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Aus dem Leben eines Rezensenten …

  • 22. März 2020

Geneigte Leserinnen und Leser!

Momentan fühlt es sich für mich an, als würde ich in einer Art Dystopie leben. Ein Virus hält die Welt im Würgegriff. Meine Nachbarin und deren Schwiegersohn sind an Covid-19 erkrankt. Corona macht demnach auch nicht vor einem kleinen, bayerischen 200-Seelen-Dorf Halt. Familienmitglieder sind in Quarantäne und ich bange um die Gesundheit der Älteren darunter. Wenn ich dann höre, dass es Vollpfosten gibt, die aus Jux und Laune heraus alten Leuten ins Gesicht husten und „Corona!“ rufen, zeigt das nur deutlich, auf welchem Niveau sich ein Teil der Menschheit befindet. Da haben Pantoffeltierchen eindeutig mehr Empathie oder Sinn für Rücksichtnahme.

Hätte mir einer in der Neujahrsnacht erzählt, dass 2020 – das eigentlich ein Glücksjahr hätte sein sollen – ein Virus mit Namen Corona auf die Menschheit zukommt, hätte ich gesagt: „Du spinnst wohl! Never ever.“ Jetzt bin ich die die spinnt. ,-) Wobei, für Mutter Natur ist es sicherlich von großem Vorteil, wenn das öffentliche Leben herunter gefahren wird.

Mein Liebster arbeitet seit letztem Montag in HomeOffice, unsere Kinder sind zu Hause und erledigen die Schularbeiten über Instruktionen, die ihnen die Lehrer über das Internet zukommen lassen. Ich selbst bin ja momentan als einarmiger Bandit unterwegs und ebenfalls daheim. Es herrscht in Bayern nun offiziell Ausgangsbeschränkung und die gilt auch für die Menschen, die bisher noch eher rosig-ungetrübt-naiv in den Tag hinein gelebt haben. Mir persönlich unverständlich, aber gut, das ist meine Meinung.

Egal wohin man auf der Welt auch blickt, Corona ist allgegenwärtig und laut WHO haben wir weltweit (Stand heute) 266073 Infizierte. Hört sich bei einer Weltbevölkerung von 7,79 Milliarden Menschen erst mal wenig an. Doch wenn man bedenkt, dass Corona nicht linear sondern exponentiell steigt …

Um exponentiell „märchenhaft“ zu erklären und die Wucht eines exponentiellen Wachstums bildhaft darzustellen ( Mathe ist doch zu was zu gebrauchen 😀 ), gibt es eine tolle Weizenkorn-Parabel aus Indien.

So steht geschrieben, dass es im alten Indien einen ollen, tyrannischen König gab, der sein Land ausbeutete. Um dem König klar zu machen — ohne ihn dabei natürlich vor den Kopf zu stoßen denn schließlich wollte man selbst seinen Kopf behalten — dass es so nicht weiter ginge, ersann Sissa ibn Dahir das Schachspiel. Ein Spiel also, in dem der König ohne seine Bauern nicht sehr weit kommen würde. Der König war hin- und weg von dem Spiel und vergnügte sich sehr gerne damit. So kam es, dass er aus Freude an diesem Schachbrett Sissa ibn Dahir anbot, ihm aus Dankbarkeit ein Geschenkt zu machen.
Dieser kluge Kopf überlegte, runzelte dabei sicherlich die Stirn und sagte dem Herrscher, er würde nichts Großes wünschen, sondern einfach nur, dass der König das Schachbrett mit Weizenkörnern auffüllen lassen möge. Er solle auf das erste Feld ein Korn, auf das zweite Feld zwei Weizenkörner, auf das dritte Feld 4, auf das vierte dann 8 und bei den folgenden Feldern immer das Doppelte vom vorherigen Feld, bis die 64 Felder mit Weizenkörnern gefüllt seien. Schnell war klar, dass das unmöglich war, denn alleine beim 11. Feld, lagen bereits 1024 Körner. Bei Feld 22 waren es 2.097.152 Körner. Währenddessen rauchte dem Rechenmeister des Herrschers das Hirn, denn er hatte errechnet, dass beim 64. und somit letzten Feld des Schachbrettes über 18 Trillionen Weizenkörner liegen müssten. Klar, der König war erbost. Doch Deal war Deal und so überließ er Sissa ibn Dahir den gesamten Weizen des Landes – auch wenn dies viel weniger Weizen war, als die errechneten 18 Trillionen, und machte Sissa damit zum reichsten Mann des Königreiches. Sehr zum Verdruss des Königs, das könnt Ihr Euch sicher vorstellen.

In diesem Sinne, ruhig Blut, erfreut Euch zu Hause, bekommt keinen Lagerkoller, Zeit für Eure Lieben, Zeit für Dinge für die man in der Normalität keine Zeit hat, Zeit zum Lesen, zeit zum Spielen, Zeit für Euch. Bis bald …

Ka

P.S. Ich geh dann mal wieder, nach diesem einarmigen Tippmarathon, fault mir noch mein gesunder Arm ab. 😀

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