Photo © Jenny Beck
Liebe Lilli,
herzlich Willkommen in unserem gemütlichen AutorenSalon! Komm, setz Dich doch bitte auf unser kuscheliges, virtuelles Sofa! Lilli, es freut mich sehr, dass Du Dich dazu entschlossen hast, an der kleinen Fragerunde teilzunehmen! Sitzt Du auch gemütlich?
Moooment, ich brauch noch ein Kissen im Rücken … in meinem Alter kann ich ohne Stütze nicht mehr lange aufrecht sitzen. So! Jetzt passt’s. Es kann losgehen!
Gut, lassen wir es krachen, Lilli! Wo hast Du übrigens Deinen Rollator gelassen *freches grinsen*
Wer rollt? Oh, ich hab mein Hörgerät noch nicht eingeschaltet. Sekunde. Ah, Rollator. Ja, den hat mir neulich so ein gemeiner Radlrambo gecrasht. Aber ich hab online einen neuen bestellt. In Pink! Ich könnte natürlich auch im Laden kaufen, aber ohne Hilfsmittel bin ich nicht mehr so gut zu Fuß und außerdem beliefert mich ein knackiger DSL-Boten. Und wann kann ne alte Frau schon mal einem hübschen Mann direkt auf den A … ähm, ich meine natürlich, in die Augen sehen?
Soso! Frau Beck! Du starrst also den jungen Männern auf den Allerwertesten! Aber Deine Hände lässt Du schon bei Dir, oder? *extra breites grinsen*
Damit muss ich ja das Packet entgegen nehmen *kicher*
*ggg* Ich frage Dich heute deshalb so provokant Lilli, da in Deinem neuen Buch „Liebe auf den letzten Blick“ Mathilde, Irma, Amelie und Gustl, der Quotenmann, zusammen gezogen sind. UND: Die vier sind an den Sechzigern d´ran! ^^ Wie kommt man auf die Idee, die vermeintlich „Alten“ so peppig darzustellen?
Also, ich bin ja selber 62, fühle mich aber immer noch nicht, wie man sich da angeblich fühlen soll. Und mit dem Rollator bin ich schnell wie ein Wiesel *lach … Für mich ist das Alter nur eine Zahl, obwohl es inzwischen schon manchmal knackt im Getriebe. Im Kopf bleibe ich aber forever young!!! Ich bin immer noch wie in jungen Jahren bereit, Risiken einzugehen. Und dass auch die kühnsten Träume wahr werden können, habe ich mir selbst bewiesen, als ich mit 50 beschloss, Schriftstellerin zu werden. Inzwischen habe ich 5 Romane veröffentlicht, schreibe am 6ten und der 7te ist in Vorbereitung.
Wow, Lilli! Etwas anderes fällt mir bei Deinem Elan nicht ein. Hut ab! Ich vermute dann mal, das das Wort „Rente“ nicht zu Deinen Lieblingswörtern zählt, oder? ^^
Rente ist ja ein sehr negativ besetztes Wort. Dabei denkt jeder an graue Haar, Falten und Gebissreiniger. Mit meinen durchgeknallten Figuren versuche ich dem entgegenzuwirken. Viele meiner Freunde sind im gleichen Alter wie ich und ähnlich unangepasst. Wir gehören zu den 68ern, und wir sind nun mal nicht „normal“, was immer man darunter versteht.
Ein brasilianisches Sprichwort verkündet: „Wenn die Haare weg sind, kommt die Frau, die sie hätte streicheln können“, übersetzt heißt dass dann wohl so viel wie: „Das Schöne im Leben kommt oft ein bißchen spät.“ Passt diese Aussage zu Deinen Protagonisten in Deinem aktuellen Roman oder geht mit 60 das Leben erst so richtig los. (Warum fällt mir dazu jetzt plötzlich „Mit 66 Jahren“ ein *kopf schüttel*)
Macho-Spruch aus dem Land mit der Super-Machos!
Uns Frauen fallen ja zum Glück keine Haare aus, und wenn tatsächlich noch ein Traummann vorbeikommt, hat er was zum streicheln! *lach … Aber Spaß beiseite: Das Leben geht nicht mit 60 erst so richtig lost, aber es ist auch noch nicht vorbei. Noch lange nicht! Privat und beruflich. Beides ist heutzutage ja eng miteinander verknüpft. Ich war allerdings auch nie fest angestellt (bis auf meine 3-jährige Lehrzeit), habe immer freiberuflich gearbeitet und mich nie drauf verlassen, dass es ewig so weitergeht, wenn’s gut läuft. Deshalb bin ich kein gutes Beispiel. Wer 30, 40 oder noch mehr Jahre in einer Firma gearbeitet hat, braucht vermutlich etwas mehr Zeit, sich neu zu orientieren. Aber ich bin der festen Überzeugung, wer einen Neuanfang wirklich will, der schafft es auch!
Mathilde, die ehemalige Chefbuchhalterin ist sehr rationell und hat ein immenses Problem mit dem Altern. Amelie ist ein esoterischer Glückskeks, sie beglückt am liebsten jedermann mit Kartenlegen. Dann ist da noch Irma die „durchgeknallte“ Star-Haarstylistin mit Hang zur Unordnung und Gustl der ruhende Pool und „Familienbeauftragte“ der WG. Hast Du selbst auch in einer WG gelebt? Z.B. in Deiner persönlichen Hippie-Zeit *lach* Du scheinst aus Erfahrung zu sprechen, Lilli!
Jep! Hab ich, in den 70ern, es müssen so 6 oder 7 Jahre gewesen sein. Allerdings hieß das damals noch Kommune. Die Wohnung hatte ich angemietet (genau wie Mathilde) und es wurde fröhlich ein- und ausgezogen. Manchmal im Monatsrhythmus. Es war eine sehr lustige Zeit, ich erinnere mich gern daran. Es gab natürlich auch weniger Schönes, aber das habe ich alles vergessen, bzw. mit den Joints in die Luft gepustet …
OMG! Dann ist Amelie mit den vermeintlichen Haschkeksen gar nicht so weg von Deiner Kommunenzeit *lol*?!
Stimmt, ich kenne einige „Amelies“.
Ahaaaa ^^
Mathilde, ist auch so etwas wie der Kopf der „Oldie-WG“, sie erzählt „Liebe auf den letzten Blick“ in der Ich-Form. Warum hast Du diese Erzählform gewählt. Ich frage, da es Leser gibt, die mit der Ich-Form an sich, grundsätzlich ein Problem zu haben scheinen.
Mathilde, ist auch so etwas wie der Kopf der „Oldie-WG“, sie erzählt „Liebe auf den letzten Blick“ in der Ich-Form. Warum hast Du diese Erzählform gewählt. Ich frage, da es Leser gibt, die mit der Ich-Form an sich, grundsätzlich ein Problem zu haben scheinen.
Tatsächlich? Die meisten erfolgreichen Autorinnen von Frauenromanen schreiben in Ich-Form: Sophie Kinsella, Anne Hertz, Kerstin Gier … um nur einige zu nenne. Aber es heißt auch, man soll das schreiben, was man am liebsten liest. Und ich lese am liebsten Ich-Erzählungen. Da ist man als Leser direkt an der Figur dran und die Geschichten haben ein anderes Tempo. Ich habe es auch mit anderen Erzählperspektiven versucht, aber das wollte kein Verlag haben.
„Alter schützt vor Torheit nicht“. Dieser Spruch scheint doch glatt auf Mathilde zuzutreffen. Verliebt sie sich schließlich in einen jüngeren Mann. Doch ist das wirklich Torheit – oder kennt Liebe einfach keine altersbedingten Grenzen?
Ich denke, wenn Amors Pfeil mitten ins Herz trifft, kennt das Alter wirklich keine Grenzen. Obwohl die Lebenserfahrungen einen vorsichtiger werden lässt und man sich vermutlich nicht mehr so schnell ins Abenteuer stürzen würde.
*zustimmend ka nickt*
Lilli, in Deiner Autorenvita ist zu lesen, dass Du Jahrgang 1950 bist. Also alterstechnisch gesehen in Deine „Oldie-WG“ passen würdest. Findet man Dich ein klein wenig in einem der Protagonisten wieder? Ja, ja ich weiß, alle im Roman vorkommende Personen sind frei erfunden und Ähnlichkeiten reine Zufall *lach*
Ein wenig von mir steckt in jeder meiner Figuren.
Du gibst Dich etwas bedenkt, wirft man einen Blick auf die Kürze dieser Antwort. Kannst Du uns ein klitzekleines Beispiel aus Deinem aktuellen Buch – abgesehen davon, dass auch Du die „Hauptmieterin“ damals in Euerer Kommune warst – geben? *neugierig bin, ich weiß*
Eine Kommunardin hat damals immer gemeckert, ich wäre so „bossi“, weil ich den Samstag als Putztag für Küche und Bad einführen wollte. Und das war natürlich total uncool und absolut spießig. Putzen? Igittigitt!
Hilfe. Sie würde wahrscheinlich auch in einer „normalo“-WG nicht geputzt haben wollen. Tippe ich jetzt einfach mal *lol*
Was mir schon bei „Betty will reich heiraten“ und jetzt auch wieder bei „Liebe auf den letzten Blick“ aufgefallen ist: Du verpackst menschliche größere und kleinere Sorgen gekonnt in ein humorvolles Papier. Ich behaupte jetzt einfach: Humor ist für Dich der Glückskeks der Menschheit. Liege ich richtig?
Was mir schon bei „Betty will reich heiraten“ und jetzt auch wieder bei „Liebe auf den letzten Blick“ aufgefallen ist: Du verpackst menschliche größere und kleinere Sorgen gekonnt in ein humorvolles Papier. Ich behaupte jetzt einfach: Humor ist für Dich der Glückskeks der Menschheit. Liege ich richtig?
Goldrichtig, liebe Ka. Ohne Humor geht bei mir überhaupt nichts. Ich lache wahnsinnig gerne und mit humorlosen Menschen kann ich nichts anfangen. Und ich behaupte mal, wenn man zusammen lachen kann, wird vieles leichter. Es ist erwiesen, dass Lachen glücklich macht und deswegen schreibe ich lustige Bücher. Um die Menschen glücklich zu machen.
Ein wunderschöner Gedanke Lilli! Apropos Gedanke: Ab welchem Alter – würdest Du empfehlen – dürfen „Old Adulst“ Dein Buch „Liebe auf den letzten Blick“ lesen *breites grinsen*
Im Grunde schreibe ich Märchen. Also: Freigegeben ab 6 Jahren!
Märchen, ab 6! Soso, deshalb sind meine beiden Knirpse so ins Lachen ausgebrochen, als ich ihnen von Mathildes erstem grauen Schamhaar vorgelesen hat, nicht wahr?
Freut mich, dass Deine Knirpse Spaß hatten. *lach* … Aber ein albernes Schamhaar ist doch Pippifax, gegen das ganz normale TV-Programm, wo teilweise in Nachmittagsfilmen eindeutige Bettszenen zu bestaunen sind.
Du hast sowas von recht, Lilli! Doch jetzt eine letzte Frage, Lilli: Wenn man Dich in 20 Jahren fragt, ob Du weiter schreiben wirst? Wirst Du dann auch wie Somerset Maugham antworten: „Natürlich, aber ich werde dann künftig die Honorare im voraus verlangen.“ Denn genau so eine Antwort liebe Lilli, würde ich von Dir erwarten. ^__^
In 20 Jahren bin ich 82! Dann habe ich mich hoffentlich so weit etabliert, dass mir die Verlage ein Dauerhonorar überweisen, und alles drucken, was ich abliefere!!! *breites grinsen*
Dann hoffe ich mächtig, dass Dir dieser bescheidene Wunsch erfüllt wird! *laut lach*
Und ich erst *laut mit lach*
Ein kleines Schlussgeplänkel ... *kicher*
Liebe Lilli. Nochmals ein großes Dankeschön an Dich, dass Du die Zeit gefunden hast, ein wenig mit mir zu plaudern. Konnte ich doch im Interview, welches Du mit den Mädels vom AusZeit-Magazin geführt hast, nachlesen, dass Du schon wieder fleißig an einem neuen Roman schreibst, der von dreier Single-Freundinnen handelt, die eine Partnervermittlungs-Agentur speziell für Oldies gründen.
Ich bedanke mich für die lustige Unterhaltug. Hat mir sehr viel Spaß gemacht, liebe Ka. Und mit dem leckeren Portwein und den Pralinen, den Du passend zum Buch serviert hast, verging die Zeit wie im Flug … *kicher* …. Dann mache ich mich mal wieder ans Werk … kann Dir auch schon den Titel fürs nächste Buch verraten: Liebe verlernt man nicht!
Definitiv. Man kann diesbezüglich zwar ein wenig eingerosten sein, doch die Liebe ist ein prächtiger Rostlöser! *augenzwinkern*.
Schönes Wort: Rostlöser … merke ich mir …
Geneigte Leserinnen und Leser, wie Ihr unschwer erkennen könnt, hat es mir mächtig viel Spaß bereitet mit Lilli zu plauschen. Die Frau hat Humor! *grins*
Es grüßt Euch Eure Ka