Blog Hektor

Hektors Schokolinsenversuchung …

  • 19. Dezember 2024

Aus der Sicht von Hektor …

Es gibt Dinge, die man über Ka wissen sollte, geneigte Lesende.

Zum Beispiel, dass sie eigentlich eher der deftige Typ ist und Süßem normalerweise gut widerstehen kann. Eine Ausnahme jedoch gibt es – die weiß-rosa Schokolinsen. Sobald sie diese kleinen Verlockungen in die Finger bekommt, ist es um sie geschehen. Die Tüte wird aufgerissen, und dann geht es los: Linse für Linse, Rosa für Rosa, Weiß für Weiß, Minze für Minze. Ich frage mich ja manchmal, ob sie nicht doch ein Eichhörnchen ist, so wie sie diese kleinen Dinger vertilgt.

 

Hektors Schokolinsenversuchung ...

„Gut zu wissen, Ka“, sage ich also, als ich sie dabei beobachte, wie sie ihrem Schokolinsen-Schicksal nachhängt. „Dann sollte ich dir mal welche schenken.“
„Wage es ja nicht, Hektor! Sonst gehe ich komplett aus dem Leim. Was für eine verdammte, süße Versuchung“, meint sie mit klimpernden Wimpern und grinst mich frech an.
Tja, und was soll ich sagen? So ein Grinsen von Ka ist wie eine Einladung, die man nicht ausschlagen kann. Also wage ich mich meterweit aus dem Fenster: „Ich mag ja nicht lästern, Kleines! Aber sehe ich da Zuwachs in Sachen Hüftgold?“
Ihr Blick könnte Eisberge schmelzen, und ich merke, dass ich besser einen Schritt zurückmache. Aber bevor sie losschnaubt, kontert sie mit einem Schmunzeln: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, allerliebstes Hektorlein. Dich scheint das Leeren der Plätzchendosen auch ein wenig … weicher gemacht zu haben.“
Weicher, ja? In meiner Drachengestalt? Ka, Ka, Ka, du kleine Lügnerin. Aber ich lasse sie in dem Glauben. Schließlich weiß ich, dass mein Stoffwechsel sämtliche Weihnachtsplätzchen mühelos in Energie umwandelt. Der Vorteil eines Drachen.
„Du irrst dich nicht, Hektor“, gibt sie plötzlich zu. „Ich habe tatsächlich 2 Kilo zugenommen, im Gegensatz zu dir!“ Dann packt sie ihre Hüften mit beiden Händen und seufzt theatralisch. „Siehst du? Das habe ich nun von der Weihnachtsfutterei und den vermaledeiten, nichtsdestotrotz heiß geliebten Schokolinsen …“

Ehrlich gesagt, ich finde die zwei Kilo stehen ihr gut. Wirklich gut. Meine gletscherblauen Augen – so bezeichnet sie jedenfalls Ka immer so poetisch – können gar nicht anders, als wieder über sie zu huschen. Ihre Bewegungen sind regelrecht anziehend, wenn sie frustriert ihre Hüften mit den Händen umschließt und dabei theatralisch seufzt.
Ich spüre, wie sich meine Mundwinkel zu einem Lächeln verziehen, während ich sie beobachte. Das Funkeln in ihren Augen, das kleine, fast unscheinbare Zucken ihrer Lippen, als sie ihre Worte mit einem übertriebenen Hauch von Drama versieht … Sie ist ein Wirbelwind, mein Wirbelwind, und ich genieße jede Sekunde, die ich in ihrer Nähe bin.
„Ich habe nichts gegen die zwei zusätzlichen Kilos“, sage ich schließlich, meine Stimme tiefer und leiser als beabsichtigt. Es ist nicht nur eine Feststellung, es ist ein Geständnis. Mein Blick gleitet unwillkürlich über ihre Figur – über die Rundungen, die sich sanft unter ihrer Kleidung abzeichnen. „Im Gegenteil. Sie machen dich … griffiger.“
Meine Worte lassen die Luft im Raum für einen Moment stillstehen. Ka stockt in ihrer Bewegung, ihre Hände verharren an den Hüften, und ich sehe, wie eine leichte Röte ihre Wangen färbt.
„Griffiger?“ Ihre Stimme klingt eine Spur unsicher, und sie dreht sich leicht zu mir um, ihre Zöpfe schwingen dabei mit. Ihre Augen – voller Leben – suchen meine, als würde sie nach einer weiteren Erklärung verlangen.

Ich trete näher, bis ich ihre Wärme spüren kann. „Ja, griffiger“, wiederhole ich. „So richtig schön griffig.“ Meine Stimme senkt sich, fast ein Raunen, während mein Blick den ihren hält.
Ihre Lippen öffnen sich leicht, als wollte sie etwas sagen, aber sie bleibt stumm. Sekunden vergehen, in denen die Welt außerhalb dieses Moments verblasst. Nur sie und ich, das Knistern in der Luft und der unausgesprochene Gedanke, dass diese zusätzliche Rundung nichts weniger als Perfektion ist.
Ich könnte noch etwas sagen, könnte die Spannung brechen, aber stattdessen lasse ich meine Worte wirken. Griffig. Ja, das ist sie – und so viel mehr.
„Griffiger?“, wiederholt Ka und schaut mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
„Ja, griffiger. So richtig schön griffig. Ich mag griffig, Kleines.“ Und ich meine das ernst. Aber was macht Ka? Sie wirbelt herum, als hätte sie gerade eine brillante Eingebung, und marschiert schnurstracks davon.
„Wo willst du hin, Ka?“, frage ich hinterher.
„In die Küche. Ich backe dir deine Lieblingscookies, Drache! Wer meine … ähm … Griffigkeit mag, muss eindeutig belohnt werden.“
Und ich? Ich lecke mir schon die Lippen, als ich höre, was sie vorhat. „Echt? Du bäckst Schoko-Macadamia-Cookies für mich? Ich liebe diese Dinger.“
Ach, Ka. Wenn ich Glück habe, gönnt sie sich unter dem Jahr vielleicht doch wieder ein Päckchen Schokolinsen. Aber erst, nachdem ich meine Cookies bekommen habe. Mit einem fetten Lächeln im Gesicht folge ich ihr in die Küche …

 

Hektors Schokolinsenversuchung ...

© Copyright by Ka, Meine tägliche Dosis, 17.12.2024. Alle Rechte vorbehalten

 

 

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