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Beau Brummell – Der Dandy, der London regierte und im Exil starb

  • 26. Oktober 2025

Geneigte Lesende,

Leser des Blogs wissen, dass ich kürzlich „Im Taumel der Sehnsucht“ von Julie Garwood gelesen habe – und ja, eigentlich sollte ich über den Protagonisten Jered Marcus Benton, den Duke of Bradford, schreiben. Aber nein, mein Blick blieb bei jemand anderem hängen: Beau Brummell, ein Freund von Jered. Und dann diese Szene mit ihm und Caroline Richmond! Herrlich! Sofort war klar: Dieser Beau, mit seinem egozentrischen Charme und derart perfekter Selbstinszenierung, verdient seine eigene Bühne.

Vielleicht wirkt es ein bisschen seltsam, dass ich ihn hier unter „Mythologie mit Augenzwinkern“ verewige. Schließlich ist er weder Vampir, noch Fee, noch Meerjungfrau oder Faun – keine mythische Entität also. Aber genau darin liegt der Witz: Brummell ist zwar kein übernatürliches Wesen, doch er ist ein Mythos. Sein Leben, sein Stil, seine Legende – all das hat eine Aura, die fast schon mythisch wirkt, nur eben ohne Zauberstab oder Flügel. Kein Zauber, keine Magie, nur ein Mensch, der durch Selbstbewusstsein, Perfektion und Egozentrik zur Legende wurde.

Und so entstand dieser Blogbeitrag – ein kleiner Ausflug in Glanz, Exzentrik und Tragik des berühmtesten Dandys aller Zeiten, der bewiesen hat, dass man auch ohne ein Fabelwesen zu sein, unsterblich sein kann.

Beau Brummell – Der Dandy, der London regierte und im Exil starb
English dandy George Bryan Brummell (1778 -1840), known as Beau Brummell. (Photo by Hulton Archive/Getty Images) – public domain picture

 

Beau Brummell – Der Dandy, der London regierte und im Exil starb

Teil 1: Aufstieg, Glanz und Fall

Manche Menschen wirken, als hätten sie sich selbst erschaffen – und Beau Brummell war genau so jemand. Geboren 1778 in London als Enkel eines wohlhabenden Kaufmanns, war er weder Aristokrat noch Teil des Königshauses. Dennoch gelang es ihm, die Londoner Gesellschaft zu faszinieren, zu amüsieren und gelegentlich zu demütigen – alles gleichzeitig.

Brummells Geheimnis? Perfektion in jedem Detail. Er trug lange Hosen, als Männer noch Kniebundhosen bevorzugten, bändigte Halstücher mit höchster Sorgfalt und widmete Stunden der Morgentoilette, um makellos auszusehen, ohne dass es nach Mühe aussah. Sein Leitgedanke könnte man ungefähr so zusammenfassen: Eleganz bedeutet, so gut gekleidet zu sein, dass es fast selbstverständlich wirkt. London hing ihm sprichwörtlich an den Lippen.

Selbst Prinz George, der spätere König George IV., zeigte sich fasziniert von Brummell. Bei Festen zwischen 1799 und 1814 galt seine Anwesenheit als Triumph, seine Abwesenheit als Missgeschick. Freunde wie Lord Byron bewunderten ihn, und seine spitzen Bemerkungen waren legendär: Wenn ein junger Adliger stolz auf seinen Mantel war, konnte Brummell trocken kommentieren, dass dieser ihm eher unauffällig erscheine – und die Stimmung kippte sofort.

Doch der Glanz hatte seinen Preis. Beau lebte verschwenderisch, verschuldete sich beim Glücksspiel und machte sich durch seinen Stolz viele Feinde. Schließlich distanzierte sich Prinz George IV. von ihm, und Brummell musste 1816 London verlassen. Seine nächsten Jahre verbrachte er im französischen Exil, zunächst in Calais, dann in Caen – verarmt, isoliert, aber weiterhin stilbewusst. Selbst hier achtete er auf Details: Stiefel polierte er nur mit besonderem Aufwand, Handschuhe ließ er von zwei unterschiedlichen Meisterhandwerkern anfertigen. Ein Dandy bis zum Schluss.

Am 30. März 1840 starb er still in einer Heilanstalt in Caen an der Syphilis. Ein pompöses Begräbnis? Fehlanzeige. Tragisch, wenn man bedenkt, dass derselbe Mann einst jede Festlichkeit in London dominierte.

Beau Brummell – Der Dandy, der London regierte und im Exil starb
Meister der Eleganz, berühmt für seinen kunstvoll getragenen Stiefvaterkragen.
„Mein“ persönlicher Beau Brummel – erstellt mithilfe von KI.

Beau Brummell – Der Dandy, der London regierte und im Exil starb

Teil 2: Der Mythos Beau und sein Echo heute

Brummells Leben zeigt, wie eng Eleganz, Selbstinszenierung und gesellschaftliche Macht miteinander verknüpft sein können – und wie zerbrechlich dieser Glanz ist. Alter, Armut oder ein schlichtes Leben? Für den Beau und sein perfektes Image undenkbar. Schon der Gedanke an einen normalen, bescheidenen Lebensabend hätte sein sorgfältig aufgebautes Kunstwerk zerstört.

Heute wirkt Brummell fast wie ein Vorbild für Mode- und Lifestyle-Liebhaber – nur dass die heutigen „Ikonen“ meist nur in den sozialen Medien glänzen. Glattpolierte Muskeln, faltenlose Mimik, ein mit mannigfaltigen Filtern bearbeitetes Gesicht sieht aus wie das andere – Brummell hätte es wahrscheinlich mit Grausen betrachtet. Eleganz, Haltung, Timing und ein Gespür für Sprache waren seine Waffen.

Und doch ist sein Einfluss unvergänglich. Lange Hosen, gut sitzende Anzüge – Standards, die er setzte, prägen noch heute die Männermode. Sein Leben ist ein Paradoxon: glamourös, exzentrisch, tragisch – ein Mann, der alles aus Stil, Lebenskunst und Selbstbewusstsein machte, aber für den ein einfaches, zufriedenes Leben nie vorgesehen war.

Brummell war kein Aristokrat, kein Prinz und kein Millionär. Er war ein Mensch, der Mode, Stil und Gesellschaft auf den Kopf stellte – und dessen Legende zeigt, dass ein Leben, das als Kunstwerk angelegt ist, sowohl faszinierend als auch zerbrechlich sein kann.

Bis zum nächsten „Mythologie mit Augenzwinkern“ vielleicht dann wieder mit einer „real existierenden, mythische Entität“.

Ka

Beau Brummell – Der Dandy, der London regierte und im Exil starb

Bildquelle: Wikipedia: George Bryan Brummell (1778 -1840)

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