Geneigte Leserinnen und Leser,
meinen Hang zu schönen, ausgewogen gestalteten Covers, kennt Ihr inzwischen. Ihr könnt es ruhig Berufskrankheit nennen. Als ich unlängst durchs Netz spazierte, stieß ich auf dieses BuchCover von S.B. Sasori aka Swantje Berndt „Der Sodomit“, eine histo-erotische Gayerzählung. Ein Cover, dass mich umhaut. Ich erzähle Euch gerne warum. Es liegt nicht nur an der dramatischen Spannung zwischen Licht und Dunkel, oder den Männerakten. Es liegt vielmehr an der Geschichte, die mir dieses Cover erzählt. Es erzählt von Trost. Von Liebe. Von Schmerz. Es hat mich umgehauen …
Ein Grund für mich, vorsichtig bei S.B. Sasori anzuklopfen, mit der Bitte, ihr ein paar Fragen zum Buch stellen zu dürfen. Und ja, ich darf! ^^ Herzlich Willkommen, Swantje!
Erstmal ein herzliche Hallo zurück! Ich freue mich, dass dich das Cover so begeistert hat. Mir ging es nicht besser, als ich es das erste Mal sah. Toni Kuklik, die Verlegerin vom Weltenschmiede Verlag, hat ein Händchen für Bildwirkung. Die Cover für Schlangenfluch 1 und 2 stammen auch von ihr und haben mich damals schon begeistert. Schlicht und dennoch dramatisch mit dem Blick auf das Wesentliche.
„Der Sodomit“ ist ein gewagter Titel. Vor allem da er mit sehr viel Leid und Ungerechtigkeit behaftet ist! Was hat Dich bei der Wahl beeinflusst?
Auch hier geht das Lob an Toni. Wir hielten es beide für gewagt, aber eben auf die richtige Weise. Der Vorwurf der Sodomie führte damals ohne großartige Umwege auf den Scheiterhaufen. Sodomie ging mit Ketzerei nach Meinung der Inquisition Hand in Hand. Darunter wurde damals allerdings nicht der Akt mit Tieren verstanden, sondern jeglicher geschlechtlicher Verkehr, der in den Augen der Kirche als widernatürlich galt. Vor allem also das, was wir heute als Homosexualität bezeichnen.
Manche Autoren erzählen, ihre „Protagonisten“ würden ihnen Dinge ins Ohr flüstern, andere dagegen würden losbrüllen. Wie haben sich die beiden Hauptprotagonisten von „Der Sodomie“ bei Dir bemerkbar gemacht?
Die Geschichte schlich sich während einer Autofahrt nach Berlin in meinen Kopf. Die Mischung aus Wissenschaft, Aberglaube und blinder Angst vor Gottes Strafe hat mich ungeheuer gereizt. Daher habe ich den Übergang vom Spätmittelalter zur Renaissance gewählt. Der Held ist als Wundarzt, der heimlich experimentiert, seiner Zeit um etwa hundert Jahre voraus. Von Anfang an steht fest, dass er mit den Normen seiner Gesellschaft in Konflikt geraten muss, wenn er seinen Wissensdurst befriedigen will.
Kannst Du uns ein wenig mehr über „Der Sodomit“ erzählen?
Oh, da habe ich in der vorhergehenden Frage wohl schon vorgegriffen. Die Geschichte spielt in Ungarn in der Aufbruchszeit der Wissenschaft, die sich trotz der Angst der Kirche vor Andersdenkenden durchsetzt. Mihály ist, wie sein Vater, ein Wundarzt und hat damit eine eher handwerkliche Ausbildung genossen. Wegen seiner Forschungen an Leichnamen und seiner Auflehnung gegenüber sämtlichen Autoritäten, wird Mihálys Vater verurteilt und verbrannt. Mihály lernt schnell, alles zu verbergen, was ihm wichtig ist.
Unter dem Schutz von König Matthias Corvinus wird er als Stadtarzt sesshaft. Als ihm der bucklige Josias anvertraut wird, der von den Leuten aus seinem Dorf halb totgeprügelt wurde, kommt ihm die Idee, seine Forschungen auf ein lebendes Objekt auszuweiten. Statt nur seine Wunden zu versorgen, versucht er seinen Rücken zu richten, um sich und der Welt zu zeigen, dass es kein gottgegebenes Schicksal gibt und dass Krankheit und Behinderung keine Strafen, sondern Launen der Natur sind, die oft heilbar, zumindest jedoch korrigierbar sind. Josias erklärt sich bereit, zumal Mihály der erste freundliche Mensch ist, der ihm begegnet. Während der Tortur auf einem selbstgezimmerten Kreuzgestell, kommen sich beide Männer näher. Was mit Trost und Mitleid beginnt, wächst zu tiefem Vertrauen und Liebe. Doch die Gunst des Königs und der hervorragende Ruf Mihálys lockt Neider an. Es bleibt nicht aus, dass beide entdeckt werden.
Puh, das hört sich mehr als spannend an, Swantje!!!
Wie würdest Du in kurzen Worten Mihály, und das „Hexenbalg“ Josias beschreiben?
Mihály: entschlossen, neugierige, konsequent, freiheitsliebend aber einsam. Sein Konflikt mit Kirche und Staat speist sich aus seiner Vergangenheit und dem Umstand, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Er lebt sein Motto: Solange das Herz schlägt, ist nichts unabänderbar.
Josias: Kennt das Leben nur von der Schattenseite. Hat sich mit dem Buckel und den Anfeindungen abgefunden, will aber leben. Um jeden Preis. Er vertraut Mihály nicht sofort, erkennt aber schnell, dass es der Arzt gut mit ihm meint.
Dein Mihály hat ein sehr schönes Lebensmotto.
Was hat Dich bewogen, eine Deiner Geschichten in der Vergangenheit anzusiedeln?
Keinen Schimmer! Es kam angeflogen.
Vielleicht fliegt mich auch mal was an. *g* Spaß beiseite.
Aberglaube war zur damaligen Zeit Alltäglichkeit. Wie ist es Dir beim Abtauchen in diese vergangene Zeit ergangen? Haben sich die Recherchen als schwierig erwiesen oder gibt es Informationen zu Hauf?
Die Recherche war nicht schwierig, aber langwierig. Zu dem Gestell und dem Buckel-Problem habe ich Freunde intensivst befragt, die beide Ärzte sind. Wunder über Wunder … Mihálys Plan könnte aufgehen.
Was mir viel mehr zu schaffen gemacht hat, waren die Berichte über Inquisitionsverfahren und unglaubliche Grausamkeit, um den Menschen Geständnisse abzuringen. Das hohe Maß an Intolerant, das den einzelnen in ein starres Korsett quetscht. Andererseits existierte gleichzeitig eine erstaunliche Freizügigkeit. Quasi an den Augen der Kirche vorbei. Ich war erstaunt zu erfahren, dass zwei Extreme sich dieselbe Zeit und oft (fast) denselben Ort geteilt haben.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Dir die historischen Berichte über die Inquisition und ihre widerwärtigen Machenschaften ziemlich nahe gegangen sind …
Eine letzte kleine Frage noch, Swantje: Gabe es – während Du „Der Sodomit“ geschrieben hast einen himmelhochjauchzend–zutodebetrübt Moment für Dich?
Einige. Die Geschichte ist dramatisch, aber sie birgt auch humorige Momente. Hin und wieder habe ich mich allerdings gefragt, ob ich Szenen wirklich ausschreiben soll, oder nur andeuten. Da meine Tochter mir aber mal gesteckt hat, dass Abblenden feige sind, halte ich die Kamera drauf. Kann schon sein, dass es nicht jedem gefallen wird.
Holla! Das weckt jetzt eindeutig die Neugierde noch mehr! ^^
Ich wünsche Dir viele zufriedene Leserinnen und Leser, Swantje! Und vielen Dank, dass Du spontan zu meinem „InterviewÜberfall“ ein deutliches Ja gesagt hast. ^^
Gern geschehen. Hat mich gefreut! Ein kleines bisschen Geduld muss ich aber noch erbeten, bis die Geschichte erscheint … aber dann …
(Quelle Cover und Artikel-Aufmacherbild: © Weltenschmiede Verlag · Covergestaltung: Toni Kuklik)