Geneigte Leserinnen und Leser,
Hektor meinte zur Adventszeit darf es gerne etwas … Kitsch sein, von daher liebe, vorweihnachtliche Grüße von Hektor!
„Ka, kannst du mal kurz zu mir kommen? Ich möchte dir etwas zeigen!“, tönt es laut aus der Drachenhöhle zu mir in die Bibliothek.
„Komme gleich, Herr Drache! Ich bin gerade beim Sortieren der Bücher und hänge bei AC fest!“ Mit einem fetten Schmunzeln im Gesicht fahre ich fort. „Ich wußte gar nicht, dass es so verdammt viele Buchtitel mit AC als Anfangsbuchstaben gibt!“ Beschwingt gehe ich Richtung Drachenhöhle und zähle ein paar davon auf. „… zum Beispiel ‚Achtsam morden‘, ‚Acht Berge‘, ‚Achtsamkeit‘ oder ‚Acordia, die zügellose Drachendame‘. Der Schinken gehört wohl zu deinen bevorzugten Lektüren, so zerlesen wie er ist!“ Laut lachend stoße ich mit gehörig Kraftaufwand die Türe zu seiner Höhle auf und bleibe wie angewurzelt stehen.
„Hektor? Bist du das?“, frage ich ungläubig und bin geneigt heftig über meine Augen zu reiben. Ihr wisst schon, um den Unglauben zu entfernen und der Realität ungetrübt ins Auge zu blicken. Ich schmelze regelrecht dahin bei dem, was bzw. wer sich vor mir auftut.
„Natürlich bin ich das, wer soll’s denn sonst sein?“, brummelt es aus dem riesigen, täuschend echt aussehenden, schneeweißen Rauschebart. Hektor streicht sichtlich verlegen über seinen gestählten Bauch. Dafür ihn mit Kissen auszustopfen war er sicher zu eitel. Er steckt in einem roten, flauschigen Samtmantel, der an den Rändern mit kuschelig weißem Webpelz bedeckt ist. So breit, wie Hektors Schultern sind, musste da womöglich ein Schneider ran. Auf Stange gibt es so ein Prachtstück von Weihnachtsmann-Anzug sicherlich nicht! Von dem umwerfenden, schwarzen Gürtel der von einer goldener Drachenschnalle gehalten wird und seine schmale Taille umspannt, ganz zu schweigen. Stilecht stecken seine langen Beine in ebenfalls roten Samthosen, die kurz unter dem Knie in schwarzen – man hör und staune – auf Hochglanz polierten, hohen Springerstiefeln steckt. Ich kann mich tatsächlich darin spiegeln. Wow! Keck sitzt, leicht schief, eine dazu passende Mütze auf seinem Kopf. Doch anstelle des Bommels, baumelt eine goldene Drachenmünze am Mützenzipfel. Wie es scheint, hat er es tatsächlich geschafft seinen langen, schwarzen Zopf unter der Mütze zu verstauen!
„Was hat es damit auf sich, Hektor?“, will ich wissen und umrunde ihn mit erstaunt-begeisterter Miene. Ich kann mich gar nicht satt sehen, an seiner eindrucksvollen Gestalt und fahre ehrfürchtig über die weichen Stulpen und lasse meine Hand über den Ärmel weiter zu seinen Schultern gleiten. Boah, da würde ich mich jetzt gerne rankuscheln.
„Ich weiß doch, dass du so ein Weihnachtsjunkie bist …“, er deutet auf meinen leuchtend roten Pullover, der von einem Weihnachtsbaum gekrönt ist, welcher aus funkelnd grünen Pailletten besteht. Je nachdem, ob man diese nach oben oder nach unten streicht, changieren sie von der Farbe Grün zur Farbe Gold. Hektor macht das übrigens mit Wonne und verweilt dann stets in Höhe meiner … ähm … egal! „… und da dachte ich, ich werfe mich für dich in weihnachtliche Schale und frage nach, ob du mein Weihnachtsengel sein und mit mir heute Nacht durch den fallenden Schnee fliegen und die Geminiden-Schauer beobachten willst.“
Mein Herz quillt regelrecht über und ich werfe mich mit einem freudigen „Jaaaa!“ in seine weit geöffneten Arme.
Beherzt umschlingt er mich und ich sehe zu, wie sich mein Bücherdrache teilwandelt. Aus seinem Rücken treten eindrucksvolle Drachenschwingen hervor. Ohne den roten Samtrock zu zerfetzen. Einfach magisch.
Für mich heißt es jetzt nur noch, warm anziehen und ab in die Winternacht, die nach Sternschnuppen und Abenteuer duftet …
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