Geneigte Leserinnen und Leser,
heute ist die Autorin Lisa Gibbs bei uns zu Gast im AutorenSalon. Es gibt nämlich sehr gute Neuigkeiten! Seit heute ist ihr aktuelles Buch „Kirschrot“ zu haben und Lisa wird uns aus ihrer Sicht, ein wenig über „Kirschrot“ erzählen!
© Lisa Gibbs – Privat,
mit freundlicher Genehmigung der Autorin
Lisa! Wie schön, dass Du bei uns bist! Dein letzter Besuch ist inzwischen schon ein paar Jährchen her! Auch wenn´s abgedroschen klingt, aber es ist echt krass, wie die Zeit dahin fliegt …
Das kannst du laut sagen! Meine Güte es sind schon Jährchen? Na, dann freue ich mich umso mehr, dass ich wieder hier sein darf.
Und ich mich, dass du da bist! 🙂
Dein neues Buch „Kirschrot“ steht in den Startlöchern. Damit betrittst Du ein etwas anderes Genre, weg vom paranormalen Touch, der Deiner genialen SGU-Reihe inne liegt. Wie war das Schreiben – ohne para-Elemente für dich?
Ziemlich herausfordernd. Ich scheine mit der Realität so meine Schwierigkeiten zu haben 😉
Es war schwer der Protagonistin Abby diesen speziellen Charme einzuhauchen, weil sie eben genauso verletzlich ist, wie du und ich. Keine besonderen Fähigkeiten, keine Superheldenqualitäten. Vielleicht hat Abby deshalb so einen skurrilen Job …
Ohja, skurill ist er auf alle Fälle! 😉
Bitte, erzähl uns doch ein wenig über „Kirschrot“, Lisa.
Kirschrot ist Liebesgeschichte, Krimi und Seelenstriptease seiner Charaktere.
Abby Hobbs muss ihr Leben nach der Diagnose Diabetes umkrempeln und die Polizeischule verlassen. Ihr Großvater Graham schenkt ihr den alten Familienbetrieb – Hobbs House Cleaning Services. Abby nutzt die Chance und bereichert das Angebot um Tatortreinigung.
Allerdings läuft das nicht, weshalb sie von Graham in ein lang behütetes Geheimnis eingeweiht wird und den Job auch inoffiziell anbietet – als Cleanerin.
Währenddessen tritt ein neuer Detective seinen Dienst im Detroit Police Department an. Keiner weiß wirklich etwas über Nolan, den wortkargen, ruppigen Einzelgänger. Sein erster Fall hat es in sich. Eine brutale Mordserie an Frauen, ein bestialischer Killer treibt sein Unwesen. Auf der Jagd nach ihm trifft Nolan auf Abby. Zwischen den beiden herrscht ab dem ersten Augenblick eine fesselnde Anziehung. Bis Abby in den tödlichen Fokus des Mörders gerät …Zum Mörder habe ich später noch eine Frage! Hilfe aber auch, so ein übler Kerl!
Kannst Du unseren Lesern den Berufsstand des „Cleaners“, dem Abby gezwungenermaßen nachgeht, erläutern? Ich meine, hallo? Es ist nicht gerade ohne, nach einem Mord … ähm, die Aufräumarbeit zu leisten …
Das stimmt. Aber Abby sieht das pragmatisch. Gerichtsmedizin fand sie auf der Polizeischule spannend. Schon als Kind wollte sie nicht als Prinzessin verkleidet werden, sie war eher so der Typ „Rock’n’roll Shirt mit schwarzem Tutu“. Oder wie Graham es beschreibt:
„Weißt du noch, als du fünf warst? Jedes Mädchen wollte Prinzessin sein oder Elfe oder so was, nur meine Abby nicht. Du bist als schwarze Ballerina gegangen, mit einem Ramones Shirt. Ich habe mir damals den Mund fusslig geredet, aber du hast darauf bestanden.“ Er klopfte sich auf den Oberschenkel und lachte.
Ein Cleaner wird gerufen, sobald die Spuren eines Gewaltverbrechens möglichst rein und vor allem unbemerkt beseitigt werden sollen. Das ist eine Wissenschaft für sich und sicherlich auch nichts für schwache Nerven. Es gibt spezielle Methoden oder Mittel mit denen man beispielsweise Blut besonders gut wegbekommt. Man muss abwägen, wie der Mord passierte, wie lange die Leiche gelegen hat und vor allem wo. In Abbys Fall gibt es eine Art Ehrenkodex, an den sich ihr Auftraggeber hält, damit Verbrecher, Mafia oder Banden nicht unterstützt werden. Ein Auszug von Abby:
Der Tod war etwas, das die Menschen gern als etwas weit Entferntes betrachteten. …
Für Abby war es anders. Wenn sie an einem Ort war, an dem ein Mensch gestorben war, dann fühlte sich das auf gewisse Art mystisch an. Nicht auf die makabre Art und Weise. Eher so, als wäre es ihre Pflicht, der Tatsache ins Auge zu blicken, dass das, was hier geschehen war, real war. Der Tod gehörte zum Leben und auch, wenn sie die Spuren entfernten, diese Tatsache änderte sich nicht.
Ich hatte bereits das große Vergnügen „Kirschrot“ vorab lesen zu dürfen! *freut sich diebisch* Es ist ein Buch mit schwarzem Humor und einer Frau, die für die Ausübung ihres „Berufes“ einen verdammt guten Magen braucht *g* Abby ist total sympathisch und taff, ich mag sie sehr! Wie würdest Du sie selbst beschreiben?
Harte Schale, weicher Kern. Abby ist hart im Nehmen und versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sie liebt ihren Großvater über alles und hat großen Respekt vor ihm und seiner Arbeit. Ihr Sinn für Gerechtigkeit ist genauso ausgeprägt wie ihr kämpferisches Gemüt. Im Inneren hadert sie mit vielen Dingen, allerdings ergibt sie sich diesem Gefühl nicht, sondern versucht es auf ihre Weise kreativ zu lösen. Nolans erster Eindruck:
Als er aufstand und sich mit einer Hand durch die Haare fuhr, streifte ihr Blick seinen. Für einen Moment fror die Intensität dieses Kontakts alles andere ein. Als wäre da ein Tunnel, der ihren Blick an seinen fesselte. Diese Mischung, die diese Frau ausstrahlte … wie ein impulsiver Cocktail. Chaos, Schüchternheit, Selbstsicherheit. Sie war wie ein verdammt guter Song, der einen vom ersten Beat an in einen Bann zog, nur um einen bei der Hook wieder mit frechen neuen Takten zu überraschen. Sie war spannend und ziemlich sexy.
Mit Detektiv Nolan ist Dir wieder ein mächtig interessanter und geheimnisvoller Charakter gelungen. Es macht Spaß zu lesen, wie er sich langsam Abby gegenüber öffnet. Vor allem die gefühlsintensiven Szenen zwischen den beiden … Himmel noch und eins, sind die schööön! In Hinblick dessen, was er schon alles erlebt hat — ich denke mit Grauen daran — geht dieser Prozess des sich Öffnen, langsam von statten. Kannst Du uns einen kleinen Einblick in Nolans Inneres gewähren? ^_^
Nolan wuchs mit seinem Bruder auf der Straße auf. Kriminalität, Banden, all das hat er ziemlich früh erlebt. Aber er hat sich durchgebissen. Jahrelang hat er undercover gearbeitet. Das hat innerlich und äußerlich seine Spuren hinterlassen.
Wenn du lange Zeit jemanden Fremden spielst und niemals weißt, wer Freund und wer Feind ist, oder ob du durch irgendeinen beschissenen Zufall aufgeflogen bist, dann frisst sich das wie Säure durch dein Wesen. Nolan hat Mauern um sich gebaut und sieht auch keinen Sinn darin, irgendjemanden dahinter blicken zu lassen. Genau da lässt ihn Abby so sein, wie er ist. Ein Auszug von Abby:
Es kam ihr vor, als würden sie etwas miteinander teilen. Nicht nur die aufregende Lust aufeinander, sondern eine innere Vertrautheit. Sie fand sich in ihm wieder. In den Narben, über die er nicht sprach. In dem stillen Blick, in dem sie sehr viel las.
Es gibt einen Charakter in „Kirschrot“ — ich gestehe es — in ihn habe ich mich ein wenig verliebt: Es ist Abbys Grandpa Graham! Was für ein lieber, lieber Mensch! So einen Großvater kann man sich nur wünschen! Wie stehst Du zu ihm?
Ja, genauso einen hätte ich auch gerne 😉 Graham verjagt den düsteren Charme des Cleaner Daseins mit einer Prise Romantik, finde ich. Er hat mich oft zum Lachen gebracht!
Mich auch! Er ist knuffig, wenn ich das so sagen darf … :3
Der Übergang zum Mörder fällt mir jetzt, nach Graham, nicht leicht! 😀 Trotzdem: Dein Antiheld ist dir auch super gelungen! Ich mag ja solch finstere Gestalten, an ihnen kann man sich ordentlich den Schnabel wetzen! Natürlich darf ich nicht verraten, wer dieser miese Mensch ist, aber hey, die Person hat eindeutig einen an der Waffel, oder?
Er ist ein Psychopath, der Gefallen daran findet seine Gedanken auf bestialische Weise auszuleben. Ein Frauenhasser, der sich krankhaft steigert und immer mehr Selbstbewusstsein aus seinen Taten zieht. In der Geschichte wird er immer mutiger, er hatte niemals Demut oder Respekt vor dem Leben anderer. Ich habe versucht Jemanden zu schaffen, der von Grund auf böse ist.
Das ist er, Lisa! Das ist er …
Wird es eigentlich nach „Kirschrot“ noch weitere Geschichten dieser Art, aus Deiner Feder geben?
Um ehrlich zu sein weiß ich das noch nicht. Momentan bin ich wieder voll bei der SGU.
Bei der SGU-Reihe, geht es diesen Dezember mit Emmet Carter, dem Kopf der Special Gifted Unit, und seiner „Erzfeindin“ Zoe Parret, weiter! Eine Reihe, die ich bisher in vollen Zügen genossen habe! Ist noch weiteres in Sachen SGU geplant? Ich frage daher, weil es schade wäre, die Serie schon loslassen zu müssen!
Es wird noch einen sechsten Band geben, in der Roses Geschichte erzählt wird. Sie bekommt das Finale, da kribbeln bei mir schon die Fingerspitzen, wenn ich daran denke!
*lacht* Wenn es nach mir geht – und ich denke, ich stehe da nicht alleine auf weiter Flur – dürfen Deine Finger ruhig ordentlich fürs Finale kribbeln 😀
Eine abschließende Frage: Ist für Dich eigentlich ein happy ending zwingend notwendig, oder darf es in den Büchern die Du liest, auch gerne mal ein offenes Ende oder gar ein trauriges Ende geben?
Gegenfrage: Wann ist ein Happy End ein Happy End?
Du hast recht, Lisa. So habe ich es noch gar nicht betrachtet!
Ich kann es auch mögen, wenn mein Lieblings-Charakter am Ende geht. Das ist dann tierisch traurig und ich ärgere mich, weil ich gerne weitergelesen hätte. Aber wenn es in die Geschichte passt, kann so etwas sehr tröstlich sein. Romeo und Julia … irre traurig, aber eine packende Liebesgeschichte! Freude und Leid liegen einfach oft nah beieinander.
Ich glaube, es kommt bei mir darauf an, wie ich das Buch im Ganzen empfunden habe.
Mit offenen Enden tue ich mich allerdings schwer, da tickt meine Fantasie wie eine Bombe und ich fühle mich irgendwie unbefriedigt.Ja, mit einem offenen Ende geht es mir ähnlich. Ich versuche es dann immer, für mich stimmig, zu „schließen“! ^^
Liebe Lisa, Ich danke Dir für Deinen Besuch und wünsche Dir weiterhin reichlich intensive Musenküssen und Fingerkribbeln! Du weißt schon, damit Du meine und die Leselust unserer Leser ordentlich befriedigen kannst! Und viel, viel Erfolg mit „Kirschrot“!
Vielen lieben Dank für die tollen Fragen, es war mir eine große Freude!
(Quelle der Zitate aus dem Buch „Kirschrot“ von Lisa Gibbs – Copyright © Juli 2016 Sieben Verlag, Groß Umstadt)