Buch

[CoverMania] Andrea Gunschera

  • 25. Januar 2015

Geneigte Leserinnen und Leser,

heute geht es in eine weitere „bildhafte“ Fortsetzung von CoverMania! Nachdem wir uns an den schönen Illustrationen und Buch-Titelseiten von CreationWarrior gütlich tun konnten und den verzauberten Stil von Jacky von jDesign genossen haben, freue ich mich heute auf eine CoverDesignerin, die nicht nur Cover entwirft, sondern selbige auch mit lesenswertem Leben füllt! Ich erinnere z.B. an die „City of Angels“-Trilogie!

Cedars Hollow

Na, hat es schon bei Euch geklingelt? *grins* Ja! Ich spreche von Andrea Gunschera! Ihr kennt sie vielleicht von vielen Buchtitelseiten, die sie für den Sieben Verlag gestaltet. Erinnert Ihr Euch noch an die „Dämonenerbe“-Trilogie von Mara Laue, deren Cover ebenfalls aus der Feder von Andrea Gunschera stammen? Mhmm, die gefielen mir besonders gut! So gut, dass ich damals eine CoverMania zu dieser Reihe veröffentlichte, hier der Link —> Mara Laue Doch nun will ich Euch nicht länger auf die Folter spannen, geneigte Leserinnen und Leser! Freut Euch mit mir auf Andrea Gunschera!

Trenner-Ranke

I n t e r v i e w

Liebe Andrea, herzlich Willkommen bei CoverMania! Es ist lieb von dir, dass du dir die Zeit genommen hast, dir ein paar Fragen von mir „gefallen“ zu lassen! Fangen wir also an … 😉
Welchen Weg muss man gehen, um als CoverDesigner tätig zu sein, bzw. wie schafft man den Sprung aus der „Masse“?

Andrea: Hallo liebe Ka, danke für’s freundliche Willkommen!
Was nun die Arbeit als Coverdesigner angeht, so führen sicher viele Wege nach Rom.
Eine Möglichkeit ist natürlich die klassische Laufbahn, also zum Beispiel ein Studium in Kunst oder Design und dann der Berufsweg als Grafikdesigner in entsprechenden Design-Agenturen. Oder Werbegrafik als Ausbildungsberuf, auch das ist ein eher klassischer Einstieg. Dann gibt es ganz viele Quereinsteiger, die das Hobby zum (Teilzeit-)Beruf machen, die vielleicht über Fotografie oder Malerei ihre gestalterischen Fähigkeiten entwickelt und verfeinert haben, oder Menschen, die sich beim Gestalten des eigenen Blogs den Umgang mit dem digitalen Handwerkszeug wie Photoshop angeeignet haben. Coverdesign für Bücher ist eine Nische innerhalb des Grafikdesigns, und hier gibt es ein paar spezialisierte Agenturen, in denen man sich als Grafikdesigner bewerben kann. Diese arbeiten vornehmlich für die großen Publikumsverlage. Daneben tummeln sich in der Branche viele Freiberufler und Teilzeit- bzw. Hobby-Grafiker, die vornehmlich für Kleinverlage und Selbstverleger gestalten.

Um als Coverdesigner auch erfolgreich zu sein, d.h. immer wiederkehrende Aufträge zu bekommen, braucht man zunächst das nötige Handwerkszeug, das heißt, man muss in der Lage sein, die oft sehr vage formulierten Kundenwünsche in ansprechende und professionell umgesetzte Entwürfe zu gießen. Markt- und Genrekenntnis ist hilfreich, da der Coverdesigner den Kunden beraten muss, welche Art von Design für ein bestimmtes Genre angebracht ist, oder was gerade ‚en vogue‘ ist, ohne die erfolgreichen Vorlagen billig zu kopieren. Natürlich hat jeder Grafiker seine persönliche Handschrift, aber stilistische Flexibilität ist ein Vorteil. Jemand, der virtuos verschiedensten Genres, Stile und Techniken beherrscht, kann viel besser auf spezielle Anfragen reagieren als jemand, der sich auf eine bestimmte Nische festgelegt hat. Zum zweiten muss der Preis stimmen – ein Kleinverlag oder ein Selfpublisher hat vielleicht ein Zehntel des Budgets zur Verfügung, das ein großer Verlag für ein Cover ausgeben kann. Und schließlich spielen persönliche Kontakte und der Umgang miteinander eine wichtige Rolle. Man muss sich ein Netzwerk aufbauen und das sorgfältig pflegen. Wiederkehrende Stammkunden sind wertvoll.

Ich persönlich bin eher durch Zufall ins Coverdesign geraten. Zwar habe ich vor vielen Jahren Design studiert und arbeite im Werbe-Umfeld, aber an Themen, die mit Buchcovern wenig zu tun haben. In meinem Hauptberuf habe ich eine kleine Medienproduktionsagentur; wir betreuen Film- und Medienproduktionen für Industriekunden. Als meine ersten Bücher beim Sieben-Verlag vor ca. 5 Jahren erschienen, habe ich ein paar hübsche Fantasy-Bildschirmhintergründe zu den Titeln erstellt. Der Verlegerin gefielen die Grafiken so gut, dass sie mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, Cover für sie zu gestalten. So fing das an. Über die Jahre ist es mehr geworden, weitere Verlags- und Privatkunden kamen hinzu und ich freue mich, dass sich fast immer langjährige Partnerschaften daraus entwickelt haben.

Nur fünf Tage

Vielen Dank für diesen Einblick, Andrea!
Wenn Verlage, bzw. Autoren auf dich zukommen mit dem Wunsch, ein Buchcover gestalten zu lassen, wie gehst du vor? Lässt Du dir etwas aus dem Buch erzählen um zu wissen, wovon es handelt oder baust du die Gestaltung bzw. Illustration anhand des Buchtitels bzw. des Genres auf, in der die Geschichte spielt?

Andrea: Ich lasse mir zunächst die Eckdaten geben – Genre, Klappentext, Titel und Autorenname. Abhängig vom Genre frage ich dann weitere Infos nach: An welchen Orten spielt das Buch? Gibt es besondere Elemente (z.B. eine Farbe, ein Tier, ein Schmuckstück, ein Gegenstand … ), die wichtig oder prominent in der Handlung sind? Falls es ein Romance-Titel ist, wie sehen die Hauptfiguren aus? In diesem Genre finden viele Leserinnen es wichtig, dass – falls Gesichter auf dem Cover zu sehen sind – diese zumindest vage Ähnlichkeit mit den Protagonisten aufweisen, dass also Haar- und Augenfarbe und Frisur in etwa der Figurenbeschreibung entsprechen. Manchmal besteht seitens des Auftraggebers der Wunsch, dass sich das Coverdesign stilistisch an erfolgreichen Büchern orientiert – bei pychologischen Thrillern etwa ist eine sehr ‚weiße‘ Gestaltung immer wieder erfolgreich – sehr heller Untergrund, vielleicht aus Glas und Eis, und darauf dann ein einzelnes Element wie z.B. eine Blüte oder ein Schmetterling.

Wie es weiter geht, hängt wiederum vom Genre ab. Sobald ich eine grobe Idee habe, starte ich mit der Suche nach Rohmaterial in Stock-Bilddatenbanken. Sollen Gesichter oder Pärchen auf’s Cover, ergibt sich die Herausforderung, dass natürlich alle Coverdesigner in den gleichen Datenbanken recherchieren und ich kein Model verwenden möchte, dass schon von Dutzenden anderer Buchcover  herablächelt. Zum Teil weiche ich auf Quellen z.B. von US-Anbietern aus, deren Bildmaterial im deutschsprachigen Raum kaum bekannt ist. Oft retuschiere ich die Models, verändere also z.B. die Gesichter, Frisuren oder bestimmte Details. Ich erstelle nun eine Reihe von Grob-Entwürfen für den Kunden, in der Regel eine Handvoll ganz unterschiedlicher Motive. Der Kunde sucht sich seinen Favoriten aus, hat oft noch Anpassungswünsche. In zwei bis drei Anpassungsrunden wird das Motiv dann finalisiert. Ich erstelle meist noch einmal eine größere Auswahl an Farb- und Schriftvarianten zur Auswahl, wenn das Grundmotiv feststeht.

Technisch sind meine Coverdesigns eine Mischung aus Foto-Montage und digitaler Malerei. Ich arbeite mit Foto- und Grafikelementen aus Bilddatenbanken, verwende viel Mühe auf eine gute Farbkorrektur und male zusätzliche Elemente mit ins Bild, so dass am Ende alles wie aus einem Guss wirkt.

Schneefrau küsst Schneemann (Die Madsens)

Was macht Deiner Meinung nach, eine gelungene Covergestaltung aus?

Andrea: Ein perfekt gelungenes Cover verbindet sich für mich im Idealfall zusammen mit dem Klappentext zu einer unwiderstehlichen Einladung, das Buch zu kaufen. Und wenn er es gelesen hat, sollte der Leser das Cover erneut betrachten und sich darüber freuen, wie wunderbar es die Stimmung des Buches wiedergibt. Ich mag Cover, die eine starke emotionale Wirkung ausstrahlen – das kann eine besonders dynamische Kuss- oder Actionszene sein, oder auch eine ganz schlichte Strichzeichnung, die durch ihre Einfachheit ins Herz trifft. Sehr wichtig finde ich das harmonische Zusammenspiel starker Farben, die das Cover zum Leuchten bringen. Und natürlich Unverwechselbarkeit, ein eigener Charakter – das Cover darf niemals beliebig und austauschbar erscheinen.

Staub zu Staub

Auf jeden Fall!
Ich weiß *räuspert sich*, ursprünglich ging ich von drei Fragen aus, aber drei Fragen sind, nun ja, nur drei Fragen! Darum erlaube ich mir einfach eine vierte – und versprochen – letzte Frage 😉 Gibt es ein Cover, von den Büchern die deine Gestaltung tragen, das es dir persönlich besonders angetan hat? Und wenn ja, um welches Buch handelt es sich bzw. von welchem Autor ist es?

Andrea: Das ist gar nicht so einfach, ich mag sie ja alle sehr gern 😉
Aber wenn ich jetzt einen Favoriten nennen muss, so will ich einmal die beiden Titel „Shattered“ und „Amber Rain“ von Felicity La Forgia herausheben, bei denen mir gefällt, dass sie sehr dynamisch sind und in gewisser Weise aus dem Rahmen fallen, also nicht so ganz alltäglich sind. Auch „Das Mädchen das Hoffnung brachte“ ist mit seiner Scherenschnitttechnik und den leuchtenden Blau- und Rottönen ist sehr speziell.

Shattered - Der Preis der Lust Amber Rain

Das Mädchen, das Hoffnung brachte

Ohja, die Cover sind wirklich schön, Andrea! Und zu „Amber Rain“, eine Geschichte, die mir persönlich hammermäßig gut gefallen hat, gibt es auf Happy End Bücher auch eine Rezension, hier der Link –> Amber Rain. Zu „Shattered – Preis der Lust“ folgt die Rezension später. 😉

Bevor wir zu einem Ende kommen, möchte ich Euch noch ein Paar Arbeiten der Designerin vorstellen, die dieses Interview abrunden. Viel Spaß mit den Buchtitelseiten von Andrea Gunschera …

Stolen Mortality

Nicht nur ein schönes Cover, auch eine tolle Geschichte! Hier der Link zur Rezension von —> Stolen Mortality

Undeniable - Eva und Deuce

*schnurrliburli* Das. Gefällt. Mir. Sehr!

 Wirbeidefuerimmer© CoverGestaltung: Andrea Gunschera
Mit freundlicher Genehmigung der Designerin.

Wie ihre wisst, steht noch ein Designer aus. Ich hoffe, im Laufe der kommenden Woche Rückmeldung zu bekommen. Die Cover die Ihr dann zu sehen bekommt, sind – denke ich – vor allem für Fans (zu denen ich mich auch zähle *hust*) des historischen LiRos mehr als interessant. Jedenfalls liegt das Augenmerkt des Künstlers zum Großteil auf diesem Genre!

Bis dann, in CoverManiaFrische

Euere Ka

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