräuter, sowie geschrotetem Pfeffer. Oder das hier Phil, da könnte ich mich reinlegen, es nennt sich ‚Sweet Curry‘. Das Brot habe ich übrigens selbst gebacken!“ Als ich sehe, das Phil aka Thor beherzt zugreift, lümmle ich mich zufrieden in meinem Sessel zurück und spüre prompt Athos Atem wieder, der leicht über mein Haar streicht, was meiner Konzentration nicht gerade dienlich ist … Ohmaaaannn!

Herzlich Willkommen zum Re-Reding!

„D’Artagnan, sind Sie jemals in die Verlegenheit gekommen, Ihrer hmmm, wie soll ich das am besten ausdrücken …?“ Innerlich fange ich vor Verlegenheit zu kochen an und hüstle vor mich hin „… Ihrer ‚Escort-Pflicht‘ nicht nachgekommen zu sein?“ Ka, jetzt hab` dich nicht so! Sag es! Frei von der Leber weg: „Mussten Sie schon mal zu einem Hilfsmittel greifen, um einer Dame Ihre sexuellen Wünsche zu erfüllen?“
„Ja. Kommt schon mal vor, dass ich mich mit meiner Fantasie hochschaukeln muss. Aber, ich bin noch nie einer Frau ein schönes Erlebnis schuldig geblieben.“
Holla die Waldfee! Diese Bemerkung, dann noch solch grüne Augen und erst der Amorbogen seiner Oberlippe! Ich verwette mein Monatsgehalt, dass er einen ansehnlichen Adonisbelt hat! Ach was! Ich verwette mein Jahresgehalt, dass alle Vier so einen haben! Ihr wisst schon, diese beiden Muskelstränge, die links und rechts der Hüfte in tiefsitzenden Hosen verschwinden. ICH BRAUCHE EINE KALTE DUSCHE!
D’Artagnan kommt hinter der Bar vor. Auf einem Tablett hat er 5 Gläser mit Mineralwasser und den Espresso. Im Hintergrund erklingt aus der Musikanlage ‚Fallin‘’ von Alicia Keys, als seine Hüften beginnen, sich äußerst sinnlich zu wiegen und nur ein Augenzwinkern später klafft sein Hemd bis zum Bauchnabel auf. Verdammt! Ich habe jetzt null Bock, mich in ein sabberndes kreischendes Weibchen zu verwandeln. Und das werde ich auch nicht! Habe ich noch nie. Werde ich nie. Aber hey, ich bin sowas von nah dran …
Geschmeidig beginnt er sich im Gleichklang mit der Musik zu bewegen, vollführt dabei 360 Grad Drehungen, die ihn immer näher zu mir bringen. Er hat wirklich Talent! Denn er balanciert das Tablett so geschickt aus, dass kein Tropfen verschüttet wird. Angeber! 😉 Die Regalleiter mutiert für einen viel zu kurzen Moment zur Pole Dance Stange, und ich habe ungehinderten Blick auf seinen ansehnlichen, knackigen Po, der wirklich eine Sünde wert ist, bevor D’Artagnan das Tablett sicher auf dem Tisch platziert, der vor meinem Sessel und dem Sofa steht. „Alle Achtung, D’Artagnan! Das war Hammer …“ füge ich mit einem kleinen Kiecksen in der Stimme hinzu.
„Er hat zu oft Magic Mike gesehen“, witzelt Phil.
Lukas und André schmunzeln amüsiert. „Magic Mike? Ich sollte vielleicht doch öfter ins Kino gehen oder Fernsehen!“, bringe ich hervor und lasse einen liebevollen Blick über meine Bücher gleiten.

Mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht damit, das D’Artagnan plötzlich meine Linke ergreift und mich aus dem Sessel direkt an seinen Sixpack zieht, den ich unter dem geöffneten Hemd erspähen konnte.
Lukas, Phil und André geben ein leises, anerkennendes Pfeifen durch die Zähne von sich, als ich D’Artagnans wiegende Bewegungen erwidere. Ich finde mich unversehens in einem atemberaubenden Dirty Dance wieder, von dem Baby und Johnny noch was lernen könnten! Rhythmus liegt mir im Blut und einem Tanz, konnte ich noch nie widerstehen! Bei einer Drehung übernimmt mich André von D’Artagnan. Für einen kurzen Moment fühle ich mich, als wäre ich zwischen einem Sahnedrop und einem Stück Marzipanschokolade gefangen. Übergangslos beugt André mich so weit nach hinten, dass ich mein Haar über den Boden schleifen spüre. Einer von den beiden muss mir unbemerkt die Haarspange gemopst haben. Verboten schöne Frechlinge, diese beiden. Mit einer fließenden Bewegung, zieht er mich an seine breite Brust und schnurrt nur für meine Ohren bestimmt: „Sie haben meine Frage nicht beantwortet, süße Dame. Bin ich nicht Ihr Geschmack?“
Fragt mich bitte nicht woher plötzlich dieses Bild kommt, als ich in den Tiefen seiner braunen Augen versinke. Doch unvermittelt sehe ich ihn und seinen Sohn Tommy in einer Küche stehen und unter Gelächter gemeinsam kochen. Druck, der mich traurig stimmt, baut sich in meinem Inneren auf, als ich mir vorstelle, warum er und Tommy alleine dort werkeln, als ungefiltert ein leises „Doch“, meine Lippen verlässt. Umgehend zieht André mich noch eine Spur fester an sich. Kein Zweifel mehr, sein Körper ist auch traumhaft durchtrainiert. Spätestens in seiner Geschichte werde ihn doch wohl ohne lästigen Stoff bewundern können?
Zum Glück meines Seelenheiles erlöst mich Lukas aus Andrés Armen und tanzt mit mir auf sittsame Weise das Musikstück zu Ende.

Lukas hat selbst auf Abstand eine Ausstrahlung, wie ein galaktischer Urknall. Zu der Wirkung gesellt sich mein Kopfkino, welches ihn in seiner Geschichte mit Anni in Aktion zeigt. Ich glaube, ich bekomme gleich einen Herzkasper. Manchmal wünsche ich meine Fantasie echt zum Teufel! Aber bevor meine Pumpe endgültig vor Verzückung den Geist aufgibt, ist der Song zu Ende und er entlässt mich mit einem Handkuss in meinen Sessel. Würde ich noch stehen, wäre ich spätestens jetzt in einen tiefen Hofknicks gefallen … oder in Ohnmacht.
„Keine Sorge, liebe Ka. Diese Männer beißen in deinem Salon nur wirklich zu, wenn du es möchtest.“
„Weiß du Lukas, ich habe schon sehr viel im HeldenSalon erlebt. Ich weiß Dank eines Fauns, wie breit und lang dieses Sofa ist …“, bringe ich etwas krächzend heraus. „… ich konnte einen Unseelie gerade noch daran hindern mir sein bestes Stück zu zeigen, durfte mich in die Schwingen eines Gargoyels kuscheln und war nahe dran einem Helden den Inhalt einer Blumenvase in den Schoß zu kippen – nur zu Ablenkungszwecken versteht sich. Und das mit euch, reiht sich zu all den anderen Gesprächen, die ich hier geführt habe, wunderbar in die ‚Liga der außergewöhnlichen Interviews‘ mit ein! Für mich, eine weitere, wunderschöne Erinnerung.“
Lukas verbeugt sich mit einem dankenden Lächeln und setzt sich wieder. Boah, ich hätte nie gedacht, dass ein Couchtisch das Potenzial einer Sauerstoffmaske entwickeln kann. Durch diese Barriere zu wenigstens dreien der Männer habe ich das Gefühl, wieder atmen zu können. Trotzdem wäre ein guter alter Fächer jetzt auch nicht schlecht.
Drei Männer auf dem Sofa? Lukas hat recht. Plötzlich sind alle ganz brav.

Herzlich Willkommen zum Re-Reding!

D’Artagnan sitzt tatsächlich mit einem Unschuldslächeln und ordentlich zugeknöpftem Hemd neben Thor auf der Sofalehne und André, als könne er kein Wässerchen trüben, auf seinem Barhocker. Mit einem sinnigen Lächeln, schaue ich mir die vier Männer nochmals an. „Vor lauter übersprudelnden hormonellen Attacken, bin ich überhaupt nicht zu meinen Fragen gekommen! Das ist mir auch noch nie passiert!“ Wieder kriecht dieses unsägliche Rot über meine Wangen.
Lukas: „Das ist die erwünschte Wirkung bei unseren Gegenüber, liebe Ka. Die Begegnung mit unseren Escorts soll immer ein besonderes Erlebnis sein. Das eben war ein bisschen Performance Demonstration, damit deine Leser uns nicht für langweilige Nachrichtensprecher halten.“
„Ein bisschen Performance nennst du das? Gute Güte! Diese Vorstellung beweist glasklar, warum die Damen und Herren euren Dienst so mannigfaltig in Anspruch nehmen! Ich möchte nicht mit eigener Haut erleben, wenn ihr zur Höchstform auflauft“, füge ich etwas atemlos hinzu. „Wahrscheinlich würde ich vor Wonne zerfließen“, setze ich leise dem Ganzen noch einen drauf.
Athos: „Warum möchten Sie das nicht mit eigener Haut erleben? Haben Sie Angst davor, vor Wonne zu zerfließen? Mein Angebot für das Date war übrigens ernst gemeint!“ Fragend sehe ich zu ihm auf, da er mich auf dem Barhocker um einiges überragt. „Hier vor allen Leserinnen und Leser zu zerfließen? Athos das wäre …“, ich suche nach den richtigen Worten, „das wäre nicht jugendfrei.“
„Ich dachte eher an ein Zerfließen unter Ausschluß der Öffentlichkeit.“
„Sie. Ich. Zerfließen. Unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Heiliges Kanonenrohr …“ Heftig muss ich ein paarmal schlucken. Ja, ich weiß, dass ich mich wie ein Papagei anhöre, doch ich bin meilenweit davon entfernt einen logischen Gedanken zu fassen.
„Athos, Sie machen mich sehr verlegen. Bitte, lassen Sie uns zum Date zurück zu kommen. Ich kann Ihnen nicht glauben, dass Sie es ernst damit meinen. Vor allem nicht nach dem, was Lukas eben gesagt hat. Wenn es anders wäre, hätte ich Ihre Einladung tatsächlich angenommen. Allerdings unter der Bedingung, mit Ihnen und Tommy gemeinsam einen Abend zu verbringen. Vielleicht kochend, in Ihrer Küche?“
Überrascht heben sich seine Augenbrauen.
„Frech von mir mich einfach einzuladen, nicht wahr?“
„Nein, gar nicht! Nächsten Samstag? 18 Uhr?“
Bevor ich überhaupt reagieren kann, wirft D’Artagnan dazwischen: „Und dabei willst du sicher Arztspielchen auf deinem neuen Gynstuhl ausprobieren.“ Grundgütiger! Den Gynstuhl hätte ich fast vergessen! Aber nur fast! Was war das für eine Szene … Schnell greife ich zu meinem Wasserglas und trinke es in einem Zug aus! Ahhhh, das zischt erfrischend! Beherzt lecke ich einen letzten Tropfen von meiner Oberlippe und muss kichern. Viele Frauen, die das in „Schatten“ gelesen haben oder Ähnliches wahrscheinlich in Andrés Geschichte zu lesen bekommen, werden anschließend nie wieder bei ihrem Frauenarzt sitzen können, ohne von prickelnden Gedanken gestreift zu werden.

Athos: „Ich würde Ka das Teil gern zeigen, wenn sie möchte. Vielleicht bekommt sie ja Appetit auf das Szenario. Aber wir können natürlich auch ganz klassisch einen schönen Abend verbringen.“
D’Artagnan: „Klassischen Abend. Wer ’s glaubt. Gehen Sie lieber mit mir aus, Ka.“ Ein Schokoladenhäppchen verschwindet hinter seinen weißen Zahnreihen. Meine Mühe war nicht umsonst, denn rapide leert sich der große Teller. „Ich führe Sie durch alle Rhythmen, bis Sie sich wie im Sternenhimmel fühlen.“
Durch alle Rhythmen, ja jaa. Damit ist sicherlich nicht nur tanzen gemeint.
„Mit Ihnen würde ich auf der Stelle tanzen gehen, D’Artagnan! Ihre Einlage eben war grandios, da würde ich zu einer Wiederholung nicht nein sagen!“
Mit einem herzerweichenden Lächeln verbeugt er sich leicht. „Dankeschön.“

Thor: „Bevor ich meine Sandy traf, hätte ich diese beiden Charmeure im Regen stehen lassen und Ihnen Ihre tiefsten verborgenen Sehnsüchte entlockt.“ Er zwinkert mir verwegen zu, um sich dann grinsend seinem Mineralwasser zu widmen. Puhhh! Was bin ich froh, dass Thor in festen Händen ist. Wenn auch er heute und hier noch demonstriert hätte, wie sich Escorts ihrer „Kundschaft“ annehmen, wäre ich wahrscheinlich schon längst zerflossen. Jugendfrei hin oder her.
D’Artagnan: „Im Regen stehen lassen. Pfff. Wir waren auch schon vor deinem und Lukas’ Rückzug ausgebucht. Das kommt nicht von ungefähr.“ Er steht auf, sammelt die leeren Gläser ein und geht zur Bar, um Getränkenachschub zu holen. Uiuiui! Der Mann hat nicht nur Schwung in den Hüften, sondern auch häusliche Qualitäten!
Athos lacht leise: „Als D’Artagnan noch Streife fuhr, kippten die Damen verzückt aus den Latschen, wenn er ihnen einen Strafzettel verpasste und hofften darauf, von ihm wiederbelebt zu werden. Mund zu Mundbeatmung und so.“

D’Artagnan zuckt hinter dem Tresen die Schultern. „Da manche Damen offensichtlich bereit waren, Strafen zu zahlen, indem sie in meiner Nähe kleine Auffahrunfälle oder ähnliches fabrizierten, fasste nicht nur der Gedanke Fuß, besser zur Kriminalistik zu wechseln, sondern auch, mich als bezahlter Begleiter bei Lukas zu bewerben. So haben die Ladys wenigstens keine Verletzungen oder rechtlichen Konsequenzen zu fürchten. Und mir füllen solche Dates private Lücken.“
„Sie sind der klassische Schwerenöter. Sie erinnern mich an ein paar meiner Lieblingshelden aus dem historischen Genre, das gefällt mir! Mit Ihnen würde ich – rein freundschaftlich versteht sich – gerne durch die Clubs ziehen. Da wäre immer was geboten!“ Mit einem verschmitzten Lächeln füge ich hinzu. „Ich stelle mir gerade vor, wie die Damen um Ihre Gunst buhlen, während ich mich königlich dabei amüsiere, welche der Frauen Sie letztendlich erhören. Das wäre ein Spaß!“
„Ich wäre nicht so ungehobelt, mit anderen Frau zu flirten, während ich Sie begleite. Ihre Vorstellung von mir ist echt niederschmetternd.“
„Ich glaube, das haben Sie eben falsch verstanden“, antworte ich mit einem neckenden Schmunzeln „ich würde Sie nicht als ‚Begleiter’ sehen, sondern als Kumpel, mit dem ich um die Häuser ziehe. Sie wären also mitnichten ungehobelt und könnten tatsächlich mit so vielen Frauen flirten, wie Sie möchten!“
„Aber ich könnte nicht aus der Haut, mich als Ihr Begleiter zu sehen, liebe Ka. Das Flirten kann warten, bis ich allein losziehe. Kommt gar nicht in Frage, dass ich in Ihrer Gesellschaft meine Aufmerksamkeit anderen widme.“

Herzlich Willkommen zum Re-Reding!

Athos: „Nein, das würde er wirklich nicht tun. Nur unbemerkt mit Telefonnummern seine Hosentasche füllen. Lassen Sie sich bloß nicht länger als einen Abend von seinem Liebe verheißenden Charme blenden.“ Als ich das höre, schaue ich wieder zu Athos nach oben. „Wie gesagt, ich möchte einfach nur mit D’Artagnan abtanzen! Er kann also so viele Telefonnummern und Frauen horten wie er möchte!“, füge ich ehrlich hinzu. „Nichts für ungut D’Artagnan!“ Rasch strecke ich mich zu ihm über den Tisch und drücke leicht seinen Unterarm.
D’Artagnan fasst sich ein bisschen theatralisch ans Herz. „Ein kumpelhafter Umgang mit einer Lady wäre eine neue Erfahrung für mich. Da muss ich auf unsere Nähe beim Tanzen und meinen Charme vertrauen, dass Sie Ihre Meinung im Laufe des Abends ändern.“
Nach dieser Aussage muss ich einfach mit einem gespielt lautem Seufzer aufstehen und einem „Neue Erfahrungen sind doch nicht schlecht“, umrunde ich den Tisch, bis ich vor D’Artagnan stehen bleibe. Sanft nehme ich sein Gesicht zwischen die Hände, bücke mich etwas nach unten, um ihm direkt in die Augen zu blicken „Ich denke nicht, dass ich meine Meinung ändern werde“, und gehe zurück zu meinem Sessel. Männer!

D’Artagnan: „Jungs, sie hat mir gerade das Herz gebrochen.“
Nur schwer kann ich ein Kichern unterdrücken. Ich mag den Kerl!
„Dein Herz ist so dehnbar wie ein Kondom. Also hör auf zu flunkern.“
Ungehemmt pruste ich los „Der war gut Thor!“, und verschlucke mich vor lauter Lachen.
Athos ist so nett, mir vorsichtig den Rücken zu klopfen, bis ich mich wieder einkriege. „Danke, Athos, lieb von Ihnen …“
Plötzlich funkt Lukas dazwischen: „Hier muss ich kurz einhaken. Entschuldige Ka. Im Moment möchte man vielleicht nicht glauben, dass die Burschen zusammenhalten wie Pech und Schwefel, aber tatsächlich sind wir alle enge Freunde.“
„Das weiß ich doch Lukas. Schließlich habe ich „Lügen“ und „Schatten“ gelesen. So konnte ich mich live von eurer Freundschaft und dem Zusammenhalt überzeugen. Ich kann das nur mit einem Wort beschreiben: Wunderschön.“ Vor allem, wenn ich an den Schluss von „Schatten“ denke, hat sich dies besonders einprägsam gezeigt. „Also mach dir keinen Kopf. Mir ist der Unterschied zwischen Plänkelei und Ernst sehr wohl bewußt.“

Etwas aufgeregt rutsche ich hin und her. „Sag mal Lukas, ist bei Elite-Escort-Service eigentlich auch ein Mann als Escort tätig, der nicht nur dem weiblichen, sondern auch dem männlichen Geschlecht zugeneigt ist? Ich weiß nicht warum, aber bisexuelle Bücherhelden finde ich ungemein reizvoll.“
„Nicht nur einer. Faszinierend, dass du das reizvoll findest, aber glaubst du, anderen Leserinnen und Lesern geht es ähnlich? Vielleicht sollten wir erst eine Umfrage starten, bevor unsere Autorin Zeit in deren Geschichten investiert.“
„Ich kann mir diese Faszination selbst nicht ganz erklären. Allerdings kann ich sagen, dass zwei Männer bereits hier zu Gast waren, die nicht auf ein Geschlecht fixiert sind. Die Gespräche mit ihnen waren höchst interessant. In der Vergangenheit konnte ich die Erfahrung machen, dass auch andere Leser von diesem Thema fasziniert sind. Doch eine kleine Umfrage dazu, wäre sicherlich eine gute Sache.“

Athos beugt sich zu mir herunter. Ein Hauch von Ungeduld flackert in seinen Augen. „Nun Ka? Kann ich den nächsten Samstag mit Ihnen rechnen? Vielleicht komme ich D’Artagnan ja zuvor. Sein Terminplan ist bis dahin voll und ich hatte den nächsten Samstag für Tommy aufgespart. Also steht einer gemeinsamen Küchenschlacht nichts im Wege.“
„Gut. Ich komme am Samstag! Haben Sie und Tommy ein gemeinsames Lieblingsgericht? Ich würde dann alle Zutaten mitbringen!“ Unbekümmert lehne ich mich etwas vor, greife in die Po-Tasche meiner Hose und fische eine Visitenkarte heraus, die ich ihm reiche. „Bitte. Hier steht meine Nummer drauf! Geben Sie mir einfach zeitnah Bescheid, sobald Sie sich mit Tommy abgesprochen haben. Wenn ich ihn mir so vorstelle, tippe ich auf Pizza oder Spaghetti Bolognese …“, füge ich fröhlich hinzu. „Kleine Jungs mögen sowas in der Regel. Isst er eigentlich gerne Erdbeereis?“ Hmmm, beim Gedanken an selbst gemachtes Erdbeereis, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Hungrig will ich nach einem Schnittchen greifen, doch schwebend bleibt meine Hand über der leeren Platte stehen. Ich vergaß! Mike hat ja schon alle verputzt! Ein weiterer Pluspunkt, den er gerade unwissentlich eingefahren hat! Himmel, Männer mit Appetit sind was Herrliches! Hoffentlich habe ich mich mit meinem ‚Ich denke nicht, dass ich meine Meinung ändern werde‘, nicht etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt …
Athos: „Kommt gar nicht in Frage, dass Sie etwas mitbringen! Außer dem Eis, wenn Sie es gern selbst machen möchten. Tommy liebt Erdbeereis mit Sahne und Spaghetti Bolognese.“
D’Artagnan: „Und ich bekomme keine Visitenkarte? Wie kann ich mich dann mit Ihnen verabreden? Ha! Ich komme nächsten Samstag auch zu Athos!“
Athos: „Kommst du nicht! Du hast einen Termin!“
D’Artagnan: „Aber erst um 22 Uhr!“
Athos: „Du bist eine Nervensäge!“
D’Artagnan: „Nein. Nur hartnäckig, wenn ich jemanden erobern möchte. Ich lasse dir keinen Vorsprung.“
Athos: „Und ich dich Samstag nicht in mein Haus!“

Amüsiert lehnen sich Lukas und Thor zurück und lachen leise, während ich sprachlos und mit geweiteten Augen dem Schlagabtausch der beiden zuhöre. „Das war meine letzte Karte, D’Artagnan. Wenn Sie mir Ihr Handy geben, tippe ich meine Nummer hinein. Oder Sie geben mir einfach Ihre, dann rufe ich Sie an!“
D’Artagnan zieht sein Smartphone aus der Hosentasche, reicht es mir und ich tippe meine Nummer hinein. Wie war das mit seiner Telefonnummernsammelei? Jetzt ist meine doch tatsächlich eine davon.
„Wie schön, dass nun alles geklärt ist“, wende ich mich wieder an Athos. „Das wird sicherlich spaßig!“ Rasch schaue ich auf die Uhr und stelle fest, wieviel Zeit schon vergangen ist. Fast springe ich aus dem Sessel. „Holla! Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, doch ich für meinen Teil habe total Hunger.“ Als würde mich mein Magen verstehen, fängt er zustimmend laut zu knurren an. Grinsend blicke ich zu Mike „Sie wohl eher nicht, oder?“
Entrüstet reißt D’Artagnan die Augen auf und erwidert: „Soll das ein Witz sein? Ihre Häppchen in Ehren, sie waren wirklich lecker, aber für ein halbes Schwein auf Toast ist immer noch Platz.“
„Das hört sich vielversprechend an“, feixe ich. „Wollen wir alle gemeinsam Essen gehen? Um die Ecke ist ein vorzüglicher Mexikaner. Ich lade Sie als kleines Dankeschön dafür ein, dass Sie hier waren. Hätten Sie Lust?“ Gespannt warte ich auf die Antwort der vier Männer.
Lukas lehnt sich vor und stützt die Ellenbogen auf seine Knie: „Ka! Was wären wir für Gentleman, wenn wir dich die Rechnung zahlen ließen. Wir haben für deine Einladung zu danken, deshalb geht die Rechnung auf den Elite-Escort-Service.“ Er steht auf und zupft sein Sacco zurecht.

Herzlich Willkommen zum Re-Reding!

„Dann sage ich lieben Dank für die Einladung, Lukas! Apropos? Wer hat eigentlich meine Haarspange gemopst? Bei dem stürmischen Frühlingswind da draußen, brauche ich sie unbedingt. Sonst sehe ich in kürzester Zeit aus wie ein Wischmop!“
Athos hebt mit einem Schmunzeln seine Rechte ein wenig. Zwischen Zeige – und Ringfinger klemmt meine Haarspange. Als ich danach greife, zieht er die Hand unerreichbar weg und tippt sich an die linke Wange. „Nur gegen Einlösung.“
Ich baue meine 161 cm vor Athos auf, stemme meine Hände in die Hüften und will gerade mit einer Erläuterung beginnen, warum ich ihm keinen Kuss geben werde, als mich ein Geistesblitz trifft. Mit einem leicht hinterhältigen Grinsen marschiere ich zum Tresen und öffne einen der Schubläden, die dort eingebaut sind, wühle etwas darin herum, bis ich gefunden habe wonach ich suche. Zwei Stäbchen, die vom letzten Besuch beim Chinesen übrig geblieben sind.
Schnell wickle ich meine Haare zusammen und befestige sie mit deren Hilfe am Hinterkopf. Ich bin mir sicher, dass gewiss wieder ein paar Strähnen wie die Böcke nach oben stehen, von den Eßstäbchen ganz zu schweigen. Ich kann es nicht lassen und werfe Athos einen kleinen, triumphierenden Blick zu.
Er steckt die Haarspange in seine Brusttasche. Ohne Auslösung kann ich die wohl abhaken. Sein Blick zollt mir Anerkennung, aber auch eine unterschwellige Kampfansage an meine Libido. Anscheinend hat meine Reaktion den männlichen Jagdtrieb nur noch mehr angeheizt.

Auf dem Weg zur Tür greife ich nach meinem schwarzen Poncho und hülle mich darin bis zur Nase ein. „Kommt Ihr?“, wende ich mich fragend an die Vier, die noch etwas unschlüssig im Salon stehen. Erstaunt sehe ich alle an und nuschle aus der Tiefe meines Ponchos „Was ist? Ist Euch irgendwie der Appetit abhanden gekommen?“
Alle wirken, als wollten sie sich gleich vor Lachen auf den Boden werfen. Vermutlich, weil ich aussehe wie ein vermummter Hobbit. Nur dass meine Füße mit einer Schuhgröße von 35 definitiv kleiner sind, als die der Auenlandbewohner mit ihren riesigen, behaarten Füßen. „Machen wir etwa einen Abstecher nach Tolkiens Mittelerde?“, feixt Thor.
„Na klar!“, griene ich ihn an. „Und gegen Sauron ziehe ich mit einem nordischen Gott und drei Musketieren zu Felde …!“
Thor zwinkert mir zu: „Die Schlacht hält uns nicht lange vom Essen ab, schließlich haben wir Schwerter und Hammer immer dabei.“
„Gut gerüstet mit Schwert und Hammer stürmt Ihr Escorts voran. Doch bedenkt, oh großer Gott des Donners! Querfeldein bin ich nicht zu gebrauchen. Ich Zwerg bin eher der geborene Spurter. Mordsgefährlich über kurze Entfernungen und energisch beim Essen fassen!“, zitiere ich mit breitem Schmunzeln frei nach Gimli.
Thor: „Ich könnte Sie auch werfen … aus der Gefahrenzone in Athos Arme … die Elben, Ihre Leser, müssen es nie erfahren.“
D’Artagnan: „Das klang wie ein Versprechen auf einen mordsgefährlichen Quickie auf Erdbeereis, liebe Ka. Ich muss Samstag unbedingt nachsehen, ob Athos ein Kellerfenster nicht verschlossen hat.“
Laut klatschend landet Athos Hand mehrmals auf Mikes Schulter. „Tommy ist dabei, also bleibt das Eis unbeschadet.“
„Und wie das Eis unbeschadet bleibt, meine Herren!“, kann ich mir nicht verkneifen anzumerken.
Thor: „Nur so als Randnotiz, Nudeln kleben fürchterlich und rubbeln teils wie Radiergummi.“
„Vor allem, wenn sie sich in feinen Härchen verfangen.“ Verdammt! Warum kann ich nicht einfach die Klappe halten! „Kann ich mir jedenfalls vorstellen. … da wir gerade vom Essen sprechen. Wäre es Ihnen genehm, allgemein das ‚Du‘ zu benutzten? Lukas und ich machen das ja schon lange. Dann würde es sich beim Essen entspannter plaudern.“
Entspannung kann ich jetzt d-e-f-i-n-i-t-i-v gebrauchen!
Athos schiebt sanft eine widerspenstige Haarsträhne hinter mein Ohr. Wie gesagt: D-e-f-i-n-i-t-i-v! Sein weicher und doch maskuliner Duft nach Leder und Sandelholz wird mir intensiv bewusst. Ich beiße mir auf die Unterlippe um ein wohliges Seufzen zu verhindern. „Gerne, süße Lady. Darauf werden wir gleich beim Essen anstoßen und es besiegeln.“
„Verstehe Athos, auch eine Möglichkeit den vorher eingeforderten Kuss doch noch zu bekommen?“
„Ich werde jede Chance nutzen, die sich bietet, verehrte Ka.“
„Tze-tze-tze …“ Mit einem vergnügten Kopfschütteln hake ich mich bei ihm unter „Komm“, verstelle ich meine Stimme in den Gollum Modus „mein Schaaatzzz …“
Ganz langsam breitet sich ein kleines, aber atemberaubend schönes Lächeln auf Athos’ Gesicht aus, das in meinem Bauch eine Hundertschaft an Schmetterlingen zum Leben erweckt …

— Ende —

Ich freue mich tierisch, dass Ihr es bis hierher geschafft habt. Hoffentlich hat Euch das Gelesene so unterhalten, wie mich das Schreiben zusammen mit der Autorin Ria Wolf, die ihren Charakteren stets so viel Leben einhaucht. Ihr habt sicher festgestellt, dass das Interview dieses mal ein wenig anders „gestaltet“ war, als Ihr es sonst gewohnt seid. 😉  Für mich war es eine neue, aufregende Erfahrung.

Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei Ria Wolf bedanken und natürlich auch bei ihren Jungs: Lukas / Aramis, Phil / Thor, André / Athos und Mike / D’Artagnan! 😉

Bis bald, Eure

Ka, die im wirklichen Leben sehr glücklich verheiratet is! ^_^

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