Blog Hektor

Hektors Spezial oder „Gefahrvolle Nacht auf Burg Mallachdan“

  • 31. Oktober 2020

Geneigte Leserinnen und Leser,

Hektor hat mich solange drangsaliert 😉 bis mir nichts anderes mehr übrig blieb, als mich an das Halloween-Special zu setzen, um das er mich für Euch gebeten hat! Es geht dieses Mal auf die Burg Mallachdan, wo eine schaurig böse aber extrem schöne Hexe auf uns wartet!

Das war die bisher längste Geschichte! Sie umfasst 4114 Wörter und besteht aus 25808 Zeichen! Hui! Doch jetzt geht es los …

 

Hektors Spezial oder "Gefahrvolle Nacht auf Burg Mallachdan"

© Copyright – 31.10.2020 – der folgenden Geschichte by Ka, Meine tägliche Dosis

Eine Nacht auf Burg Mallachdan

„Und du bist dir absolut sicher, dass Malik sich dort befindet?“, frage ich meinen Bücherdrachen der in seiner menschlichen Gestalt neben mir auf dem Kutschbock sitzt. „Natürlich, Kleines! Bevor er gebannt wurde, konnte er mich noch telepathisch erreichen.“ Beruhigend streichelt er über meinen Rücken, während seine andere Hand versiert die Zügel des Vierspänners umschließt. Hektor wollte hierher fliegen, doch ich hatte mich geweigert meinen ersten Flug auf seinem Rücken in die Nacht hinein zu wagen. Doch allmählich musste ich mir selbst die Frage stellen, ob es nicht klüger gewesen wäre, mich darauf einzulassen. Aus gesenkten Lidern hervor mustere ich sein Gesicht, dessen harte Konturen einen starken Kontrast zu den schön geschwungenen Lippen bilden, über die ich immer wieder staune. Himmel! Der Erosbogen der Oberlippe ist zum Niederknien und meiner Meinung nach absolute Verschwendung an einen Kerl. Okay, an ihm ist es keine Verschwendung. An ihm ist es pures Lockmittel, das mich verführen will mit meiner Zunge nach zu spuren, ob der Bogen wirklich so perfekt ist, wie er anmutet. Vorzugsweiße mit gespreizten Beinen auf seinem Schoß sitzend. Mann! Warum kann er keine Warze auf der Nase haben, oder Haarbüschel die aus seinen Ohren wachsen? Warum muss er nur so … so anziehen sein! „Was hast du gerade gesagt, Kleines?“, möchte er über das Klappern der Hufe hinweg wissen. „Ich habe nichts gesagt. Ich habe nicht mal laut gedacht.“ Verlegen stopfe ich die losen Strähnen, die durch das Herumgerumpel der Kutsche aus der Mütze gerutscht sind, unter selbige zurück.
„Brauchen wir noch lange, Hektor?“ Angestrengt blicke ich den unebenen Weg entlang. Links und rechts von uns biegen sich laublose Äste verkrüppelter Bäume über den Pfad, der gerade mal breit genug ist, die Kutsche hindurch zu lassen. Immer wieder hört man Astspitzen ans Holz des Wagens kratzen. Es ist, als hätten sie ein Eigenleben, denn sobald wir sie passieren, biegen sie sich hinter uns weit Richtung Boden, was ein Knarzen und Ächzen erzeugt. So als wollten sie uns den Rückweg abschneiden. Grausiger Gedanke.
Der Mond scheint ungewöhnlich hell und ich sehe am Nachthimmel Wolkenfetzen vorüber ziehen, die der Wind vor sich hertreibt. Von hier unten wirken sie wie durchscheinende Dämonen, die auf der Suche nach Seelen durch die Nacht jagen. Das schaurige Heulen, das immer wieder zu hören ist, macht das Ganze auch nicht besser, so dass mir vor Angst eine Gänsehaut über den Leib jagt. Unweigerlich rücke ich näher an Hektors tröstlich warmen Körper heran. Dieser spürt mein Zittern und legt einen Arm um meine Schulter, um mich ganz nah an sich zu ziehen.
„Siehst du die Kurve dort vorne?“ Angestrengt blicke ich in die gezeigte Richtung. „Sobald wir die umrundet haben, kannst du Mallachdan sehen und denke daran was ich dir gesagt habe.“
„Ich weiß, ich bleibe immer, wirklich immer an deiner Seite. Gehe keinen Millimeter weg von dir und halte den Mund, auch wenn ich dabei platze“, zähle ich seine Forderungen auf, die er mir mit auf den Weg gegeben hat, bevor wir die Drachenburg verließen.
Eindringlich sieht mich Hektor aus seinen gletscherblauen Augen an, deren Pupillen sich Reptilien artig ein wenig in die Länge gezogen haben. Ob es daran liegt, dass wir uns Mallachdan nähern?
„Kein Wenn und kein Aber, Ka. Du bleibst bei mir, hinterfragst nichts und tust was ich dir sage. Auch wenn dir das noch so schwer fallen sollte, verstanden? Keine Alleingänge.“
Ich nicke, denn ich habe verdammt noch mal kaum vor, mich auch nur einen Millimeter von seiner Seite weg zubewegen. Nicht wenn es auf Mallachdan so ist wie hier draußen. G.R.U.S.E.L.I.G.
Endlich haben wir die Kurve umrundet und in etwas einhundert Metern Entfernung, erhebt sich vor uns ein riesiger, schwarzer Fels, an dessen gebrochenen, zerklüfteten Spitzen sich Mallachdan klammert. Die Burg ragt über vier Stockwerke empor in die Nacht. Bewehrt mit Zinnen, überragt der Bergfried alle anderen Türme. Kein Wunder, dass Mallachdan keinen Zwinger hat, denn nur der Weg vor uns, führt durch ein eisernes Falltor in die Burg hinein. Uneinnehmbar, wenn das Falltor nach unten gelassen wird. Hinter den Zinnen der Wehrtürme bewegen sich schwarze Schemen. Ab und an ist ein rotes Glühen in unsere Richtung, wie aus Teufelsaugen zu sehen. OMG! Worauf habe ich mir nur eingelassen?!
„Was passiert, wenn wir Malik nicht befreien können? Du hast selbst gesagt, dass Banshee einen Zauber gewirkt hat, um seinen Geist zu bannen. Natürlich werde ich alles tun um zu helfen, doch mir läuft der Arsch mächtig auf Grundeis, Hektor“, gebe ich zu und zucke heftig zusammen, als sich erneute ein Heulen ausbreitet.
„Banshee wird dich hassen, Kleines. Nur darum habe ich dich mitgenommen. Du bist die ideale Ablenkung, um Maliks Geist aus ihren Klauen zu befreien.“
„Wie beruhigend! Und wenn mich das Medaillon vor ihrem Übergriff nicht schützen kann?“ Ich taste nach dem Anhänger aus Kabamba, den mir Hektor vor unserer Abreise um den Hals gelegt hat. Wärme durchströmt mich, als ich meine Hand darum schließe und spüre die pulsierende Drachenmagie, die davon ausgeht.
„Banshee braucht dein Herz, denn der Fluch, den sie auf Malik gewirkt hat, hat sie geschwächt. Selbst für eine erfahrene Hexe wie sie ist es extrem kräftezehrend einen Bannzauber wie diesen auf einen uralten Drachen zu wirken. Während sie versucht dein Herz für sich zu beanspruchen, um so ihre Kraft und Jugend aufrecht zu erhalten, werde ich in Maliks Geist eindringen und den Fluch, den Banshee um ihn gewirkt hat, in diesen Stein zwingen.“ Er deutet auf seine Brust, auf der ein schwarzer Turmalin liegt. Der Stein hat die Form einer kraftvollen Drachenfaust und mystisch anmutende Linien ziehen sich über seine polierte, schimmernde Oberfläche. Dort, wo nach der Faust normalerweise der Unterarm beginnt, ist eine silberne Manschette mit einer Öse eingearbeitet, durch die ein schwarzes Lederband gefädelt ist. Hektor wiederholt den Spruch, der zusammen mit dem Stein den Fluch brechen soll:
„Festgesetzt soll er hier ein.
hinein in diesen schwarzen Stein.
Hart und fest wie Turmalin
ist dein Gefängnis. Fluch geh hin.
Du wirst sehen, Kleines, ihre Gier auf dein Herz wird so groß werden, dass ich sie überlisten kann.“ Offensichtlich ist Hektor von seinem Plan überzeugt. „Egal was ich sage, egal was ich tue, du musst mir vertrauen. Immer. Vergiß das nicht und glaube an mich.“ Nach diesen kryptischen Worten wendet er sich wieder dem Weg zu.
„Warum ist Malik überhaupt zu ihr gegangen? Sag jetzt nicht, der Schwerenöter hatte mal was mit der Hexe.“
„Hatte er tatsächlich, Kleines.“ Hektors Mundwinkel zieht sich etwas nach oben, als er mich ansieht. „Doch das ist Jahrhunderte her. Sie hat ihm nie vergeben, dass er sie wegen einer Menschenfrau verlassen hat. Banshee hat die Frau aus Eifersucht getötet. Doch vorher wurde sie von ihr dazu verflucht, immer und immer wieder geboren zu werden. Stets auf der Suche nach ihrem Gefährten. Du musst wissen, sie war die Eine für ihn. Seine Seelengefährtin, doch leider war das Band zwischen Malik und ihr noch nicht gänzlich geknüpft, so dass er sie in all den Jahren die seitdem verflossen sind, nicht finden konnte. Er ist zu Banshee, damit diese endlich den Fluch aufhebt.“
„Ich mag mir die emotionalen Qualen von Malik und seiner Liebsten gar nicht vorstellen.“ Betrübt atme ich durch und versuche meine Angst vor der Begegnung mit der Hexe zu zügeln. Banshee! Was für ein bescheuerter Name. Hat die Trulla etwa wie ihre Namengeberin das Blut von den Rüstungen der sterbenden Krieger gewaschen um so den Tod schneller herbei zu locken? Brrrr, ich hätte Hektors Buch über Hexen nicht lesen sollen. Wie gesagt: G.R.U.S.E.L.I.G.

„Wir sind da.“ Tief versunken in meine Gedanken habe ich nicht bemerkt, dass wir längst das Falltor passiert haben. Ich gleite in Hektors Arme, der mich vom Kutschbock hebt. Kaum auf dem Boden angelangt, fasst er nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her zum Eingangsportal. Ich habe Mühe mit seinen ausholenden Schritten mitzuhalten. Doch als ich sehe, dass sich die schwarzen Schemen, die sich erst vor Kurzem noch hinter den Zinnen bewegt haben nun zu uns herab schießen, stürzte ich an Hektor vorbei und ziehe ihn nun meinerseits Richtung Eingangsportal. Je näher die Schatten kommen, desto kälter wird es um uns herum. Wenn das, was ich vorher hatte, als wir durch diese Krüppelbaumallee fuhren eine Gänsehaut war, dann habe ich jetzt eine maximale Piloerektion! Maximal. Höher und steifer geht nicht, das sage ich Euch! Ich kann die feinen Härchen, die die Piloerektion krönen, regelrecht im Windzug wogen fühlen.
Wie eine Furie will ich nach dem Türklopfer greifen, der einer geifernden Fratze gleicht, als sich das Portal mit einem lauten Knarren selbst öffnet. Die Schemen huschen durch uns hindurch ins Innere der finsteren Halle, die sich vor uns auftut. Das erzeugt ein Gefühl, als ob man in stockfinsterer Nacht über offene Gräber springen würde. Immer in der Angst, dass ein Untoter hervor schießen könnte, um einen am Bein zu packen und hinab in die ewige Finsternis zu ziehen. Sorry, aber meine Fantasie steigert sich gerade zu einem Crescendo. Hallo? Wundert Euch das? Ich bin mit einem Drachen an einem Ort der aussieht, als wäre er dem Mittelalter entsprungen. Hinter mir mondhelle Finsternis, vor mir abgrundtiefe Finsternis, über mir eine Erscheinung! Eine Erscheinung?
Ich ziehe meine Hand aus Hektors und reibe mit den Fingerknöcheln über meine Augen. Doch die Erscheinung bleibt. Ein paar Meter von uns entfernt schwebt, anders kann ich es wirklich nicht bezeichnen, eine überirdisch schöne Frau die breite Treppe herab, die sich links vom Eingangsbereich befindet. Bei jedem Schritt erstrahlt eine der Fackel, die im Mauerwerk verankert sind. Ihr tiefschwarzes, langes Haar umgibt sie, als würde eine leichte Brise darin spielen, während sich an ihren Körper, für den jede Frau töten würde, ein blutrotes, tief ausgeschnittenes Kleid schmiegt, das der Fantasie nicht viel Spielraum lässt. Der anschmiegsame Stoff endet in einer langen Schleppe, die effektvoll eine Stufe nach der anderen hinter der Trägerin herunter fließt. Was für ein Auftritt!
„Wie ich sehe, liebst du es immer noch dich in Szene zu setzen“, spöttelt Hektor hinter mir.
„Warum so garstig, Drache?“ Unten angekommen gleitet Banshee auf uns zu. Sie scheint dabei kaum die Steinquader unter ihren Füßen zu berühren. Hektor schiebt mich hinter sich und da er so groß und breit ist, kann ich nichts sehen, weswegen ich mich neugierig zur Seite lehne. Ich MUSS unbedingt einen Blick auf diese bedrückend schöne Frau werfen. Sorry, ich hatte mir Hexen immer runzelig, voller Warzen, mit Hakennase und grünlicher Haut vorgestellt. So jedenfalls bin ich letztes Jahr an Halloween unterwegs gewesen. Und wo bin ich dieses Jahr? Hier auf Mallachdan. Krass!
Banshees Haut ist entgegen meiner Vorstellung nicht grünlich, sondern schimmert perlmuttfarbig. Sie wirkt samtweich. Von Warzen keine Spur. Schade. Etwas an Banshee scheint allerdings nicht zu stimmen. Als ich genauer hinsehe, ist es klar erkennbar. Ihre Augen verkörpern das abgrundtief Böse und Niedertracht tropft aus all ihren Poren. Ihre Schönheit ist nur äußerlich und ein zweiter Blick legt dar, wie es mit ihr tatsächlich bestellt ist. Himmel, was hat Malik nur an ihr gefunden?
Heiß wie ein Stromschlag durchfährt es meinen Körper, als ich zusehen muss, wie sie ihre Hand nach Hektor ausstreckt, um seine Brust zu streicheln. Angst hin, Angst her. Kein Weib berührt meinen Bücherdrache! Ich schieße um Hektor herum, doch bevor ich irgendetwas tun kann, hat er die Hand der Hexe ergriffen und drückt einen galanten Kuss darauf.
Die Überraschung, die über ihr Gesicht jagt, ist dieselbe die mich bei diesem Anblick ins Stocken geraten lässt.
Ein betörendes Lächeln breitet sich auf ihren perfekten Zügen aus. „Oh! Du hast mir ein Geschenkt mitgebracht, Drache. Wie komme ich zu der Ehre? Etwa der alten Zeiten wegen? Ich kann mich gut erinnern wie einfallsreich du stets warst, um meine Gunst zu erlangen.“ Effekthaschend klimpert sie mit den Wimpern und verschränkt, strategisch günstig, ihre Arme vor der Brust. Die Bewegung hebt ihren Busen gefährlich an und ich kann tatsächlich ihre Nippel sehen, die über den Rand des Kleides gerutscht sind. Alles Kalkül. So eine Schlampe! Moment. Gunst? Ich dachte Malik hatte etwas mit ihr am Laufen. Hektor etwa auch? Ich bin so perplex, dass mir regelrecht die Kinnlade nach unten fällt.
Noch bevor ich irgendwas fragen oder sagen kann, stellt der Drache lapidar fest: „Ich habe dir die Menschenfrau mitgebracht, weil ich dir einen Tauschhandel vorschlagen möchte.“
„Wenn ich mir die Kleine so ansehe, weiß sie nichts von unserem erotischen Abenteuer, nicht wahr? Mach den Mund zu Kindchen, bevor ich einen Schwarm Fleischfliegen auf dich loslasse“, amüsiert wendet sich Banshee wieder Hektor zu. „Also, was möchtest du für den Menschen von mir?“
„Du bekommst sie, wenn ich Malik dafür sehen darf. Das ist meine Bedingung.“ Gebieterisch steht Hektor mit auf den Hüften ab gestützen Händen vor der Hexe, und blickt von seinen fast 2 Metern auf sie hinunter.

„Und was soll ich mit ihr machen? Sie meinen Wachen überlassen? Ihnen wäre es sicherlich einerlei, dass sie so hässlich wie eine Kürbisfratze ist.“ Arrogant und von sich selbst überzeugt, wirft sie mir einen Blick aus tiefschwarzen Augen zu.
„Banshee, du unterschätzt meine Intelligenz. Ich weiß, dass du geschwächt bist. Ein Zauber wie der, einen uralten Drachen zu binden, geht nicht spurlos an einer Hexe vorüber. Nicht einmal an einer mächtigen wie dir. ich gebe dir maximal zwei Tage, bis dein tatsächliches Alter zum Vorschein kommt und deine Kraft weiter geschrumpft ist.“ Neugierig sieht er sie an. „Warum hast du Malik überhaupt gebunden und damit dieses Risiko auf dich genommen?“
„Ich war es leid seinem Bitten und Betteln zu lauschen. Sein Lobgesang auf seine Gefährtin hat mich ermüdet.“
Meine Vermutung ist vielmehr, dass sie Malik mit ihren Reizen betören wollte und als der darauf nicht angesprungen ist, ist der ollen Hexe sprichwörtlich der Kragen geplatzt. Ergo: Wütende Hexe, gebannter Drache. Kein Wunder, dass ihre Bezirzen nichts gebracht hat, glaubt man den Seelengefährten-Geschichten, die ich in Hektors Drachennest gelesen habe. Selbst dann, wenn die Verführung aussieht wie Sex auf zwei Beinen.
„Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich nach ihm sehe“, wirft der Drache in den Raum. „Du kannst das Herz von der da haben und ich darf dafür zu meinem Bruder“, setzt er gelassen eins drauf und wedelt abfällig mit der Hand in meine Richtung, als wäre ich ein lästiger Plagegeist. Viel zu überzeugend klingen seine Worte in meinen Ohren. Wenn er mich vorher nicht gewarnt hätte, würde ich allmählich tatsächlich glauben, das er mich an Banshee verschachern will. „Und ich muss dir recht geben, sie ist wirklich hässlich wie eine Kürbisfratze.“
Innerlich vor Wut bebend, beobachte ich die Hexe, wie sie sich mit dem langen Nagel ihres Zeigefingers grüblerisch auf ihre sinnliche, vollen Lippen tippt, als mit einem Mal ein dämonisches Glitzern in ihren Augen erscheint, während sich ihr Mund zu einem wölfischen Grinsen verzieht. „Du machst es mir sehr sehr schwer Nein zu sagen, liebster Drache. Doch ihr Herz muss erst bluten.“ Genießerisch lässt sie den Finger, der eben noch auf ihren Lippen lag, über ihren Hals, hinunter zu ihren Brüsten gleiten, wo sie von einem heraus blitzenden Nippel, zum nächsten streicht. Mir schwand Übles und ich bin kurz davor meinen Mund aufzumachen, als sie weiterspricht: „Ich möchte meine Erinnerungen auffrischen, was unsere gemeinsame Vergangenheit in meinem Schlafzimmer betrifft, Hektor. Du hast doch sicher nichts dagegen, mir bis morgen früh mit all deiner Manneskraft zur Verfügung zu stehen?“ Erotische Energie scheint um sie herum zu wabern, als sich ihre Hand auf den Schritt MEINES Bücherdrachen legt, während sich ihre Augen daran festsaugen. „Mhmmm, ich kann es spüren. Alles ist immer noch so stolz und mächtig wie damals.“

So wahr ich hier stehe, ich werde mich jetzt auf diese Schlampe stürzen, doch mein Drache scheint meine Wut zu spüren, denn er schüttelt kurz und ruckartig seinen Kopf. Ich weiß, dass ich auf ihn hören muss, doch es fordert all meine Kraft stocksteif stehen zu bleiben. Doch es soll noch schlimmer kommen. „Um unsere gemeinsame Zeit zu würzen, wird sie uns zusehen.“ Beifall heischend blickt Banshee zu Hektor auf. „Denn ich vermute, dass ihr etwas an dir liegt. Auch wenn du dir ihr Vertrauen offensichtlich erschlichen hast, damit ich dich im Tausch zu Malik lasse. Kluger Drache! Es ist herrlich sich die Magie eines liebenden Herzens einzuverleiben. Nichts schmeckt köstlicher, außer wenn ich mich recht erinnere, dein … “
„Wir sollten endlich in dein Schlafzimmer“, unterbricht Hektor sie und lässt seine Hand über ihre Haut gleiten, die das Kleid am Rücken frei lässt. „Warum herumstehen und warten?“ Er beugt sich hinunter und knabbert sich ihren Hals entlang Richtung Schlüsselbein.
Wenn er sie hätte aussprechen lassen, was ich vermute, wäre ich auf alle Fälle eskaliert. Das jetzt mitansehen zu müssen, zerreisst mich innerlich, auch wenn ich weiß, dass alles nur gespielt ist. Auf einen Wink der Hexe hin, materialisieren sich zwei der finstren Schatten und packen mich links und rechts an meinen Armen. Unter den wogenden schwarzen Kaputzenumhängen die sie tragen, kann man nur das Glühen ihrer Augen sehen. Um ehrlich zu sein, lege ich keinen gesteigerten Wert darauf zu erforschen, was sich sonst unter den Umhängen verbirgt. Sie zwingen mich zurück in ihre Mitte, als mein Versuch scheitert, mich aus der Umklammerung zu befreien. Zwecklos. Kurz erhasche ich einen Blick auf Hektor, dessen Augen nun gänzlich ihre Reptilienoptik erreicht haben, als er die beiden Wachen dabei beobachtet, wie sie mich mit ihrer Kraft fixieren. Wie es scheint, hat er Mühe, seinen Drachen unter Kontrolle zu halten, bevor sich sein Blick klärt und er sich mit einem einschmeichelnden Lächeln Sexyhexy zuwendet.
In ihrer Selbstherrlichkeit badend scheint es Banshee überhaupt nicht in den Sinn zu kommen, dass sie tatsächlich genau so handelt, wohin Hektor sie haben möchte. Wie kann man nur so alt und dermaßen dämlich sein! Sie hält seinen Bruder gefangen und glaubt, dass Hektor – Anführungsstriche unten – der alten Zeiten wegen – Anführungsstriche oben – mit ihr ins Bett steigen wird?! Wird er doch nicht wirklich, oder?

Ich bin baff, als ich ihn auch schon sagen höre: „Lass uns Erinnerungen auffrischen gehen.“ Hektors Arm wickelt sich um Banshees Taille und bevor ich mich versehe, zerren mich die Wachen hinter dem Paar die Treppe hinauf, die letztendlich in einem langen Gang endet, der vom zuckendem Licht vieler Fackeln erleuchtet wird. Dazwischen hängen Grauen erregende, realistisch dargestellte Ölgemälde von mittelalterlichen Folterszenen. Sie scheinen das Innenleben der Hexe wieder zu spiegeln und geben mir das verstörende Gefühl, dass mich die Folterknechte gierig mit ihren Blicken verfolgen. So, als wäre ich ihr nächstes Opfer. Worauf habe ich mich da nur eingelassen, schießt es ungehindert durch meinen Kopf. Ich wünsche mich sehnlichst zurück in Hektors Burg, zurück in die riesige und trotzdem total heimelige Bibliothek, mitten hinein in meinen Lieblingsohrensessel und den paranormalen historischen Liebesroman, den ich am Wickel hatte, bevor wir so abrupt aufbrachen. Aber nein, ich muss mich mit einer Hexe begnügen, die ihre Finger nicht von meinem Drachen lassen kann. Doofes soziales Engagement, da sind mir Bücher lieber! Und mein Drache? Er hat offensichtlich das Talent zum Schauspielern mit der Muttermilch aufgesogen! Denn das, was er mit der angeblich verhassten Hexe abzieht, ist absolut – GRAUENHAFT – glaubwürdig. Ja, ja! Mir ist bewußt, dass er sie in Sicherheit wiegen möchte, aber dermaßen intensiv? Von seiner Hand, die Stück für Stück das Kleid nach oben rafft und eine nackte Pobacke präsentiert, bis hin zu seinem Mund, der ihr – so wahr ich hier zwischen diesen Kreaturen gehe – mit Sicherheit schmutzige Sachen ins Ohr flüstert! Und das alles, bereits während des Weges in ihr Schlafzimmer. Mein Herz blutet bei diesem Anblick und ich fühle, wie ein kleines Stückchen davon abbricht. Sosehr ich mir auch einzureden versuche, dass das alles nur Show ist, drehen meine Emotionen gänzlich am Rad, als wir endlich in Banshees dekadent üppiges Schlafgemach erreichen.
Alles hier wirkt wie eine Art Trophäenhalle, nur dass kein Wildjäger seine besten Stücke – sorry, anders kann ich dazu nicht sagen – zur Schau stellt, sondern eine Sexjägerin. Wohin mein Blick auch schweift, landet er auf Abbilder von Banshee, immer in eindeutiger Postion mit einem anderen Mann. So wie es aussieht, hat sie es das Kamasutra rauf und runter getrieben. Es gibt massenhaft dieser Ölbilder, die die Einrichtung zu etwas schwülstig-pornografischem machen. Meine Augen werden immer größer, als ich die Szenen betrachte, die von barocken goldenen Rahmen umrandet werden. Genau über dem Bett, bleibe ich zutiefst geschockt an zwei besonders bildhaft dargestellten Szenarien hängen. Das darf doch nicht wahr sein! Mein Drache und Malik scheinen ja ordentlich Eindruck hinterlassen haben, warum sonst haben sie einen Ehrenplatz? Mir wird schlecht und als meine Knie unter mir nachgeben hindern mich nur die kräftigen Hände der Hexenschergen daran zu Boden zu gleiten. Ich höre ein Knurren und sehe wie sich Hektor von mir abwendet und Banshee aufs Bett befördert. Mit einem „Genau so ungeduldig wie einst!“, setzt sich Banshee auf und zieht mit einer fließenden Bewegung das hochgerutschte Kleid von ihrem Körper. Wenn jetzt kein Stepptanz in Hektors unteren Regionen beginnt, verstehe ich die Welt nicht mehr. Mir jedenfalls bleibt bei dem Anblick den sie bietet die Spucke weg und das, obwohl ich stockhetero bin. Wie mag es da erst meinem Drachen gehen? Streicht das „meinem“. Eben sieht es nach „ihrem“ aus. Schon packt er seinen Pullover hinten am Kragen und reißt ihn über seinen Kopf, seine Augen funkeln hungrig (!!!!) als er sich komplett zu ihr umdreht und mustert. Sein langer schwarzer Zopf baumelt zurück auf Hektors Rücken, dessen Muskeln sich bei jeder Bewegung anspannen. Mir entweicht ein schmerzhaftes Stöhnen, welches Hektor kurz stocken lässt, bevor er kurzen Prozess mit dem Rest seiner Kleidung macht. Ohnein!
Ihn das erste Mal nackt zu sehen – wenn auch nur seine spektakuläre Rückenansicht – habe ich mir wahrlich anders vorgestellt. Geschmeidig wie ein Panter nähert er sich dem Bett, das durch ein Podest erhöht steht und dessen Bettpfosten Faune mit erigierten Penissen zeigt, die differenziert von einem Meister seines Fachs ins Holz geschnitzt wurden. Bahnshee beißt sich, bei dem was sie sieht, sinnlich in die üppige Unterlippe ohne einen Augenblick vom Drachen weg zu sehen und lässt ihre milchig weißen Schenkel auseinander klappen. Freie Sicht in den Himmel oder die Hölle, je nach Betrachter.
„Komm mein Schöner“, lockt sie den Drachen sirenengleich, „und Ihr“, wendet sie sich an ihre Handlanger, „bringt die Kröte in den Kerker. Ich glaube sie hat genug gesehen, um ihr Herz ordentlich bluten zu lassen!“
Gierig leckt Banshee über ihre Lippen und zieht Hektor in einen tiefen Kuss zu sich nach unten. Der lässt sich zwischen ihren Schenkeln nieder und erwidert ihn voller Inbrunst.
Ich stemme mich mit aller Kraft die ich aufbringen kann gegen meine Bewacher und lasse alle eindringlichen Forderungen Hektors fahren. „Nein! Lasst mich los!“ Doch sie schleifen mich unbeeindruckt weiter Richtung Schlafzimmertüre. „Hektor! Bitte! Tu das nicht!“, flehe ich ihn an, während Tränen aus meinen Augen schießen und in Strömen meine Wangen herab laufen. „Bitte. Bitte, Hektor. Nicht!“ Ich spüre mein Herz in zwei Teile brechen. „Neiiiiiin ….!“

Etwas rüttelt mich an der Schulter. „NEIN! Lasst mich los ihr Elenden! Ich muss zurück!“ Doch das Rütteln wird immer nervtötender und ich schlage nach dem Störenfried.
„Kleines, du musst aufwachen!“
Gefangen zwischen Traum und Realität kullern die Tränen weiter aus meinen Augen. „Das kann Hektor nicht tun“, flüstere ich mit erstickter Stimme.
„Psssst. Alles ist gut, meine Kleine. Ich bin doch bei dir. Es war alles nur ein böser Traum.“
Endlich entlässt mich Morpheus soweit aus seinen Klauen, das ich meiner Umgebung gewahr werde. Hektor steht vor meinem Lieblingssessel und ich bin so durch den Wind, dass ich gar nicht überlege, sondern mit den Füßen auf die Sitzfläche hüpfe. Von dort oben aus, werfe ich mich dem Bücherdrachen an den Hals, der in männlicher Pracht vor meinem Sessel steht. „Du bist hier, bei mir! Du bist nicht bei der Hexe!“
Liebevoll intensiv drückt er mich an seine breite Brust und lässt sich mit mir im Arm vorsichtig auf dem Ohrensessel nieder, auf dem ich eingeschlafen war. Mein Bücherdrache nimmt das aufgeschlagene Buch, das neben einer Tasse Pfefferminztee auf dem Beistelltisch liegt. „Wie es scheint, bist du über „Die lüsterne Hexe Aradia“ eingeschlafen, Kleines. Das hat wohl einen höchst eindringlichen Traum ausgelöst.“
Nachdem er das Buch zurück gelegt hat, wischt er behutsam mit beiden Daumen meine Tränen fort, küsst meinen Scheitel und schaut mich durchdringend an. „Geht es dir wieder besser?“, möchte er wissen. „Ich sollte in Zukunft über deinen Schlaf wachen. Oder noch besser, dich darin besuchen.“ Er streicht vorsichtig mit seinen Fingerknöcheln über meine vom Weinen gerötete Wange. „Worum ging es in deinem Traum?“
Ich schlucke heftig, weil mich das Erlebte noch nicht komplett los gelassen hat. „Es ging um Malik, dich und eine Hexe namens Banshee!“
Hektor wirkt, kaum dass ich den Hexennamen ausgesprochen habe, bis in seine Grundfesten erschüttert: „Woher kennst du Banshee?“, grollt es explosiv und ungläubig aus seiner Kehle.

WTF!!!

 

Hektors Spezial oder "Gefahrvolle Nacht auf Burg Mallachdan"

Hektors Spezial oder "Gefahrvolle Nacht auf Burg Mallachdan"

Die Kürbisse sind übrigens im Schweiße meines angesichts von mir selbstpersönlich 😀 😀 geschnitzt! Ich denke mal, dass heute keine Kinder – wegen Corona – bei uns auf der Suche nach „Süßem oder Saurem“ vorbei kommen werden, doch ich habe ihnen trotzdem eine Schüssel voller Süßigkeiten nach draußen zu den Kürbissen gestellt, allerdings mit folgendem „Schild“ … *hihihi*

Hektors Spezial oder "Gefahrvolle Nacht auf Burg Mallachdan"

Happy Halloween!

Eure

Ka

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