Blog Kas Tatsachenbericht

2023?

  • 6. Januar 2024

Geneigte Leserinnen und Leser,

2023? Das Fragezeichen hinter diesem Jahr ist groß. Groß deshalb, weil es mir Dinge „beschert“ hat, auf die ich gut und gerne hätte verzichten können. Andererseits hat es mir auch Positives gebracht. Eines davon, meine Tochter wurde in ihrem Fachbereich an der Uni vom dortigen Prüfungsamt als Stipendiatin vorgeschlagen, was mich sehr stolz macht. Und ich habe im gesetzten Alter tatsächlich noch meine zweite Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und zwar sehr gut. Auf Sohnemann war ich 2023 auch mächtig stolz, seine wissenschaftspropädeutisches Seminar in der Oberstufe zum Thema „Analyse des Film „Dschungelbuch (1967)“ aus biologischer Sicht“, hat er mit voller Punktzahl abgeschlossen. Auch das Abitur hat er durchgezogen. Natürlich darf mein Liebster im positiven Auflisten nicht fehlen. Ist er doch tatsächlich alleine mit seiner Harley Davidson ans Nordkap gefahren und wieder zurück. Was habe ich mich für ihn gefreut, dass er diese Tour gemacht hat. Nur er, sein Bike und tausende Kilometer vor sich …

Negativ an 2023 war zum Beispiel meine Borreliose, die Tatsache, dass ich neuerdings mit Arthrose zu tun habe, zudem meine laufenden bronchialen Infekte samt angeschlagenem Immunsystem. Dazu kommt noch Folgendes: Ende November/Anfang Dezember hatte ich eine dermaßen heftige Magen-Darmgrippe (mit der mich übrigens Göttergatte angesteckt hatte und ich habe es dann an meine Kinder weitergegeben. Ihr könnt euch denken, wie „toll“ es ist, wenn vier Personen im Haushalt um freie Toiletten „rangeln“), die mich fertig gemacht hat.

Doch das Traurigste ist, dass mein Papa drei Tage vor Weihnachten unverhofft tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Schrecklich. Die Polizei rief uns nachts an, wir kamen mit dem zweiten Schlüssel, den mir Pa zur Aufbewahrung gegeben hatte und konnten nicht in die Wohnung hinein, weil sein Wohnungstürschlüssel innen steckte. Nun wurde die Feuerwehr alarmiert und eine Feuerwehrfrau stieg über das gekippte Toilettenfenster ein. Der Notarzt mit Sanitäterin kam ebenfalls, dann die Kripo – die untersuchen musste, ob es kein gewaltsamer Tod war und die mich befragten, dann zwei Bestatter die den Leichnam abholten. Und jeder fragte, ob ich psychologische Betreuung brauchen würde, da der Leichnam meines Vaters schon in … nun, ich möchte nicht näher darauf eingehen.

Jetzt, über 2 Wochen später, beginne ich es langsam zu realisieren. Ich war die letzten Tage ein emotionales Wrack. Da mein Verhältnis zu meinem Vater — es herrschte vor dem Tod meiner Mama (die beiden waren seit 25 Jahren geschieden) etwa 19 Jahre Funkstille zwischen ihm und mir — weniger gut war. Die Funkstille wurde nur unterbrochen von Versuchen meinerseits, ihm wenigstens seine Enkel nahe zu bringen. Das gelang nicht wirklich, er wollte den Kontakt zu uns schlichtweg nicht. Erst als Mama 2016 verstarb und Papa im Krankenhaus lag, wollte er wieder Kontakt haben. Doch so richtig hat das nicht mehr geklappt. Meine Kinder zum Beispiel haben ihren Opa, wenn es hoch kommt, vielleicht fünf bis sechs, vielleicht auch sieben Mal in ihrem Leben gesehen. Wisst ihr was so schade daran ist, die verlorene Zeit, die wir als Vater und Tochter hätten haben können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Trotzdem schade, denn unter all seinen Macken war Papa eine gute Haut.

Und bitte, ich habe das nicht geschrieben, weil ich auf Beileidsbekundungen aus bin, das liegt mir fern, vor allem liegt es meinem Vater fern. Er meinte gar in einem Gespräch vor Längerem. „Wenn ich gehe, möchte ich anonym beerdigt werden und nackt verbrannt. So nackt wie ich auf die Welt gekommen bin, will ich wieder gehen. Keine Traueranzeige, keine Gottesdienst, kein Brimborium. Nichts.“ Das mit dem „nackt verbrannt“ hat nicht ganz geklappt, denn wenigstens ein Leichenhemd ist in Deutschland Pflicht, auch wenn man es nur auf die Leiche legt …

Ich weiß nicht, warum ich das erzähle, es muss wohl raus. Tatsächlich fühlt es sich manchmal in mir drinnen so an, als ob ich auf das Angebot bezüglich der psychologischen Betreuung vielleicht doch hätte eingehen sollen. Allerdings heißt es auch: „Die Zeit heilt alle Wunden …“, indem ich sie annehme, akzeptiere, mich um sie kümmere und sie letztendlich loslasse.

Ka

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