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Das „Leck‘ mich am Axxxx“-Gefühl

  • 16. März 2017

Geneigte Leserinnen und Leser,

gerade geht wieder ein sehr lautes Raunen durch die Weiten der sozialen Netzwerke. Ein Raunen, das ich nicht zum ersten – und es tut mir leid es zu sagen – wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal gehört haben werde. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Diebe von geistigem Eigentum plötzlich dazu übergehen, besagtes geistiges Eigentum — in diesem Falle eBooks — von heute auf morgen nicht mehr für ihre Zwecke missbrauchen.

*ironiemodus ein*
Klar, es ist für Leser schließlich extrem schwer, 99 Cent – ja richtig gelesen, viele eBooks kann man schon zu Aktionspreisen von 99 Cent kaufen – für ein elektronisches Buch auszugeben. Warum sollte man schließlich sooooo viel Geld in eine Geschichte investieren, die den Leser sowieso nur für ein paaaaaar Stunden in eine fiktive Welt entführt und dafür sorgt, dass der Alltag in den Hintergrund tritt? Dafür gibt man doch keine 99 Cent aus! Viel einfacher ist es doch, auf eine der Piratenplattformen zu stürmen und sich einfach mal so das Buch der Begierde herunter zu laden. Sind ja schließlich nur Nullen und Einsen und kein Papierbuch, das später einen Platz im Regal haben wird. Also, lässt man die Sau raus, und geht kurz illegal eBooks runter ziehen. Man gönnt sich ja sonst nix.
*ironiemodus aus*

Wenn ich dann lese, dass ein Indie-Autor, dessen erster Teil einer Reihe sich beim großen A wahnsinnig super verkauft hat, feststellen muß, dass der zweite Teil der Reihe überhaupt nicht mehr läuft und gerade mal ein bisschen mehr als die Kosten für das Cover des Buches einspielt, im gleichen Zuge dieser zweite Teil auf einer Piratenplattform gesichtet wird und der Indie-Autor feststellen muss, dass sein Buch massenhaft umsonst runter geladen wurde, anstatt legal zum Aktionspreis von 99 Cent; Dann, ja dann, stellen sich bei mir dezent die Nackenhaare auf. Es geht mir gegen den Strich. Es nervt mich und dieses „Leck mich am Axxxx“-Gefühl, dass man haben muss, um anderen das zu stehlen, für das sie monatelang gearbeitet haben, finde ich gelinde gesagt zum Koxxxx. Und das Schreiben eines Buches ist nicht pillepalle, sondern kreatives Arbeiten.

Ich befürchte, dass es irgendwann so kommen wird, dass Autoren, die nur das Licht der Welt erblickt haben, weil sie sich selbst über eBooks vermarkten können, wieder von der Bildfläche verschwinden. Wenn ich nur daran denke, komme ich in Wallung, denn dann gingen mir verdammt viele schöne Leseabenteuer durch die Lappen. Ihr wisst ja, wie gerne ich mich in Geschichten von Autoren vergrabe, die nicht „berühmt“, oder deren Geschichten in einem Nischen-Genre angesiedelt sind. Denn wer kann es sich leisten, dauerhaft als Autor tätig zu sein, wenn das Grand der Leser lieber auf Piratenplattformen illegale Downloads startet? Die Autorenlandschaft könnte weniger bunt werden und damit die Buchauswahl.

Was ich mir wünsche? Dass Menschen, die dieses „Leck mich am Axxxx“-Gefühl zur Kunstform erhoben haben, darüber nachdenken, wem sie im Grunde genommen langfristig gesehen schaden. Nicht nur dem Autor, sondern über kurz oder lange auch sich selbst und allen Lesern, die ein Buch legal erwerben.

Ich jedenfalls, will die Leselandschaft weiterhin bunt.

Ka

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