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Geneigte Leserinnen und Leser!
Es ist nicht das erste Mal und wird sicherlich nicht das letzte Mal sein, dass wir Monika Dennerlein aka Inka Loreen Minden zu einem Gespräch in unseren AutorenSalon bitten. Heute möchten wir sie ein wenig zum Thema „Gay-Romance“ befragen. Schließlich gehört Inka Loreen Minden mit zu den ersten deutschen Autorinnen, die in diesem Bereich erfolgreich die Feder geschwungen haben …
Komm rein, liebe Moni! Herzlich Willkommen auf eine neue Runde im AutorenSalon! Heiliges Kanonenrohr, eines kann ich Dir sagen, als letztes Mal Dein Kyrian hier war, hat sich für mich ein großer Wunsch erfüllt! Endlich einen Gargoyle live erleben. Sei mir nicht böse, aber in seinem Fall bin echt froh, dass er nicht schwul ist! Ich weiß, ich bin gerade egoistisch … *fg*
Hallo, liebe Ka, es ist schön, wieder hier zu sein. Schade, dass ich Kyrian verpasst habe. Ich beneide dich, ich hätte ihn so gerne auch mal wieder gesehen, aber seit er mit Jenna zusammen ist, interessieren ihn keine anderen Frauen mehr, nicht mal seine Schöpferin, *seufz*.
Zum Einstieg möchte ich Dich sozusagen „frei weg von der Leber“ sprechen lassen und zwar zu folgendem Thema: Wie bist Du darauf gekommen in Sachen Gay-Romance zu schreiben?
Ich habe mich vor vielen Jahren mit meiner Kollegin Nicole Henser zusammengetan. Wir schrieben an ein paar erotischen Kurzgeschichten (hetero) und da hat sie mir auch eine ihrer ersten Gaystorys gezeigt. Ich wusste damals nicht, dass es »so was« gibt und war sofort infiziert. Ich glaube, als Erstes schrieb ich »Buon Natale« und dann kam eine Story nach der anderen. Lange blieb ich dem Genre treu, habe aber zwischendurch immer wieder Mann-Frau-Erotik geschrieben. Mittlerweile mische ich das in meinen Büchern gerne, denn es ist ja egal, wer sich mit wem liebt, Mann-Mann, Mann-Frau oder Frau-Frau. Wenn es um die Liebe geht, ticken alle Herzen gleich.
Was ich an Deinen erotischen Büchern immer wieder fesselnd finde (egal ob nun Gay oder Hetero) ist die Tatsache, dass die Liebe, die Deine Protagonisten zueinander empfinden, greifbar ist. Es ist nicht nur ein „rein in die Kiste – raus aus der Kiste“. Es ist eher ein Flirren von Gefühlen, die sich letztendlich „in der Kiste“ manifestieren. Ein wunderbares Beispiel ist „Secret Passions – Opfer der Leidenschaft“. Hier paarst Du History, Krimi und Erotik mit Liebe und Leidenschaft. Kannst Du uns ein wenig über das Buch erzählen?
Alles begann vor ganz vielen Jahren, denn der grobe Plot für das Buch stand bereits, bevor ich meine ersten beiden Gay Historicals »Temptations« und »Sinful Kisses« veröffentlicht hatte. Diese anderen beiden Bücher drängten plötzlich aus meinem Kopf, und so mussten Simon und Derek erst mal ein paar Jahre warten, bis ich ihre Geschichte zu Ende erzählen konnte. Dann war ich aber so gefesselt von den beiden, ihrer verbotenen Liebe und vor allem der Leidenschaft, dass dieses Buch eins meiner liebsten ist, neben »Beim ersten Sonnenstrahl«.
»Secret Passions« ist mein vierter Gay Historical. Es handelt von dem Detektiv Derek Brewer, der für Scotland Yard arbeitet. Er möchte einen Mörder dingfest machen, der es auf Männer abgesehen hat, die Männer lieben. Dabei stößt er bei seinen Recherchen in einem gewissen Etablissement auf den Earl Simon Grey. Derek ist sofort fasziniert von diesem Mann, den offensichtlich ein düsteres Geheimnis umgibt. Aber ist er auch der Mörder? Derek möchte es herausfinden und verliert mehr und mehr sein Herz an diesen verschlossenen Adligen.
Auch wenn der Kriminalfall für Spannung sorgt, handelt das Buch hauptsächlich von der Beziehung der beiden. Es gibt viel kribbelnde Erotik.
Bei diesem Roman, wie bei all meinen Historicals, war auch die Recherche eine besondere Herausforderung (gab es bereits Klappmesser, wie weit war die Polizei in Sachen Forensik, welche Straßen waren mit Gaslaternen ausgestattet usw). Ich liebe es, alles möglichst detailgenau zu schreiben und beschreiben und überlasse kaum etwas dem Zufall.
Gefühle zu transportieren steht für mich an erster Stelle. In meinen Büchern geht es immer um die große Liebe (bis auf ganz wenige Ausnahmen, zB Caprice). Es macht einfach Spaß darüber zu schreiben, wie zwei Menschen über Umwege zusammenkommen, und je größer die Hürden sind, je mehr Steine ihnen im Weg liegen – umso besser, denn dann wird das Happy End besonders schön. Ich liebe Happy Ends, ich lese auch keine Bücher ohne, denn das wahre Leben ist grausam genug.
Moni – Du warst diejenige welche, die zu mir sagte: „Ka, ich glaube Gay ist nichts für Dich.“ Grund für diese Äußerung war der Umstand, dass ich Dir erzählt habe, ich würde aus einem der männlichen Protagonisten eine Frau machen. Nicht immer, aber eben manchmal. Kannst Du mir einen Tipp geben, wie ich das abstellen kann *grins*
Nein, entweder man mag das oder nicht 🙂
Ich persönlich finde ja, zwei Männer sind einfach heißer als einer (One man is hot, two men are hotter – wie ich seit jeher zu sagen pflege).
Ich habe nicht gesagt, dass ich Gay nicht mag. Im Gegenteil. Aber mein Kopf spielt mir einfach immer wieder einen Streich *ggg*
Gay-Romance hat leider hierzulande immer noch den Status „Ab in die Schmuddelecke“. Hast Du eine mögliche Erklärung dafür?
Das liegt vielleicht daran, weil allgemein noch einige Menschen lesbischen oder schwulen Paaren mit Ablehnung begegnen.
Da ich mich viel in dem Genre bewege und auch schon für Großverlage Gayparts in meine Bücher einbauen durfte (Caprice, Fucking Munich), bekomme ich davon nicht viel mit, im Gegenteil. Die Verlage sind dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen.
Im zweiten Teil der Wächterschwingen (Sieben Verlag) spielt sogar ein schwules Paar fast eine Hauptrolle.
Nun wissen wir seit letzter Woche, dass der WeltbildVerlag seine Türen nun auch der Gay-Romance verschlossen hat. Wie hast Du reagiert, als Du das gelesen hast?
Das ist nicht erst seit letzter Woche, sonder schon seit 2011 so. Damals wurden auch alle Erotiktitel aus dem Sortiment geworfen, bis auf einige ganz wenige, mit denen Weltbild ebenfalls abkassieren möchte – daher war das nichts Neues für mich. Weltbild hat sogar meine Romances alle rausgeschmissen, vermutlich, weil im Klappentext die Wörter »Hexe« und »Dämon« vorkamen. Auf Nachfrage hin bekam ich nur die Antwort, die Auflagen meiner Bücher seien vergriffen. Hust, klar, vor allem bei E-Books, die gehen immer unglaublich schnell aus 😉 .
Bezüglich „Gay“ hatten wir eine kleine Umfrage auf facebook gestartet und um ehrlich zu sein, Moni, ich war echt positiv überrascht, dass von 53 Leserinnen und Lesern, die sich beteiligt haben, 34 gerne „Gay“ lesen. Was sagst Du dazu?
Der Markt wächst seit Jahren und ca 90 % der Leserinnen von Gayliteratur sind Frauen, das ist lange bekannt, daher verwundert mich das Ergebnis nicht wirklich 🙂
Vielleicht ist das ein kleiner Fingerzeig in die richtige Richtung. Denn wie Du bereits oben geantwortet hast: „Wenn es um Liebe geht, ticken alle Herzen gleich.“
Wir sollten weiterhin auf Kurs bleiben, denn ich bin mir sicher, dass sich da in den nächsten Jahren noch einiges tun wird.
Im z.B. relativ prüden Amerika ist das Genre Gay alles andere als das „Stiefkind einer Bücherei“. Meinst Du, dass es z.B. durch Kassenschlager wie J.R. Wards Black Dagger „Lover at Last“, in der zwei Vampirkrieger endlich ihre Geschichte bekommen, auch in Deutschland ins rechte Licht gesetzt wird, bzw. es den Aufsprung in den Mainstream schafft?
Es hat ja teilweise schon den Aufsprung geschafft, aber wirklich nur vereinzelt. Ja, es bleibt zu hoffen, dass sich da nun mehr tut, ich drücke die Daumen.
Provokant gefragt: Wenn Du Gay schreibst, schlüpfst Du dann beim Schreiben in die Rolle eines Mannes, oder bleibst Du Frau und betrachtest das Geschehen von der weiblichen Warte aus?
Egal, was ich schreibe, ich betrachte meine Szenen immer aus mehreren Blickwinkeln parallel. Einmal schaue ich von außen zu, als würde ich einen Film ansehen, und wenn es um das Innenleben der Figuren geht, schlüpfe ich in ihre Köpfe. Dabei fühle und bin ich in diesem Moment immer meine Figur (egal ob Frau, Mann, Kind, schwuler Lord, Vampir, Dämon oder der Antagonist), und bin sie doch nicht selbst. Ich kann das ganz schlecht beschreiben. Es ist so, als würde mein Geist mit der Seele der Figur verschmelzen, und ich fühle und erlebe alles aus ihrer Sicht, ohne selbst in diese Rolle zu schlüpfen, denn mein Prota teilt mir alles direkt mit.
Wirst Du in Zukunft auch wieder im Gay-Genre schreiben? Oder kannst Du das vom jetzigen Standpunkt aus noch nicht abschätzen?
Oh, das wäre schön, denn ich liebe das Genre, aber im Moment halten mich zahlreiche andere Projekte davon ab. Daher bin ich glücklich, dass mir viele Verlage erlauben, schwule Nebenfiguren einzubauen.
Es war mir – wie immer – ein Vergnügen, Dich hier bei uns gehabt zu haben, Moni. Und gleich noch ein herzliches Dankeschön an Dich, dass Du uns für die Happy Lottery (hier der Link zur Verlosung) drei signierte Exemplare von „Secret Passions – Opfer der Leidenschaft“ zur Verfügung stellst. Bekommen die glücklichen Gewinner/innen denn dann auch eine kleine Widmung von Dir? *fg*
Klaro! 🙂
Geneigte Leserinnen und Leser,
das Genre Gay ist eine Lesesparte, der man unbedingt eine Chance geben sollte. Vielleicht fällt den geneigten Lesern der Einstieg leichter, wenn die Erotik zunächst eine eher kleinere Rolle in den Geschichten spielt. Denn Ihr wisst ja, hier möchte ich die Autorin Swantje Berndt aka S.B. Sasori zitieren: [do action=“zitate“]“Für alle zum Mitschreiben, egal welcher Nationalität, Religion, Gesinnung oder sexueller Ausrichtung man sich zuordnet: Liebe bleibt Liebe. Romantik bleibt Romantik, Sinnlichkeit bleibt Sinnlichkeit und auch (Achtung! Das böse Wort!) Sex bleibt Sex. Die Protagonisten in Geschichten und im Leben treten höflich hinter solch großen und weltbewegenden Gefühlen zurück und/oder lösen sich genießend in ihnen auf. Wenn es nur um das Gefühl geht, spielt es keinerlei Rolle, wer es wie miteinander teilt. Es wäre schön, wenn das endlich! mal bei allen ankommen würde. Auch bei einem großen Unternehmen wie Weltbild.“[/do]
Unsere Chris hat letzte Woche bezüglich der Entscheidung des WeltbildVerlages eine Kopfnuss geschrieben. Folgt doch einfach mal dem Link und lest nach, was sie von solchen „Zensuren“ hält.
Zudem gibt es im Blog eine Artikel, der eine kleine Diskussion zusammenfasst, die bezüglich des Gay-Geres auf unserer fb-Seite gelaufen ist. Schaut doch einfach mal vorbei. Wer weiß, vielleicht seid Ihr diejenigen welchen, die es dem Genre erlauben, in den Mainstream zu fluten!
Wenn Ihr das Genre einmal versuchen wollt, hier ein paar Leseanregungen, sowohl englischsprachiger als auch deutscher Autorinnen, von denen wir bereits Bücher gelesen haben (Die Liste ist natürlich NICHT vollständig, da wie gesagt, nur Autorinnen genannt werden, deren Schreibe wir bereits angetestet haben! *grins*):
- Nicole Henser · Swantje Berndt · Chris P. Rolls · Sandra Gernt · Inka Loreen Minden · Malin Wolf
- Samantha Kane · Ava Brooks · Tere Michaels · Cameron Dane · Lynn Flewelling · Kirby Crow · Toni Aleo
Euere
Ka